Zahlreiche auf den Boden geworfene Zigarettenstummel liegen auf dem Pflaster des Gendarmenmarktes in Berlin. Weltweit werden Schätzungen zufolge jedes Jahr 4,5 Billionen Zigaretten in die Umwelt geworfen. Foto: dpa/Jens Kalaene

Schnell weggeworfen, lange liegen geblieben. Auf den Boden geworfene Zigarettenkippen sind nicht nur hässlich anzusehen. Die Auswirkungen auf die Umwelt werden häufig unterschätzt. Dabei ist der Giftcocktail in Kippen brandgefährlich.

n Deutschland gibt es rund 22 Millionen Raucher. Ihre Zahl geht stetig zurück – besonders bei Jugendlichen. Aber im Stadtbild sind die Überbleibsel des Rauchens weiter überall sichtbar.

Zigarettenstummel sind laut Studien vielerorts der am häufigsten achtlos in die Umwelt geworfene Müll. Sie liegen an Stränden und in Wäldern, in Innenstädten und an Bushaltestellen, vor Gastronomien und an touristischen Sehenswürdigkeiten.

Wie groß ist die Müllmenge an weggeworfenen Kippen?

In der Untersuchung „Tobacco and its environmental impact“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt es, dass Zigarettenfilter durchschnittlich 30 bis 40 Prozent des Gesamtmülls ausmachen, der in Städten und an Stränden vom Boden gesammelt wird.

In manchen Großstädten machen Zigarettenstummel sogar bis zu 60 Prozent des weggeworfenen Mülls aus. Durchschnittlich drei Zigaretten pro Quadratmeter fanden Forscher vor einigen Jahren in Berlin – das Maximum waren 49 pro Quadratmeter.

Laut einer Studie des Instituts für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen werden jährlich weltweit 5,6 Billionen Zigaretten geraucht und rund 4,5 Billionen davon unsachgemäß entsorgt. Das summiert sich zu einem gigantischen Müllberg von mehr als 750 000 Tonnen.

Giftcocktail in den Stummeln

Wie viele Giftstoffe enthalten Zigarettenstummel?

Zigarettenstummel bestehen größtenteils aus einem Filter aus Kunststoff. Das Material aus Cellulose-Acetat ist mit Chemikalien angereichert und zersetzt sich nach zehn bis 15 Jahren. In den Stummeln sammeln sich allerdings bis zu 7000 verschiedene Giftstoffe, mehr als 50 davon sind krebserregend.

Neben Nikotin sind dies Arsen und Schwermetalle wie Blei, Kupfer, Chrom und Cadmium wie Thomas Novotny, Professor der Division of Epidemiology and Biostatistics an der San Diego State University, in einer Studie nachgewiesen hat. Die Filter können außerdem bis zu 50 Prozents des im Zigarettenrauch enthaltenen Teers zurückhalten.

Wie belastend sind Kippen für das Grundwasser?

Am Ende landen sie durch Wind und Regen meist in Flüssen und Meeren. Belastet werden vor allem Gewässer und das Grundwasser. Aus einem Stummel können knapp zwei Milligramm Nikotin in Böden und Gewässer gespült werden und laut einer Studie 1000 Liter Wasser verunreinigen.

Wie schädlich sind Zigarettenstummel für Tiere?

Für Wasserbewohner wie Fische, Larven und Mikroorganismen können Kippen tödlich sein. Bereits ein Zigarettenstummel pro Liter Wasser reicht aus, um die Hälfte der darin schwimmenden Fische zu töten.

Bei Wattwürmern wurden mögliche Veränderungen des Erbgutes nachgewiesen. Wenn Speisefische kleinste Partikel fressen, könnte der Zigarettenmüll auch in der menschlichen Nahrungskette landen.

Was tun Kommunen gegen den Kippen-Müll?

Aufgrund giftiger Stoffe misst das Umweltbundesamt Zigaretten bei der Reduzierung von weggeworfenem Müll – sogenanntem Littering – „besondere Bedeutung“ zu.

Viele Kommunen setzen im Kampf gegen die Kippen neben Aufklärung sowie höheren Bußgeldern auf zusätzliche Aschenbecher. Alleine Sylt gibt nach eigenen Angaben jedes Jahr 10 000 Strandaschenbecher aus.

Köln berichtet, dass vor dem Hauptbahnhof durch mehr Aschenbecher „eine extreme Verbesserung“ erzielt werden konnte.

Studien zufolge helfen zudem Hinweisschilder mit Aufschriften wie „Wirfst du deinen Müll in die Umwelt?“ oder „Wirf ihn hier rein“. Manche Städte verteilen auch kostenlose Taschenaschenbecher.