Foto: dpa

Stuttgart 21: Nach der Wahlparty gibt es Ausschreitungen -Polizei mit Großaufgebot.  

Stuttgart - Wenige Stunden nach dem historischen Wahldebakel von Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg ist es am Stuttgarter Hauptbahnhof am Sonntagabend zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen.

Kaum liegt das Ergebnis der Landtagswahl vor, da kommt es in der Landeshauptstadt bereits zu Rangeleien am Hauptbahnhof zwischen der Polizei und zahlreichen Gegnern des Bahnprojekts Stuttgart 21.

Mehrere Hundert Gegner des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 stoßen am späten Sonntagabend auf ganzer Länge Bauzäune am Nordflügel des Hauptbahnhofs um. Die Aktion ereignet sich während der von den sogenannten Parkschützern organisierten "Mappschiedsparty" am Schlossplatz.

Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot am Nordflügel an und beginnt, das Gelände wieder großräumig abzuriegeln. Zuerst hatten die Protestierer den Zaun am Nordflügel auf ganzer Länge umgerissen. Dann verlagert sich der aggressive Protest auch auf die Bahnhof-Südseite, wo die Menge ebenfalls an einem Bauzaun heftig rüttelt. Der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, hat die Protestaktion als Erfolg gewertet: "Der Bauzaun liegt, das ist ein gutes Zeichen." Mit der "spontanen Aktion" forderten die Stuttgart-21-Gegner die mögliche neue grün-rote Regierung zum sofortigen Baustopp auf. Von Herrmann betont: "Wir Parkschützer fangen schon mal an."

Je länger der Protest auf der Südseite des Bahnhofs im Bereich des geplanten Gebäudes für das Grundwassermanagements dauert, desto aggressiver wird er. Die Randalierer reißen einen Teil des Zaunes heraus, etliche sind erheblich alkoholisiert. Inzwischen sind Einheiten der Polizei, die sichtlich auf Deeskalierung setzt, in voller Montur aufmarschiert. Die Einsatzkräfte drängen die Randalierer zurück und stellen die Zäune wieder auf. Allerdings reißt die Menge die Barrieren wieder um. Daraufhin zieht sich die Polizei erneut zurück. Sie spricht von rund 500 Demonstranten, die Parkschützer von etwa 1000 "ausgelassenen Kopfbahnhof-Freunden." Allerdings wird die Stimmung - befeuert von betrunkenen Randalierern - wieder so aggressiv, dass das Deeskalationsteam der Parkschützer beginnt, sich zwischen die Randalierer und den Zaun zu stellen. Soll heißen: Die Parkschützer schützen den Zaun.

Das ändert nichts an dem Ziel der Parkschützer. Sie fordern den künftigen Ministerpräsidenten auf, als erste Amtshandlung bei Bahn und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) das Ende von Stuttgart 21 durchzusetzen.

Ein Polizeisprecher sagt, Demonstranten hätten zum Teil massiv Widerstand gegen Beamte geleistet, was zu Anzeigen führen werde. Beamte hätten Prellungen und Schürfwunden davongetragen. Ein Aktivist sei festgenommen worden.

Die Parkschützer beklagen dagegen, die Stimmung habe zu kippen gedroht, als die Polizei "in einer recht unkoordinierten Aktion versucht habe, der Menschenmenge einzelne Gitterteile entgegenzudrücken."