In Feierlaune: Ralph Siegel und seine Frau Kriemhild Jahn Foto: dapd

Der Produzent feiert am Donnerstag seinen 65. Geburtstag und sein 50. Berufsjubiläum.

München - Seine Kompositionen sind für Ralph Siegel alles. Und der Eurovision Song Contest eine Sucht. Dutzende Male schrieb er Songs für den Grand Prix, trat in unzähligen Vorentscheiden nicht nur in Deutschland an, 19-mal war er mit einem Song beim internationalen Wettbewerb dabei. Einmal schaffte er es auf Platz eins: 1982 mit der damals noch weitgehend unbekannten 17-jährigen Nicole und "Ein bißchen Frieden".

Doch 28 Jahre später folgte ihm die Schülerin Lena Meyer-Landrut mit Produzent Stefan Raab - ein Schock für Siegel. Er hatte den beiden beim diesjährigen Eurovision Song Contest kaum Siegchancen eingeräumt. "Der Grand Prix ist die Weltmeisterschaft der Musik, das ist eine ganz andere Nummer", hatte er im Interview mit dem "SZ-Magazin" kurz vor dem Wettbewerb gesagt.

"Wenn ich aufhöre zu arbeiten, falle ich tot um"

Schlagzeilen machte der Komponist in diesem Jahr aber nicht nur mit seinen Kommentaren zum Eurovision Song Contest, sondern auch mit seiner Krebserkrankung. Im Frühjahr gab der Vater dreier Töchter bekannt, dass er Prostatakrebs hat. Ihm gehe es "wieder sehr gut", sagte er der "Bild am Sonntag" nun. Die Musik habe ihm bei der Bewältigung seiner Krankheit geholfen, sagt er. "Wenn ich aufhöre zu arbeiten, falle ich tot um. Ohne meine Arbeit hätte ich die letzten drei Jahre nicht überstanden. Nein, ich ergebe mich nicht meinem Schicksal."

Auch als Kind war es die Musik, die den Sohn des Komponisten Ralph Maria Siegel und der Operetten-Sängerin Ingeborg Döderlein antrieb. Er spielte Schlagzeug, Akkordeon, Gitarre sowie Klavier und schrieb schon als 14-Jähriger Kompositionen. 1964 hatte er seinen ersten größeren Erfolg im Musikbusiness: "It's A Long Way To Georgia" mit Sänger Don Gibson schaffte es auf Platz acht in den US-Charts. Es folgten Hits für bekannte Künstler wie Katja Ebstein ("Abschied ist ein bisschen wie sterben"), Udo Jürgens ("Griechischer Wein"), Heino oder Costa Cordalis.

Tiefe Abneigung gegenüber Raab

Seine Grand-Prix-Karriere startete Siegel 1974, zwei Jahre nach dem Tod des Vaters. Der Komponist verfasste damals Ireen Sheers Beitrag "Bye, Bye, I Love You" für Luxemburg. 1976 folgte dann das Debüt bei der deutschen Vorentscheidung und sechs Jahre später sein größter Triumph "Ein bißchen Frieden".

Beim Grand Prix gehe es ihm vor allem um die Ehre, ein Land vertreten zu dürfen und die von ihm komponierte Musik einer halbe Milliarde Menschen vorzustellen, betont Siegel in Interviews immer wieder. Doch nach einem Relaunch des nationalen Vorentscheids im Jahr 1998 hatten es der bis dahin unangefochtene Grand-Prix-König und sein Texter Bernd Meinunger schwerer - sie traten gegen Guildo Horn und dessen Komponisten Stefan Raab alias Alf Igel an und verloren. Der Grundstein für eine tiefe Abneigung war gelegt.

Mit seinem Musical "Clowntown" will Siegel an den Broadway

In den darauffolgenden Jahren ließ Raab Siegel immer wieder hinter sich, bis er in diesem Jahr mit Lena an dessen größten Erfolg anknüpfen konnte.

"Uns fehlt die Plattform für moderne Schlager und schöne Melodien", sagt Siegel. Um sie wieder erklingen zu lassen, schreibt er schon seit 25 Jahren an seinem Musical "Clowntown". Sein Traum ist es, das Stück eines Tages auf dem Broadway zu sehen. Im Oktober stehen dafür in New York Lesungen von Produzenten an - es ist bereits die zehnte Version des Stücks.