Der Schall breitet sich über große Entfernungen aus. Durch die Einflüsse der Atmosphäre und Topografie kann sein Klang verändert und verzerrt werden, so dass sich die Schallquelle plötzlich ganz anders anhört – wie etwa ein Posaunenklang am Himmel (Symbolbild). Foto: Imago/Shothop

Himmelsposaunen, Himmelsbeben, Skyquake, Seneca-Gun: Die Namen für dieses akustische Phänomen sind zahlreich. Was verbirgt sich hinter den mysteriösen Geräuschen und Klängen, die in den sozialen Netzwerken immer wieder für Furore sorgen? Eine wissenschaftliche Spurensuche.

Immer wieder liest man Berichte, in denen von mysteriösen Geräuschen und Lauten am Himmel die Rede ist. In den sozialen Medien finden solche Meldungen rasch Verbreitung. Manche wähnen schon die Apokalypse nahen. Doch das meiste, was diesbezüglich in den sozialen Netzwerken herumgeistert, ist blanker Unsinn.

Woher stammt der Name Himmelsposaune?

Es gibt wissenschaftliche Erklärungen für die seltsamen akustischen Phänomene, die auch als Himmelsposaune oder Himmelsbeben (englisch: Skyquake) bekannt sind. Doch woher stammen diese Bezeichnungen?

Die Spurensuche beginnt in der Bibel, genauer gesagt in der Geheimen Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Im letzten Buch der Heiligen Schrift heißt es: „Und als das Lamm das siebente Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben“ (Kapitel 8, Vers 1 und 2).

Die sieben Posaunen, von denen in der Bibel die Rede ist, gehören zu den sieben Plagen der Endzeit, ein zentrales Thema in der Geheimen Offenbarung des Johannes – auch Johannesapokalypse genannt. Auf die Visionen der sieben Siegel (Kapitel 6) folgen die sieben Posaunen (Kapitel 8-9) und die Vision der sieben Plagen (Kapitel 15–16). Die Plagen gehen aus der siebten Posaune hervor und leiten das Jüngste Gericht Gottes ein.

Was ist ein Skyquake?

Erdbeben am Himmel hören sich wie ein Widerspruch in sich an. Der Begriff Himmelsbeben ist genauso wie der aus der Bibel entlehnte Terminus Himmelsposaune nicht wörtlich, sondern metaphorisch – also in einem bildlich übertragenen Sinne – zu verstehen.

Dahinter verbergen sich Schallphänomene am Himmel, für die es keine offenkundige wissenschaftliche Erklärung gibt. Die ersten Berichte über dieses Phänomen stammen aus dem Jahr 1824 von einer Insel in der Adria. Seitdem haben Wissenschaftler versucht, die Ursprünge und Ursachen dieser Geräusche zu finden.

Berichten zufolge kommt ein lautes Knallgeräusch mit spürbaren Vibrationen vom Himmel. Wer ein solches Himmelsbeben erlebt, hat normalerweise keine schlüssige Erklärung für seine Ursache und empfindet es als ziemlich mysteriös.

Wo sind Himmelsbeben aufgetreten?

Himmelsbeben wurden bereits an vielen Orten auf der ganzen Welt wahrgenommen. Die Namen für dieses Phänomen sind regional verschieden:

  • Bangladesch: Barisal-Geschütze
  • Frankreich: bombes de mer, canons de mer
  • Indonesien: dentuman (Klappern), suara tembakan meriam (das Geräusch von Kanonenfeuer)
  • Italien: brontidi, marina, balza, lagoni, bomba, rombo
  • Japan: uminari (Schreie aus dem Meer)
  • Niederlande/Belgien: mistpoeffers, zeepoeffers, zeedoffers
  • Philippinen: Retumbos
  • USA: Mistpouffers, Waffen der Seneca, Seneca-Guns
  • Lateinamerika: cielomoto

Wie werden die Geräusche beschrieben?

Die Klänge werden häufig als entferntes, übermäßig lautes Donnergeräusch beschrieben – ähnlich wie beim Abfeuern einer Kanone –, während keine Wolken am Himmel sind, die groß genug sind, um Blitze zu erzeugen. Die Schallausläufer verursachen gelegentlich Stoßwellen, die Platten zum Rütteln bringen.

Den ersten weißen Siedlern in Nordamerika wurde im 17. Jahrhundert von den einheimischen Irokesen erzählt, dass die Knallgeräusche der Klang des Großen Geistes seien, der seine Arbeit an der Gestaltung der Erde fortsetze.

Was sind Seneca Guns?

Die Begriffe Mistpouffers und Seneca Guns stammen beide aus der Gegen um den Seneca Lake, dem größten der Finger Lakes im US-Bundesstaat New York, wo ist indiansche Irokesenstämme lebten, und beziehen sich auf das Grollen von Artilleriefeuer.

James Fenimore Cooper, Autor des Abenteuerromans „The Last of the Mohicans“ (Der letzte Mohikaner) schrieb im Jahr 1850 „The Lake Gun“. Die Kurzgeschichte spielt am Seneca Lake und beschreibt das Phänomen des Himmelsbeben.

Was sind die Ursachen für Himmelsposaunen?

Viele dieser Geräusche sind vom Menschen verursacht. Sie stammen aus dem Bergbau, der Industrie oder von Flugzeugen. Wenn die Schallquelle nicht menschlichen Ursprungs ist, können verschiedene natürliche Ursachen dafür verantwortlich sein:

  • Meteore, die in die Atmosphäre eindringen und einen Überschallknall verursachen.
  • Gase, die aus Entlüftungsöffnungen in der Erdoberfläche austreten. Bei Seen kann beispielsweise plötzlich Biogas aus verrottender Vegetation austreten, das unter dem Seeboden eingeschlossen ist. Im Falle des Cayuga Lake und Seneca Lake, wo dieses Phänomen auftritt, handelt es sich um große und tiefe Seen.
  • Explosionsartige Freisetzung weniger flüchtiger Gase, die beim Zerfall von Kalkstein in Unterwasserhöhlen entstehen.
  • Flugzeuge, die Überschallknalle erzeugen.
  • Flache Erdbeben, die nahe der Oberfläche auftreten, sind oft so schwach, dass sie unbemerkt bleiben. Sie können Schallwellen mit geringen Bodenvibrationen erzeugen. Das dröhnende Geräusch ist nur in einem begrenzten Bereich um das Epizentrum herum zu hören. Während die Geräusche tieferer Erdbeben für das Gehör zu leise sind, gibt eine Schwingung näher an der Oberfläche Geräusche ab. Diese können wir hören.
  • Mögliche Resonanz durch magnetische Aktivitäten der Sonne und/oder der Erde, die solche Geräusche verursachen.
  • Atmosphärische Leitungen, bei denen sich entfernter Donner oder andere Geräusche über große Entfernungen ausbreiten, da sie durch bestimmte atmosphärische Schichten wandern
  • Starkes Donnern von sehr weit entfernten Gewittern

Der Schall breitet sich über große Entfernungen aus. Durch die Einflüsse der Atmosphäre und Topografie kann sein Klang verändert und verzerrt werden, so dass sich die Schallquelle plötzlich ganz anders anhört – wie etwa ein Posaunenklang am Himmel.