Die Sicherheit für Radfahrende in der Fellbacher Theodor-Heuss-Straße soll weiter verbessert werden. Foto: Dirk Herrmann

In der Theodor-Heuss-Straße dürfen Autofahrer die dortigen Radelnden nicht mehr passieren. Mehr Rot auf der Fahrbahn soll zusätzlichen Schutz bringen. Es gibt noch mehr Ideen für die Sicherheit.

Die teils heftigen Debatten über die Fellbacher Fahrradkultur haben sich in den vergangenen Wochen vorwiegend um den Streckenverlauf des künftigen Remstal-Radschnellwegs in Ost-West-Richtung durch die Kernstadt gedreht. Die Pedaleure beschäftigen die Strategen im Rathaus wie auch die Lokalpolitiker allerdings auch noch auf anderen Strecken, vorwiegend in der Nord-Süd-Richtung. So wurde im Gemeinderat ein Update der Radstrategie vorgestellt – mit für Laien nicht ganz durchschaubaren Varianten wie einem gelben und einem grünen Radwegnetz sowie noch mehr aufgepinseltem Rot auf dem Asphalt nebst einer durchgängig türkisen Begleitlinie.

Radstraße als Alleinstellungsmerkmal

Als Startmaßnahme soll die Situation in den vier Fellbacher Fahrradstraßen verbessert werden. Diese Radstraßen, so die Einschätzung von Birgit Orner und Julia Dickow von der Stabstelle Radmobilität im Rathaus, „bilden ein Alleinstellungsmerkmal für die Radmobilität in Fellbach“. Nach Abstimmungsgesprächen mit den Fachämtern in der Verwaltung, der Verkehrsbehörde und dem Polizeipräsidium soll in den zwei bestehenden Fahrradstraßen die Verkehrssicherheit verbessert werden – konkret in der Theodor-Heuss-Straße und in der Pfarrer-Sturm-Straße – also auf der westlichen Parallelstrecke zur viel befahrenen Bahnhofstraße. Dafür wird nun an den beiden Fahrradstraßen das Zusatzschild „Anlieger frei“ angebracht. Die beiden Straßen sind somit nicht mehr für den Durchgangsverkehr gedacht.

Mindestens ebenso wichtig ist die Verfügung, dass Radlerinnen und Radler in der Theodor-Heuss-Straße und der Pfarrer-Sturm-Straße künftig nicht mehr von Autos überholt werden dürfen. Um dies zu erreichen, wird das Verkehrszeichen „Zweirad-Überholverbot“ angebracht. Das erscheint umso sinnvoller, da die Straße ohnehin nicht allzu breit ist und Radfahrende bei Überholvorgängen ziemlich nah an die geparkten Autos gedrängt werden. Eine Erschwernis, die allerdings künftig durch entgegenkommende Autos weiter besteht.

Piktogramm und „Sicherheitstrennstreifen“

Mehr Sicherheit für die Radlerinnen und Radler erhofft man sich in der Stabstelle Radmobilität durch noch mehr Rot – nicht etwa in Form von Ampeln, sondern direkt auf der Straße mit der Ergänzung der bisherigen Markierungen: Auf dem Boden wird das Piktogramm „Fahrradstraße“ angebracht. Die Senkrechtparkplätze, die sich insbesondere in der Pfarrer-Sturm-Straße befinden, erhalten „Sicherheitstrennstreifen“, wie es in der schriftlichen Ausarbeitung heißt.

Und auch ganz grundsätzlich wird es bald auffälliger: Als optisches Erkennungszeichen der Fahrradstraße wird eine türkise Begleitlinie als durchgezogenes optisches Erkennungszeichen aufgepinselt. Ebenfalls auf der Agenda stehen die Ergänzung fehlender roter Furtmarkierungen sowie die Erneuerung bestehender Rotmarkierungen mit rutschfestem Belag.

Zwei weitere Zebrastreifen kommen

Das Maßnahmenbündel ist auch damit noch nicht erledigt: An den Minikreisel auf Höhe der Wernerstraße kommen zwei weitere Zebrastreifen. Der Gehweg wird – als Folgerung aus den ermittelten Mängeln beim sogenannten Fußverkehrscheck – verbreitert. Ebenfalls umgesetzt wird die Verlagerung der Zufahrt zum Einkaufsbereich nördliche Bahnhofstraße. Die Anbindung soll hierbei nur noch auf einem kurzen Abschnitt über die Fahrradstraße erfolgen und durch die Eberhardstraße geführt werden. Die Gesamtkosten für die genannten Verbesserungen in den Fahrradstraßen beziffert die Verwaltung auf knapp 80 000 Euro.

Auch im Stadtteil Schmiden, am Knotenpunkt beim Otilia-Frech-Platz in Nähe des Großen Hauses mit dem Orfeo-Kino, soll es Verbesserungen zur Verkehrssicherheit geben. Dort wird auf der Butterstraße (also in nord-östlicher Richtung) eine gesicherte Linksabbiegespur für den Radverkehr markiert. „Durch verkehrswidriges Abbiegen von Radfahrenden an diesem Knoten kam es in der Vergangenheit vermehrt zu gefährlichen Situationen“, sagt Birgit Orner. Begleitend ist ein Informationstermin am nahe gelegenen Schmidener Friedensschulzentrum geplant. Die Kosten für diese Markierungslösung liegen bei etwa 14 500 Euro.

Rot, Türkis, Gelb, Grün: Alles so schön bunt hier

Rote Markierungen hier, türkise Linien dort – es ist bald alles ganz schön bunt in den Fellbacher Radangelegenheiten. Damit nicht genug: Die fürs Stadtgebiet entwickelte Radwegestruktur wird künftig in ein gelbes und ein grünes Netz gegliedert. Denn künftig gibt es entlang der zentralen Achsen zwei Angebote: Da ist zum einen das gelbe Netz als sichere und komfortabel befahrbare Verbindung entlang der Hauptverkehrsstraßen. Zur Zielgruppe gehören „sicher Radfahrende und Pendelnde, die zügig und ohne Umwege ans Ziel kommen möchten“, wie die Rad-Expertinnen im Rathaus ausführen. Das grüne Netz wiederum verläuft entlang paralleler Nebenstraßen, zur Zielgruppe gehören hierbei „schutzbedürftige Radfahrende und Freitzeitradfahrende“.

Freie Fahrt für Radfahrende

Fahrräder bevorzugt
Immer mehr Kommunen auch im Rems-Murr-Kreis weisen sogenannte Fahrradstraßen aus. So wie Hauptverkehrsstraßen den Autoverkehr konzentrieren, dienen Fahrradstraßen der Bündelung des Radverkehrs.

Autos geduldet
In derartigen Straßen dürfen, wie der Automobilclub ADAC erläutert, nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zusatzschilder können jedoch den Auto- und Motorradverkehr zulassen – wie etwa in der Theodor-Heuss-Straße, der „Fahrrad-Musterstraße“ (SPD-Stadtrat Hans-Peter Krause) in Fellbach.

Besondere Rücksicht
In den Fahrradstraßen gilt außerdem die Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde. Und: „Auf Radfahrer muss besondere Rücksicht genommen werden“, so der ADAC.

Weinstädter Vorschlag
Der Jugendgemeinderat hat jetzt angeregt, aus der Beutelsbacher Eberhardstraße eine Fahrradstraße zu machen. Der Antrag wird nun von der Stadt geprüft.