Nachdenklich: VfB-Profi Sercan Sararer Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart ist auf der Anreise ins Trainingslager in Kapstadt. Mit an Bord ist Sercan Sararer, der schon vorher Schlag-Zeilen gemacht hat – im wörtlichen Sinne.

Stuttgart - Gut kicken sollen sie, von Boxen steht in den Arbeitsverträgen der VfB-Profis nichts drin. Und nach allem, was bekannt ist, war das auch nicht das Anliegen von Sercan Sararer (24) in seinem Weihnachtsurlaub in Nürnberg. Dennoch ließ er die Fäuste fliegen – mit bösen Folgen. Aber der Reihe nach . . .

Die Feiertage verbrachte Sararer in seiner Heimstadt Nürnberg. Es war eine besinnliche Zeit – bis es zu dem folgenschweren Vorfall kam. Sararer geriet in eine Schlägerei und bekam einen Hieb ab, bei dem er sich das Nasenbein brach. Sararer landete im Uni-Klinikum Erlangen, wo er umgehend operiert wurde. Beim Trainingsauftakt am vergangenen Freitag war er nicht mit der Mannschaft auf dem Platz, sondern absolvierte separat an der Seite von Physiotherapeut Gerhard Wörn eine Laufeinheit. So hielt er es auch am Samstag. Tags darauf war er wieder gemeinsam mit den Kollegen im Einsatz, dabei trug er eine Gesichtsmaske. „Sercan ist während der freien Tage in eine Rangelei geraten und hat einen Arm auf die Nase bekommen“, bestätigte VfB-Mediendirektor Max Jung.

Der Verein reagierte prompt und verdonnerte Sararer für „ungebührliches Verhalten in der Freizeit“ (Jung) zu einer empfindlichen Geldstrafe – im Gespräch sind 10 000 Euro. „Das ist nicht das Verhalten, das sich der Verein von einem VfB-Spieler vorstellt“, sagte Jung.

Ungeachtet des Vorfalls flog Sararer mit dem VfB nach Kapstadt. Weil seine frisch operierte Nase aber noch sehr druckempfindlich ist und keine harten Schläge abbekommen darf, muss er in den Trainingseinheiten die speziell angefertigte Karbonmaske tragen.

Sararers Berater Fritz Popp mochte sich zu dem Vorfall um seinen Schützling nicht konkret äußern. „Ich war nicht dabei, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Das ist Sercans Angelegenheit“, sagte er. Die Geldstrafe hält er jedenfalls für gerechtfertigt: „Der VfB ist Sercans Verein. Wenn der VfB das so entscheidet, dann ist es in Ordnung.“

Sararer, ein Zögling des ehemaligen VfB-Trainers Bruno Labbadia, war auf Wunsch des Coaches im vergangenen Sommer ablösefrei vom Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth zum VfB gewechselt. Seither kam er aber nur auf fünf Kurzeinsätze – eine für ihn enttäuschende Bilanz.

Umso wichtiger ist das Trainingslager für ihn. In Kapstadt will er sich bei Labbadias Nachfolger Thomas Schneider aufdrängen – mit Fußball, nicht mit Boxen. „Als er zum VfB gekommen ist, war er körperlich in keinem guten Zustand, weil er in Fürth zuletzt nicht so viel gespielt hatte“, sagte Fritz Popp, der nun auf mehr Einsatzzeiten für Sararer hofft: „Wenn er nicht spielt, kann er sich auch nicht empfehlen. Ich habe jedenfalls noch nicht gesehen, dass ein Fußballer von der Tribüne aus Tore erzielt hat.“

Jetzt hat Sararer erst einmal ein Eigentor geschossen, das sein Ansehen beim Trainer und den Mitspielern nicht steigern dürfte. Wie es sportlich mit dem Türken weitergeht, ist deshalb mehr denn je offen. Auf seiner Position im rechten Mittelfeld ist Martin Harnik trotz schwankender Leistungen gesetzt. Popp und Sararer wollen „die Vorbereitung und die Rückrunde abwarten“, ehe sie über den weiteren Weg entscheiden. Falls sich beim VfB in der zweiten Saisonhälfte keine sportliche Perspektive für Sararer ergibt, dürfte er im Sommer auf die Freigabe für einen anderen Verein dringen.