General Markus Kreitmayr kann aufatmen. Der Prozess gegen ihn ist vorbei. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Hat der ehemalige Chef des Kommandos Spezialkräfte in Calw Straftaten vertuscht? Das Gericht mag das nicht ausschließen, sieht aber nur eine geringe Schuld.

Ein Freispruch ist es nicht. Doch der Ex-Chef des Calwer Kommandos Spezialkräfte (KSK), Markus Kreitmayr, muss in der „Munitionsaffäre“ nun auch keine Verurteilung mehr fürchten. Nach einer halbstündigen Bedenkzeit stimmte er am Montag der Einstellung des gegen ihn am Landgericht Tübingen laufenden Strafverfahrens zu. Das Gericht sehe nur eine geringe Schuld beim Angeklagten, hatte der Vorsitzende Richter Armin Ernst zuvor erklärt. Kreitmayr zahlt im Gegenzug 8000 Euro an den Förderverein für krebskranke Kinder in Tübingen.

„Es war nicht die richtige, aber eine kluge Entscheidung“, sagte sein Rechtsanwalt Bernd Müssig. Die Einstellung dürfte auch Auswirkungen auf das bundeswehrinterne Disziplinarverfahren haben.

Zuvor hatte Müssig vergeblich versucht, das Gericht davon zu überzeugen, dass sich sein Mandant nicht der unterlassenen Mitwirkung an Strafverfahren schuldig gemacht hat. Nachdem bei der Jahresinventur im Munitionsdepot gewaltige Bestandsdifferenzen aufgetaucht waren, hatte der Brigadegeneral die „Operation Frühjahrsputz“ ausgerufen, bei der seine Soldaten zur anonymen Abgabe „fehlgelagerter Munition“ aufgefordert wurden. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft habe er damit fällige Ermittlungen verhindert.

Volles Vertrauen in die Soldaten

Dass die Munition – es handelte sich um 12 000 Schuss – durch Soldaten abgezweigt und unterschlagen worden sein könnten, habe sein Mandant nie für möglich gehalten, versicherte Müssig. Er habe vollstes Vertrauen zu seiner Truppe gehabt, hatte Kreitmayr im Prozess betont. Seine Soldaten seien schließlich sicherheitsüberprüft und hätten einen Eid geschworen. Allerdings hatte das Calwer KSK schon bei Kreitmayrs Amtsantritt in einem schlechten Ruf gestanden. Unter anderem hatte ein „Wikingerfest“ mit Schweinskopf und rechtsradikaler Musik, bei dem Soldaten den Hitlergruß gezeigt haben sollen, für Schlagzeilen gesorgt. Kreitmayr sollte aufräumen. Die Soldaten seien „fehlgeprägt“, hatte er selbst vor Gericht erklärt.

Noch während die Operation Frühjahrsputz lief, wurde auf dem Anwesen eines KSK-Soldaten dann eine größere Menge Munition gefunden. Auch wenn sich später offenbar herausstellte, dass sie „weit überwiegend“ nicht aus KSK-Beständen stammte, hätte Kreitmayr spätestens hier die Einsammelaktion abbrechen und die Staatsanwaltschaft einschalten müssen, so das Gericht. Das geschah aber erst, als Kreitmayrs Vorgesetzter von den Vorfällen erfuhr.