Einige Gebäude der Bahn, wie der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental, suchen neue Besitzer. Foto:  

Die Privatisierung von Bahn-Immobilien ist für den Schienenverkehr kontraproduktiv und kurzsichtig, meint Wirtschaftskorrespondent Thomas Wüpper.

Berlin - Mehr Verkehr auf die Schiene – so lautet das wichtigste Ziel der Bahnreform. Seit der Umwandlung in eine private Aktiengesellschaft vor 24 Jahren hat die Deutsche Bahn AG (DB) allerdings ihre Fahrpläne lange Zeit massiv ausgedünnt. So wurde in mehr als 100 Städten der Halt von Fernzügen gestrichen. In vielen Regionen wurden zudem vernachlässigte Bahnhöfe verrammelt und die heruntergekommenen Immobilien zum Verkauf ausgeschrieben.

Der größte Staatskonzern steuerte damals auf Börsenkurs; Ex-Vorstandschef Mehdorn wollte die DB AG auf ein profitables Kerngeschäft zurückstutzen. Dieser Rückzug aus der Fläche trug der Bahn zu Recht viel Kritik ein, verprellte die Kunden und erwies sich als Irrweg. Mehdorns Nachfolger Grube tat sich schwer, den falschen Kurs zu korrigieren. Aber immerhin versuchte er es. So kündigte der Konzern vor drei Jahren überraschend an, bis zu 350 neue Bahnstationen zu planen, die 200 000 zusätzliche Fahrgäste pro Tag bedeuten könnten. Dafür wurden Tausende potenzielle Haltepunkte untersucht und die besten 350 Kandidaten ausgewählt, die zumeist in kleinen und mittelgroßen Städten oder auf dem Land liegen. Eine gute Idee, um die es schnell wieder still geworden ist.

34 000 Kilometer Strecken und über 5000 Bahnhöfe

Ein Problem beim Aufbau neuer Stationen und Strecken sind die Eigentumsverhältnisse der benötigten Grundstücke. Zwar ist die Bahn, deren Netz rund 34 000 Kilometer Strecken und über 5000 Bahnhöfe umfasst, noch immer einer der größten Grundbesitzer der Republik. Aber mit dem Ausverkauf fast aller nicht für den Betrieb notwendigen Immobilien in den letzten zwei Jahrzehnten haben der Konzern und die Politik ziemlich kurzsichtig künftige Wachstumschancen verringert.

Die Bahn konnte mit den Einnahmen zwar ihre Bilanzen etwas aufpolieren. Aber die meist gleisnahen Flächen und viele Bahnhofsgebäude werden nun für andere Zwecke benutzt. Für den Schienenverkehr jedenfalls stehen zahlreiche Immobilien nicht mehr zur Verfügung.

An vielen regionalen Stationen bleiben für Bahnreisende nur noch ein zugiger Wartestand am Gleis und ein Fahrkartenautomat. Ein attraktiver Schienenverkehr in der Fläche ist mit solch fragwürdiger Spar- und Privatisierungspolitik ohne Augenmaß kaum zu erreichen.