Kafkas „Amerika“ in Stuttgart: Fette Kapitalisten (Peer Oscar Musinowski, li., Therese Dörr, re.), ein Onkel in Nadelstreifenanzug (Michael Stiller), ein schräges Dienstmädchen (Celina Rongen) – mittendrin Karl Roßmann (David Müller). Foto: Thomas Aurin/Schauspiel Stuttgart

Fliegende Schreibtische, Sado-Maso-Peitschen, fette Kapitalisten – Kafkas Held hat einige Absonderlichkeiten zu erleben in Viktor Bodós „Amerika“-Inszenierung. Lohnt ein Besuch der Inszenierung im Schauspielhaus Stuttgart?

Wer wollte ihm nicht helfen, dem armen Mann. Mit aufgerissenen Angstaugen, weinerlicher Stimme klagt der Schiffsheizer (Reinhard Mahlberg) dem jungen Passagier Karl (David Müller) sein Leid. Übel werde ihm auf dem Schiff von seinem Boss „Schuuubal“ mitgespielt. Wiewohl der Heizer sich als Nationalist erweist– ein Rumäne ausgerechnet (!) sei dieser Schubal und das auf dem deutschen Schiff! – schreitet Karl zur helfenden Tat und ruft freundlich: „Der Kapitän soll Ihnen Recht geben.“ Ihn befremdet auch nicht, dass der Heizer in Viktor Bodós Inszenierung von Kafkas Romanfragment „Amerika“ Kohlenstücke mit einer Zahnbürste putzt.