An 25 Stationen mussten die Jugendfeuerwehren aus dem Landkreis Böblingen beim Pokalwettbewerb ihr Geschick beweisen. Foto: Jürgen Bach

Beim Pokalwettbewerb der Kreisjugendfeuerwehr Böblingen musste der Nachwuchs am Samstag in Leonberg Geschick beweisen. Die Jugendfeuerwehren im Kreis haben großen Andrang – besonders bei einer Gruppe steigt das Interesse.

Zwei Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr stehen im Leonberger Stadtpark. Nicht etwa, weil die Brandlöscher unterwegs zu einem dringenden Einsatz sind. Zwischen beiden Fahrzeugen ist ein Drahtseil gespannt. Zwei Kinder in blauen Latzhosen und orangenen Helmen auf den Kopf betätigen energisch den Hebel eines Mehrzweckzuges und ziehen damit eines der Fahrzeuge heran. Bis an eine weiße Kreidelinie soll das Fahrzeug heran, und das möglichst schnell. Die zwei Kinder gehören zur Jugendfeuerwehr Gärtringen. Als ihnen die Kräfte ausgehen, werden sie von ihren Kameraden, die um sie herumstehen, abgelöst.

Neben dieser Gruppe aus Gärtringen mussten 28 weitere Teams aus 20 Jugendfeuerwehren des Landkreises Böblingen am Samstag das Feuerwehrauto bewegen. Sie treten beim Pokalwettbewerb der Kreisjugendfeuerwehr in 25 Aufgaben, die in der ganzen Leonberger Innenstadt verteilt waren, gegeneinander an.

Spiel und Spaß beim Pokalwettbewerb

Im Stadtpark herrscht trotz der Hitze gute Stimmung. Egal, ob die Kinder nun Autos ziehen, Wasser in Geschirrtüchern transportieren oder mit Tischtennisschlägern Bälle jonglieren, überall wird angefeuert, gelacht und motiviert. „Der Spaß steht hier im Vordergrund“, sagt Armin Wallenta, Leiter des Fachgebiets Veranstaltungen der Kreisjugendfeuerwehr.

Den hat auch das Team der Freiwilligen Feuerwehr Weissach. Am Reiterstadion haben sie gerade das „Nageln“ beendet. Bei dieser Station müssen mit möglichst wenigen Schlägen zehn Nägel ins Holz gebracht werden. Manchen aus der Gruppe hat beim Wettbewerb das Autoziehen am besten gefallen, Emma nennt die Wasseraufgabe mit dem Geschirrtuch. „Da wurde man bei der Hitze wenigstens nass.“ Für einen Sieg für Weissach reicht es allerdings nicht. „Wir befinden uns im Mittelfeld“, erzählt Jugendwartin Mareen Marquardt.

Der Nachwuchs ist kein Problem

Insgesamt gibt es im Landkreis Böblingen 24 Jugendgruppen mit etwa 650 Mitgliedern. Um die 300 von ihnen waren an diesem Samstag in Leonberg mit von der Partie.

Um genügend Nachwuchs muss sich die Kreisjugendfeuerwehr Böblingen eher weniger Sorgen machen. „Wir haben einen glücklichen Zustand und gehen eher in Richtung eines Aufnahmestopps“, so Armin Wallenta.

Der Andrang in den Jugendfeuerwehren sei nach der Coronapandemie entstanden: „Während Corona hatten wir kreisweit Bedenken, weil wir die Jugendfeuerwehr auf null runterfahren mussten. Jetzt haben wir aber mehr Mitglieder als davor.“ Innerhalb des Landkreises gebe es aber Unterschiede, manche bräuchten dringend Nachwuchs, andere müssen die Aufnahme stoppen. „In Leonberg sind wir näher dran an einem Stopp als am Suchen“, ergänzt Armin Schwegler, stellvertretender Abteilungskommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg. Das gilt auch für Weissach. „Wir sind auf Anschlag“, sagt Mareen Marquardt.

Mehr Mädchen in der Jugendfeuerwehr

Das klassische Bild der Männerriege in der Freiwilligen Feuerwehr kann sich dabei zumindest in den Jugendabteilungen nicht mehr halten. In Baden-Württemberg ist der Frauenanteil in Jugendfeuerwehren deutlich gestiegen, vor zehn Jahren lag er noch bei 14,6 Prozent, 2022 dann bei 23,2 Prozent. Im Landkreis Böblingen ist der Anteil an Mädchen in den Jugendabteilungen ebenfalls bei etwa 20 Prozent. „Es werden von Jahr zu Jahr mehr“, sagt Florian Oerthle, stellvertretender Kreisjugendfeuerwehrwart. „Sobald die Erste da ist, bringt sie Freundinnen mit.“

Das ist auch in Weissach der Fall. „Die Frauen holen auf“, erklärt Mareen Marquardt. Das Team beim Wettbewerb besteht aus fünf Jungen und vier Mädchen – auch insgesamt liege in der Jugendfeuerwehr das Geschlechterverhältnis etwa bei 50:50.

Feuerwehr ist Familiensache

Bei Mädchen aus dem Weissacher Team ist – wie für viele Feuerwehrleute – das Engagement Familiensache. Für Cora und Mona war eigentlich schon immer klar, dass sie auch mal zur Feuerwehr gehen wollen. „Ich bin zur Jugendfeuerwehr durch meine Mama und meinen Papa gekommen“, erzählt Mona, die seit einem Jahr dabei ist. Cora ist seit vier Jahren in der Jugendfeuerwehr, auch bei ihr engagieren sich die Geschwister.

Ihr gefällt vor allem das Miteinander. Das ist laut Armin Wallenta besonders wichtig in der Jugendfeuerwehr: „Man findet Freunde, es wächst quasi eine zweite Familie.“ Aber auch der Spaßfaktor spielt in Weissach eine wichtige Rolle. „Mir gefällt besonders, wenn wir Autos auseinanderschneiden“, erzählt Alexander. Emma schwärmt von den Wasserschlachten, die es nach den Löschangriffen oft gebe.

Ein Großteil geht in die Einsatzabteilung

Am Ende des Tages macht schließlich ein Team aus Rutesheim den ersten Platz, Zweiter wird eine Gruppe aus Gäufelden, Dritter eine aus Böblingen. Bei allem Spaß meint es der Nachwuchs im Landkreis mit seinem Engagement sehr ernst. Etwa 95 Prozent machen nach der Jugendfeuerwehr laut Armin Schwegler die Grundausbildung.

Auch in Weissach ist die nächste Generation an Freiwilligen Feuerwehrmännern und -frauen schon gesichert. Die Teilnehmer beim Pokalwettbewerb wollen unbedingt später in die Einsatzabteilung. Cora erklärt stellvertretend für alle Kinder und Jugendlichen: „Wir wollen anderen helfen. Und es macht auch einfach Spaß.“