Bundestrainer Alfred Gislason litt mit, am Ende reichte es nur zu Platz vier. Foto: dpa/Tom Weller

Die deutschen Handballer gehen nach dem 31:34 gegen Schweden mit drei Niederlagen in Folge aus der Heim-EM und landen auf Platz vier. Das trübt die Bilanz sehr, doch die Aussichten für die Zukunft sind gut, kommentiert unser Redakteur Jürgen Frey.

Kleines Finale. Das hört sich irgendwie niedlich an. Zwangsläufig ist es das Duell der Enttäuschten. Es gab schon Teilnehmer, die empfanden es als lästige Pflicht, sich nach dem verpassten Finale noch einmal aufzuraffen und für ein Trostpflaster Schweiß zu vergießen. Doch davon waren die deutschen Handballer natürlich weit entfernt. Sie wollten ihre Heim-EM nicht mit der dritten Niederlage hintereinander beenden, sie wollten alles dafür tun, dass nicht dieser negative letzte Eindruck haften bleibt.

Ticket dringend nachbuchen

Doch sie schafften es nicht. Das trübt die Bilanz sehr. Durch das fünfte (!) Spiel, das in diesem Turnier nicht gewonnen werden konnte, platzte nicht nur der Traum von der ersten EM-Medaille seit 2016. Das verspielte direkte Ticket für die Olympischen Spiele in Paris macht die Enttäuschung doppelt groß. Jetzt muss über den Umweg Qualifikationsturnier nachgebucht werden. Und zwar dringend. Denn nur so bleibt die Sportart im Gespräch – auch außerhalb der Handball-Blase. Der Verband hat eine EM der Superlative tadellos organisiert, die Fans haben mitgezogen, fair und friedlich wie immer – und das nicht nur, wenn das deutsche Team am Ball war. Viele gute Ideen, um den Nachwuchs für Handball zu begeistern, wurden rund um die Titelkämpfe angestoßen. Doch nur mit durchschlagendem sportlichem Erfolg der Nationalmannschaft finden diese auch Akzeptanz und Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit.

Starke Mittelachse steht

Das Team muss dafür deutlich konstanter werden, die Weltspitze ist noch ein gutes Stück entfernt. Das zeigten die Niederlagen gegen die vor allem individuell klar besser besetzten Teams aus Frankreich, Dänemark und Schweden – trotz Heimvorteils war man letztendlich chancenlos. Doch die Aussichten sind nicht schlecht. Vor allem dank der Achse um Torwart Andreas Wolff, Kapitän Johannes Golla sowie die Rückraumasse Juri Knorr und Julian Köster (beide 23). Hinzu kommen die U-21-Weltmeister, die vergangenen Sommer so beeindruckend durch ihr Heimturnier gerauscht waren. Sie bringen viel mit, um das Team aus einer ordentlichen Gegenwart in eine medaillenträchtige Zukunft zu führen. Diesmal hat es noch nicht zum großen Wurf gereicht. Doch die nächste Chance auf der anspruchsvollen internationalen Bühne kommt – spätestens bei der WM 2027 im eigenen Land.