Ganz gleich, ob es die Schwäbische Alb rauf oder runter geht: die jeweils nur zweispurigen Streckenabschnitte werden immer wieder zur Staufalle. Foto: dpa

Der Albaufstieg der A 8 im Kreis Göppingen soll ausgebaut werden. Die Pläne für die neue Streckenführung stoßen auf Kritik: Die Bürger fordern besseren Lärmschutz.

Kreis Göppingen -

Jahrzehntelang haben die Anlieger des A-8-Albaufstiegs zwischen Mühlhausen und Hohenstadt gewartet. Geschehen ist an dem Nadelör, das täglich von 70 000 Fahrzeugen passiert wird, nichts. Kein Wunder, dass die Kommunen große Hoffnungen in die überarbeiteten Ausbaupläne legen. „Wenn es jetzt nicht losgeht, sehe ich schwarz. Es muss jetzt losgehen“, sagte der Gruibinger Bürgermeister Roland Schweikert bei einer Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart in der Sickenbühlhalle.

Das RP ist zuversichtlich, dass es nun ernst wird mit dem Ausbau. Immerhin ist der Albaufstieg im Bedarfsplan des Bundes zum Fernstraßenausbaugesetz als fest disponiertes Vorhaben gelistet. „Heute wollen wir in die Zielgerade einbiegen“, sagte der Leiter des Planungsreferates Jürgen Holzwarth. Durch die verstärkten Investitionen im Bundesfernstraßenbau scheint die lange Zeit ungeklärte Finanzierung gesichert. Das 603-Millionen-Euro-Projekt kann über den Bundeshaushalt oder über eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) ohne Maut finanziert werden. Mit dem Ausbau könnte der durchgehend sechsstreifige Ausbau der A 8 zwischen Stuttgart und Ulm vollendet werden. Jetzt gehe es um die zweite Planungsänderung. Holzwarth betonte, dass es immer noch dasselbe Verfahren wie einst sei. Alle früher getätigten Einwände seien noch gültig.

Die aktuellen Pläne erläuterte der Projektleiter Johannes Fischer. Vorgesehen ist ein 7,6 Kilometer langer, sechsspuriger, neuer Autobahnabschnitt zwischen Mühlhausen und Hohenstadt. Die Strecke wäre 3,8 Kilometer kürzer als die bestehende. Zwei Tunnel, Drackenstein (1,7 Kilometer) und Himmelschleife (1,2 Kilometer), sollen ebenso für einen ungehinderten Verkehrsfluss sorgen wie zwei Brücken – die 810 Meter lange Filsbachtalbrücke und die 480 Meter lange Gosbachtalbrücke. Neu ist, dass die Tunnel über durchgängige Standstreifen verfügen. Die Tunnelbreite wurde von elf auf 13,5 Meter erhöht. Die Brücken können ferner mit acht statt mit 13 Brückenfeldern gebaut werden. „Die Brückenbautechnik hat sich weiterentwickelt“, erklärte Fischer. Entlang der Brücken sollen vier Meter hohe Glaswände Vögel und Fledermäuse schützen – und auch für einen gewissen Lärmschutz sorgen.

Aus der Sicht vieler Menschen gibt es Optimierungspotenziale

Eine zuletzt eingeplante Mautstation auf der Albhochfläche ist nicht mehr Bestandteil der Planungen. Der alte Albaufstieg soll als Landesstraße und Umleitungsstrecke erhalten bleiben. Die bisherige Umleitung führt über 32 Kilometer durch sieben Orte. Die neue Umleitung wäre nur 15 Kilometer lang. Durch den Wegfall der Mautstation verringert sich der Verkehr auf der künftigen Landesstraße von 17 600 Fahrzeugen täglich auf 3200, prognostizieren die Verkehrsplaner.

Der bisherige Abstieg soll zurückgebaut werden. Die Brücken werden allerdings nicht abgerissen, sie bleiben stehen. Die Not- und Rettungszufahrt zur neuen Autobahn sowie ein Forstweg auf dem alten Albabstieg könnten prinzipiell von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden.

Während der Diskussionsrunde mit den Bürgern wurde deutlich, dass die Planungen aus Sicht vieler Menschen noch Optimierungspotenzial haben, etwa beim Lärmschutz. Auch die Idee, an der Anschlussstelle bei Hohenstadt nur einen Halbanschluss mit Einfahrt in und Ausfahrt aus Richtung Ulm zu bauen, stieß den Besuchern auf.

Der weitere Zeitplan sieht vor, die 29 Ordner mit den Planungsänderungen am 25. Juni in den Anliegerkommunen für die Bürger auszulegen. Alternativ können die Pläne auch online beim RP eingesehen werden. Einwände gegen die Planungsänderungen können bis 24. September eingebracht werden. Im Herbst kommenden Jahres könnte dann der Baubeschluss gefällt werden. Mit dem Bau begonnen wird aber frühestens im Jahr 2021. Die Bauzeit gab das RP mit fünf Jahren an. Bis zum Jahr 2026 bleibt die momentane Situation also mindestens noch bestehen.

Bürgerinitiative informiert am nächsten Mittwoch

Seit 30 Jahren kämpft die Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang (BI) darum, den neuen Albaufstieg der Autobahn nur über eine Brücke und ansonsten komplett durch einen Tunnel zu führen. Der BI zufolge wäre die sogenannte K-Trasse nicht nur wesentlich umwelt- und anwohnerfreundlicher, sondern auch um rund 15 Prozent günstiger als die im Planfeststellungsverfahren vorgeschlagene Streckenführung. In der aktuellen Diskussion spielt die K-Trasse keine Rolle mehr.

Bei der offiziellen Bürgerinformation durch das Regierungspräsidium in Gruibingen will es die BI aber dennoch nicht belassen. Über die Pläne für die K-Trasse, die von der Himmelsschleife unter dem Drackensteiner Hang hindurch bis zur heutigen Behelfsausfahrt Hohenstadt führen soll, wird am Mittwoch, 13. Juni, von 20 Uhr an im FTSV-Vereinsheim in Bad Ditzenbach-Gosbach informiert.