Die Machbarkeitsstudie zeigt, wie das Altenzentrum aussehen könnte. Foto: KMB

Planungen sehen Angebote für Betreutes Wohnen, Kurzzeitpflege und anderes mehr vor.

Marbach - Hundertprozentig in trockenen Tüchern ist die Zukunft des Marbacher Krankenhausgeländes bis heute nicht. Aber der Aufsichtsrat der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH hat in seiner jüngsten Sitzung nach Monaten der Diskussion eine Lösung verabschiedet, bei der auch Jan Trost, Bürgermeister der Schillerstadt, mitgehen konnte (wir berichteten). Der Kompromiss sieht so aus, dass neben einem zweiten Ärztehaus nach Möglichkeit eine Privatklinik für seelische Leiden errichtet werden soll. Eine große Rolle spielt in den Plänen zudem ein dritter Baustein, dem angesichts der stetig älter werdenden Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zukommen könnte: Auf dem Gesundheitscampus soll eine Art Seniorenzentrum angesiedelt werden.

Konkret sieht das Konzept unter anderem ein klassisches Pflegeheim mit 30 Plätzen vor. Der Bedarf dafür sei da, betont Jan Trost auf Nachfrage. Er erinnert an den Kreispflegeplan, der für Marbach bis 2025 ein Defizit an Betten ausweise. Nachholbedarf gebe es im Landkreis Ludwigsburg ferner in puncto Kurzzeit- und Tagespflege. So ist es im Grunde nur folgerichtig, dass auch dieser Bereich am Gesundheitscampus abgedeckt werden soll. Für beide Sparten will man je 15 Plätze vorsehen. Dazu sollen nach Angaben des Rathauschefs 35 Einheiten kommen, in denen Betreutes Wohnen möglich ist. Abgerundet wird das Ganze durch zwölf Appartements, in denen eine klinische Nachsorge sichergestellt werden kann.

Umsetzen soll all das die Evangelische Heimstiftung. Die gGmbH mit Sitz in Stuttgart habe das Konzept im September vergangenen Jahres hinter verschlossenen Türen im Gemeinderat präsentiert, berichtet Trost. „Das war stimmig und gut durchdacht“, resümiert er. Ähnlich hat das Gremium wohl die Planungen eingeschätzt. „Die Stimmungslage war so, dass sich die Räte das sehr gut vorstellen können“, erklärt Trost. Zugleich macht der Bürgermeister darauf aufmerksam, dass der Runde etwas anderes derzeit noch wichtiger ist: die medizinische Versorgung der Bevölkerung, weshalb man großen Wert darauf lege, dass beim zweiten Ärztehaus Nägel mit Köpfen gemacht wird. „Das sollte als erster Schritt kommen“, fordert der Rathauschef. Wichtig sei deshalb, mit den Interessenten die Verträge zu unterzeichnen und alles dingfest zu machen. Der Baubeschluss für das zweite Ärztehaus solle Ende Juni im Kliniken-Aufsichtsrat gefasst werden.

Allerdings ist der Landkreis in Sachen Verträge noch nicht so weit, wie sich der Marbacher Bürgermeister das wahrscheinlich wünschen würde. Bislang lägen noch keine Unterschriften vor, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. „Die Gespräche müssen weiter geführt werden“, fügt er hinzu. Abstimmungsbedarf gibt es auch noch im Hinblick auf die geplante Seniorenresidenz. Im Aufsichtsrat wurden noch keine tiefer gehenden Beschlüsse gefasst. Das Gremium sprach sich aber im Grundsatz für diesen Baustein aus und war damit einverstanden, dass nun in Abstimmung mit der Stadt Marbach die Projektentwicklung und die Umsetzung forciert werden sollen. Das dürfte ganz im Sinne der Evangelischen Heimstiftung sein. „Wir sind hochinteressiert daran, das Vorhaben mit den Kliniken, dem Landkreis und der Stadt Marbach zu entwickeln“, sagt Prokurist Ralf Oldendorf. Allerdings warte man noch auf einen offiziellen Auftrag. Vorher könne er sich auch nicht zu Details der Planungen äußern.

Landratsamts-Sprecher Andreas Fritz erklärt zum weiteren Prozedere, dass mit der Stadt Marbach ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden soll, „der alle Grundstücksthemen und künftige Nutzungsmöglichkeiten klären soll“. Ein erster Termin, in dem man die Inhalte des Kontrakts abstimmen wolle, sei für den 27. Mai angedacht. Was die Evangelische Heimstiftung anbelangt, die gerade in der Warteschleife hängt, so habe diese eine Interessensbekundung mit der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH geschlossen und eine Machbarkeitsstudie erstellt. „Die Evangelische Heimstiftung ist darüber von Beginn an informiert worden, dass zur Umsetzung ihres Teils eine Änderung oder ein neuer Bebauungsplan notwendig sein wird, der nur zusammen mit der Stadt Marbach entwickelt werden kann und von der Stadt Marbach auch beschlossen werden muss“, erläutert Fritz.

Die Stadt Marbach selbst will demnächst in Vorleistung gehen und ein klares Signal senden, dass die Pläne des potenziellen Altenheimbetreibers goutiert werden, sagt Jan Trost. Es sei vorgesehen, dass der Gemeinderat am 25. Juni dem Projekt mit der Seniorenresidenz seinen Segen gibt – allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Kliniken-Aufsichtsrat bei seiner Zusammenkunft fünf Tage später die Ampel für das zweite Ärztehaus auf Grün stellt.

Abgesehen von den entsprechenden Beschlüssen benötigt die Evangelische Heimstiftung für die Ansiedlung der Seniorenresidenz auch Grund und Boden. „Dazu muss auch noch der Grundstücksanteil der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH an die Evangelische Heimstiftung im Rahmen eines Erbbaurechts oder Verkaufes übertragen werden“, erläutert Andreas Fritz. Falls das Projekt nämlich umgesetzt werde, sei die gemeinnützige Gesellschaft eigenständiger Projektentwickler und Bauherr.