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Jens Lehmann sorgt derzeit nicht nur mit seiner Pinkelpause für Aufsehen - dem VfB-Keeper drohen wegen seiner Verbalattackem gegen den Vorstand ernste Konsequenzen.

Stuttgart - Jens Lehmann stand im Spiel gegen Unirea Urziceni wohl ganz schön unter Druck. Im wörtlichen Sinne.

Man musste zweimal hinschauen, um zu realisieren, was der VfB-Keeper in der 80. Minute des Champions-League-Spiels hinter der Bande tat. Die Kollegen des Torhüters waren zu diesem Zeitpunkt mit einem Angriff auf das gegnerische Tor beschäftigt. Lehmann nutzte die Gelegenheit, sprang über die Bande, kniete neben einem Kamerakoffer nieder und kehrte dann - als sei nichts gewesen - in seinen Kasten zurück. Und alle fragen sich: Hat er tatsächlich hinter die Bande gepinkelt? Die Fernsehbilder sprechen dafür. Lehmann wollte seinen Ausflug nicht bestätigen. Er grinste nur und sagte: "Ich war so nervös wie selten zuvor."

Nachträgliche Konsequenzen muss Lehmann nicht fürchten - zumindest nicht wegen seines Pinkel-Ausfluges. Ein anderes Thema dürfte ihm dagegen noch Ärger bereiten. Die Äußerungen, in denen er vor dem Spiel den VfB-Vorstand, seine Mitspieler und die Fans kritisiert hatte, werden Konsequenzen haben. Manager Horst Heldt ist stinksauer - und maßlos enttäuscht. "Das sind Aussagen, die wir nicht dulden können", wetterte er: "Der Zeitpunkt war falsch, und die Aussagen waren komplett falsch."

Wie die Konsequenzen aussehen werden, wollte Heldt noch nicht verraten. "Es gibt viele Möglichkeiten der Sanktionierung", sagte er. Nachdem die Spieler gestern einen freien Tag hatten, wird sich der Manager wohl am heutigen Freitag mit dem Torhüter zusammensetzen. "Ich werde in Absprache mit meinen Vorstandskollegen und dem Trainerteam reagieren."

Von einer Geldstrafe bis hin zur Trennung in der Winterpause scheint alles möglich. Was Horst Heldt sagt, hört sich jedenfalls drastisch an: "In einem normalen Arbeitnehmer-Arbeitgeberverhältnis gibt es das Mittel der Abmahnung. Ich glaube, nach zwei, drei Abmahnungen ist Kündigen angesagt. Ich bin kein Experte, da müsste ich erst mal meine Frau (eine Anwältin, d. Red.) fragen." Danach ruderte der Manager aber zumindest etwas zurück: "Bei uns im Fußball ist ja alles ein bisschen anders - da gibt es auch ein paar Zwischenstufen."