Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen bekommt einen neuen Posten. Foto: AFP

Union und SPD finden im Fall Maaßen eine Sprachregelung. Das Theater der schwarz-roten Koalition ist damit aber nicht zu Ende, meint unser Autor Wolfgang Molitor.

Berlin - Da hat Andrea Nahles ein großes Wort ziemlich gelassen ausgesprochen. Nein, hat die SPD-Chefin tapfer gesagt, die Bundesregierung werde am Fall Maaßen nicht scheitern. Um dann etwas Zukunftsweisendes, Koalitionsentscheidendes nachzuschieben: Wenn aber gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit nicht mehr gegeben seien, dann bedeute das für dieses Bündnis das Aus. Wo Andrea Nahles Recht hat, da hat sie Recht.

Vertrauen und Verlässlichkeit: Kehren sie wirklich wieder zurück, wo man sich in allen Parteien nach hitzigen Wortgefechten der zweiten und dritten Garnitur wieder mal an den Rand des Abgrunds schubste? Wird die magere Einigung im Fall Maaßen (die mehr als alles andere zeigt, wie überflüssig und mit Koalitionspartnern, die noch bei Troste sind, gleich zu Beginn nicht so schwer zu lösen gewesen wäre) dazu beitragen, unverkennbar tiefe Gräben wenigstens provisorisch wieder zuzuschütten? Wer’s glaubt, wird selig.

Dem von Horst Seehofer und Nahles auf die Spitze getriebenen Konflikt – von dem einen unnötig brutal, von der anderen überraschend naiv – folgt ja kein reinigendes Gewitter. Dazu fehlen der Bundeskanzlerin längst Blitz und Donner. Dass Maaßen kein Staatssekretär wird, ist eine so banale Lösung, dass sie nur eines zeigt: Schwarz-Rot will nicht mehr. Es muss. Zusammengehalten von erschreckenden Umfrageergebnissen, zu uneins für gemeinsame Erfolge, zu ausgelaugt zum starken Auftritt: Selten hat ein tiefer Konflikt und dessen oberflächliche Beilegung so hoffnungslos in die verwundete Seele dieser lieblosen wie ungeliebten Koalition blicken lassen.

Des schwarz-roten Dramas vorerst letzter Akt geht dem Ende zu. Aber das Theater geht weiter.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de