Pauluskirchen-Pfarrerin Sabine Löw (links) mit Rundfunk-Pfarrerin Jennifer Berger und Gernot Meier bei der Podiumsdiskussion im Hospitalhof Foto: Haar

Sabine Löw (Pauluskirche) gilt als eine der fortschrittlichsten Pfarrerinnen in der Landeskirche im Umgang mit sozialen Medien.

Stuttgart - Es klingt wie das Amen in der Kirche. Wenn Gernot Meier, Leiter der Fachstelle Weltanschauungsfragen der evangelischen Landeskirche in Baden, spricht, hört Pfarrerin Sabine Löw ganz genau hin. Meier spricht zwar vor 200 Gästen im Hospitalhof beim 3. Digitalisierungs-Forum der evangelischen Landeskirche, aber in diesem Fall meint er speziell die Pfarrerin aus der Pauluskirche im Westen. Beide bilden sozusagen den Nukleus einer Podiums-Diskussion zum Thema „Wie Digitalisierung die Gemeindearbeit verändern kann“.

Meiers Credo dabei lautet: Pfarrer müssen in sozialen Medien erkennbar sein und sich mutig positionieren. „Kirche hat die Aufgabe, die neue Technologie zu nutzen und zu fördern, aber auch die Zukunft ethisch zu gestalten und die Macht der Algorithmen zu beschränken“, sagt der Studienleiter an der evangelischen Akademie Baden in Richtung Löw. Denn sie gilt als das Paradebeispiel im Umgang mit sozialen Medien. Aus diesem Grund hat sie Kirchenrat Dan Peter auch zur Podiumsdiskussion eingeladen. Bei ihrer Vorstellung sagt Dan Peter: „Sabine, du bist schon so lange auf Facebook und bist wahrscheinlich die Pfarrerin mit höchsten Output.“

Löw ist seit 2011 auf Facebook

Tatsächlich ist die Theologin bereits seit 2011 bei Marc Zuckerbergs Dienst unterwegs. „Aber 2012 erlebte ich meinen digitalen Durchbruch bei Facebook. Es war eine Sternstunde“, berichtet sie. Es war das „Jahr des Gottesdienstes“. Damals wurde das Thema in allen Facetten auf Löws Facebook-Seite diskutiert. Es sei sehr gewinnbringend gewesen, erinnert sie sich.

Für Meier hat Sabine Löw damit Vorbildcharakter. Denn aus seiner Sicht bedient sie so passgenau, die Erwartungen und Bedürfnisse der Gemeinde. „Die Leute sind interessiert am Leben des Pfarrers. Sie wollen wissen, wie er lebt und wie er denkt“, sagt er. Menschen wollten mehr über die Person wissen, die da sonntäglich in der Predigt Glaubens- und Lebenshilfen geben. Meier geht sogar noch weiter: „Ein wichtiger Grund für Menschen, die über einen Kirchenaustritt nachdenken, schließlich doch in der Kirche zu bleiben, ist der persönliche Bezug zum Pfarrer.“

Gleichwohl wissen Löw und Meier, dass diese persönliche Zentrierung auf die Person des Pfarrers der protestantischen Theologie widerspricht. Zudem bestehe so die Gefahr, dass Gemeindearbeit noch mehr vom Pfarrer abhänge. Auch aus diesen Gründen geht Sabine Löw derzeit eher zurückhaltender mit ihren Facebook-Beiträgen um. Sie postet kaum noch Persönliches, sondern teilt in der Regel nur Beiträge oder stellt eine Losung auf ihre Seite.

Dennoch steht bei ihr alles unter dem Motto: „Für mich ist auf Facebook unterwegs sein, nichts anderes, als im sonstigen Leben zu kommunizieren. Mir ist das Thema Verkündigung eine Herzensangelegenheit. Da bin ich durch und durch Pietistin.“

Auch Messener-Dienste kommen zum Einsatz

Für Meier klingen solche Worte wie Engelschöre. Er wünscht sich mehr Pfarrer und Pfarrerinnen wie Sabine Löw. „Aus der Mitgliederorientierung heraus könnte so ein Umdenken stattfinden.“ Soll heißen: Die Ansprache und die Kommunikation mit der Gemeinde sollte sich in Zeiten des digitalen Wandels grundlegend ändern.

Wie gesagt: Bei der Pfarrerin der Paulskirche im Stuttgarter Westen rennt der Experte aus Baden damit offene Türen ein. Sie kommuniziert täglich auch über Messenger-Dienste mit Mitarbeitern oder anderen Gemeindemitgliedern. „Das macht doch alles viel einfacher“, sagt sie und mahnt an, dass auch die interne Kommunikation innerhalb der Kirche besser werden könne.

An diesem Tag im Hospitalhof war dies das Amen hinter viele Impulse beim Digital-Forum.