Viele von Chanels Models trugen pastellfarbene Blümchen-Kleider. Dazu: auffällig toupierte Frisuren. Foto: AFP

Auf der Fashion Week in Paris beeindruckten große Modemarken wie Chanel und Giorgio Armani mit ihren Frühjahrs- und Sommerkollektionen das Publikum. Eine wichtige Person jedoch fehlte – zum ersten Mal seit fast 40 Jahren.

Stuttgart/ Paris - Chanel ließ die Sehnsucht nach dem Frühling wachsen. Das Modelabel machte am Dienstag, dem zweiten Tag der Pariser Modewoche, den Auftakt: Während draußen eisige Kälte herrschte, liefen Chanels Models im Grand Palais vor der Kulisse einer italienischen Luxusvilla um einen Swimmingpool herum.

Sie trugen mit Blümchen bestickte Kleider, im Hintergrund waren Palmen aufgestellt. Die gezeigten Frühlingskleider ließen an Krokusse denken, ihre etwas verrückt anmutenden Papageien-Frisuren an Alice im Wunderland. Zu diesem Eindruck trugen auch die zarten pastellfarbenen Stoffe bei. Chanel wählte, wie viele andere Modelabels in diesem Jahr, mit Vorliebe rosafarbene Plissee-Stoffe für wahrhafte Prinzessinnen-Kleider.

Armani zeigt Sommer-Mode

Giorgio Armani schien indes mit seiner Kollektion bereits mitten im Sommer angekommen zu sein. Tiefe Blautöne und sattes Rot erinnerten an heiße spanische Nächte – mit asiatischem Einschlag: Armanis Models trugen chinesisch anmutende, spitze Hüte. Rautenmuster und große Halskrausen waren ein ebenso beliebtes Motiv wie bei Dior. Dior hatte seine Mode am Vortag in einer „Zirkusmange“ vorgestellt. Ein Kuss am Traualtar dürfte mit Armanis Hochzeitskleidern schwierig werden. Den Models wurden bodenlange Schleier übergeworfen, die sie ein wenig gespenstisch wirken ließen.

Das Modelabel Givenchy zeigte indes einmal mehr, dass Fransen, Papageien-Farben, Rauten und große Schleifen 2019 sehr im Trend liegen. Neben Chanel, Giorgio Armani und Givenchy präsentierten am Dienstag auch Alexis Mabille, Stéphane Rolland, Alexandre Vauthier und Julien Fournié ihre Haute Couture.

Karl Lagerfeld blieb fern

Für reichliche Spekulationen sorgte das Fehlen von Modezar Karl Lagerfeld bei den beiden Chanel-Modenschauen. Der 85-Jährige überließ es am Dienstagmorgen seiner engen Mitarbeiterin Virginie Viard, in Paris die Haute-Couture-Schau für die Frühlings- und Sommerkollektion zu präsentieren. Die Zuschauer warteten vergeblich darauf, dass Lagerfeld wie sonst bei seinen Schauen üblich auf die Bühne kam. Stattdessen erschien ein Chanel-Vertreter und erklärte, Lagerfeld werde an der zweiten Schau am Nachmittag teilnehmen. Doch auch bei dieser tauchte der Designer nicht auf.

Eine Chanel-Sprecherin sagte der Zeitschrift „Women’s Wear Daily“, Lagerfeld habe sich „heute Morgen erschöpft gefühlt“. Eine langjährige Mode-Kritikerin sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie könne sich nicht erinnern, dass Lagerfeld in seinen 40 Jahren bei Chanel jemals eine Schau verpasst habe. „Herr Lagerfeld fühlte sich erschöpft und hat Kreativ-Direktorin Virginie Viard gebeten ihn zu vertreten“, erklärte das Haus Chanel.

Viard und Image-Direktor Eric Pfrunder „werden weiter mit ihm zusammenarbeiten und die Kollektion sowie die Werbekampagnen der Marke fortsetzen“, hieß es weiter. 2015 hatte Lagerfeld in einem Interview gesagt, er denke nicht an die Rente, dazu sei er viel zu beschäftigt. Trotz seines Alters entwarf er bislang unermüdlich Kollektion um Kollektion, neben Chanel auch für Fendi und sein eigenes Label.