Daumen hoch: Markus Wasmeier blickt immer wieder gerne auf seine Olympia-Teilnahmen zurück. Foto: Getty

Olympiasieger Markus Wasmeier spricht über den Wert sportlicher Großveranstaltungen, die anstehenden olympischen Wettbewerbe in Pyeongchang und den Kampf gegen Doping. Er kritisiert das IOC für seine Großspurigkeit und die Abkehr von den Athleten.

Schliersee - An diesem Freitag werden die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkorea eröffnet. Einer, der Olympia aus deutscher Sicht mitgeprägt hat, ist der ehemalige Skistar Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994.

Herr Wasmeier, 1994 wurden Sie in Lillehammer Doppel-Olympiasieger. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Winterspiele?
In meinen Gedanken ist es, als ob alles gestern gewesen wäre, als ob ich gerade erst aus dem Starthaus gefahren bin. Es ist ein sehr angenehmes Gefühl, denn ich habe die Olympischen Spiele damals genossen – in vollen Zügen.
Weil Sie erfolgreich waren?
Klar – aber nicht nur. Ich war zuvor bei den Winterspielen in Calgary 1988 und Albertville 1992. Doch da kam nicht wirklich ein olympisches Flair auf, dafür ist alles zu weit auseinandergezogen und zu steril gewesen.
Anders als in Lillehammer.
Ganz anders. Die Norweger haben perfekte und fantastische Spiele organisiert, die Stimmung war einmalig. 250 000 derart fanatische Zuschauer beim Langlauf oder 80 000 begeisterte Besucher bei einem Skirennen wird es nie wieder geben.
Warum nicht?
Das haben uns die Terroranschläge am 11. September 2001 eingebracht. Seither hat sich die Welt verändert, die Sicherheitsvorkehrungen sind mittlerweile enorm. Einen so offenen Umgang mit Besuchern eines Großereignisses wie in Lillehammer werden wir nicht mehr erleben.
Auch die Bewertung der olympischen Bewegung ist eine andere geworden. Warum wird es immer schwerer, traditionelle Wintersportorte als Ausrichter für die Spiele zu gewinnen?
Weil wir in einer Gesellschaft leben, die erstmal grundsätzlich jedes Großprojekt ablehnt – in Stuttgart kennt man sich mit diesem Thema ja bestens aus. Bei Sportereignissen kommen dazu noch die hausgemachten Probleme: Korruption beim Fußball-Weltverband, die sehr hochnäsige Art des Internationalen Olympischen Komitees. Gerade dem IOC würde mehr Demut und mehr Hingabe an die Athleten sehr gut tun.
Zuletzt sind in München und Hamburg mögliche Olympia-Bewerbungen am Veto der Bürger gescheitert.
Was natürlich auch damit zu tun hat, dass jeder nur noch nach sich selbst schaut. Ich hatte beim Werben für München 2022 viele interessante, aber auch krasse Gespräche. Unter anderem sagte mir ein Mann auf dem Marienplatz, er habe sich gerade in Garmisch-Partenkirchen eine neue Wohnung gekauft – und wolle nun nur noch seine Ruhe haben.
War das exemplarisch?
Durchaus. Keiner denkt mehr an die Gemeinschaft und erst recht nicht 20 Jahre voraus. Die heutige Gesellschaft ist erst mal dagegen, egal, um was es geht. Das ist schon ein riesen Manko und leider in vielen anderen Ländern auch nicht besser.