Bis tief in die Nacht haben die Schwimmer ihre Züge gemacht. Foto: avanti

Bis tief in die Nacht haben die Schwimmer zur Livemusik vn David Hanselmann im Mineralfreibad Oberes Bottwartal ihre Züge gemacht.

Oberstenfeld - Welch eine Stimmung: Man schwimmt direkt in den Sonnenuntergang, die Burg Lichtenberg wird von den letzten Strahlen des rotgoldenen Feuerballs über die Rutschen hinweg angestrahlt. Die Kulisse daraufhin bleibt spektakulär. Zum abendroten Himmel gesellt sich die schmale Neumondsichel dazu, Fackeln tauchen das Mineralfreibad Oberes Bottwartal in ein zusätzlich goldenes Licht.

Nicht nur zur blauen Stunde kurz nach Sonnenuntergang, noch bis Mitternacht nutzten am Freitagabend einige Hundert Freibadgäste den „Mineralbadstrand“, um hier an einem wunderbar lauen Sommerabend nach Herzenslust zu schwimmen, zu saunieren oder auf einer der vielen Terrassen der Herz-Schmerz-Musik von Schmuserocker David Hanselmann zu lauschen.

Zwar kann der Neu-Beilsteiner „The-Voice“-Teilnehmer durchaus auch rockig, wie er mit Eric Claptons „Change the World“ oder „Another day in paradise“ von Phil Collins unter Beweis stellt. Aber nach überstandener, noch nicht ausgeheilter Krebserkrankung schlägt der 65-Jährige gerne sanftere Töne an. „Musik ist mein Heiler und meine Therapie“, sagt Hanselmann. Songs, die das Herz stärken, hat schließlich auch er nötig. Die schwache Pumpe ist mit ein Grund, warum er täglich seine Runden im Bad zieht. Aber auch das tolle Ambiente: „So bin ich mit Ute Kuttner, der Chefin hier, ins Gespräch gekommen, was man hier in diesem wunderschönen Bad auf die Beine stellen könnte.“ Die Idee, dass David Hanselmann das Nachtschwimmen musikalisch zum Hit machen könnte, war geboren und wurde gleich festgemacht. „Die geben sich hier echt Mühe, was Besonderes zu bieten. Ich freue mich, dabei zu sein. Das macht ja auch regen Spaß hier.“ Den Spaß merkt man Hanselmann auch an. Den Kalauer mit dem „Nackt-Schwimmen“ kann er sich nicht verkneifen und zum Publikum meint er: „Es gibt Cocktails. Je mehr Sie trinken, desto schöner werde ich.“ Und später fordert er die Damen und Herren auf: „Sie dürfen auch tanzen.“ Und tatsächlich, zu „My Girl“ von den Temptations drehen einige Paare flotte Runden.

Auch die Kinder haben ihren Spaß, dass sie zu schwungvoller Musik mal länger aufbleiben dürfen. Eine „junge Dame“ von zarten 75 Jahren schreibt einen Brief auf einen Pappkarton, den sie dem Künstler zusteckt. Ob er „Yesterday“ oder „was von den Flippers“ singen könnte? Weil die elektronische Begleitband nicht so schnell das Gewünschte liefert, macht Hanselmann „einfach das, was gut kommt“. Zu „Rote Lippen soll man küssen“ wird die Stimmung noch besser. Rund 130 Zuhörer sitzen auf der Terrasse rund um den Kiosk, im Bad verteilt sitzen viele weitere, die einfach die Stimmung mit guter Musik genießen.

Auch am späteren Abend fließt ein steter Strom von Badegästen am Kassenhäuschen vorbei. Jugendliche freuen sich auf die Party am Beckenrand, einige nächtliche Schwimmer ziehen weiter ihre Runden. Betriebsleiterin Ute Kuttner freut sich über den Andrang, schließlich sei der August insgesamt eher mau gewesen. „Aber in den letzten Tagen bei herrlichem Spätsommerwetter hatten wir schon mal über 4000 Badegäste an einem Tag. Insgesamt wird es sicher wieder eine sehr gute Saison.“