Der Ulmer OB Gunter Czisch muss in die Stichwahl. Foto: dpa/Stefan Puchner

Der Durchmarsch für CDU-Mann Gunter Czisch gelingt nicht. SPD-Herausforderer Martin Ansbacher ist stärkster Verfolger, Grünen-Landeschefin Lena Schwelling landet distanziert.

Die Oberbürgermeisterwahl in Ulm geht in eine zweite Runde. Amtsinhaber Gunter Czisch, CDU, konnte am Sonntag zwar mit gut 43 Prozent der abgegebenen Stimmen das stärkste Ergebnis unter den Kandidaten erzielen, von der absoluten Mehrheit war er damit aber klar entfernt. Am 17. Dezember wird nun erneut gewählt, dann genügt die einfache Mehrheit der Stimmen.

Am dichtesten hinter Czisch landete der Ulmer SPD-Fraktionsvorsitzende und Rechtsanwalt Martin Ansbacher, 46, er erhielt knapp 30 Prozent. Noch einmal deutlich dahinter landete mit 21 Prozent die 31-jährige Grünen-Landesvorsitzende und langjährige Ulmer Stadträtin Lena Schwelling. Der Ulmer Comicladen-Betreiber Thomas Treutler erhielt vier Prozent der Stimmen, der bekennende Querdenker Daniel Langhans blieb unter drei Prozent. Die Wahlbeteiligung – 91 000 Menschen waren zur Stimmabgabe aufgerufen – lag bei 40 Prozent.

Wie entschieden die Jungen?

Czisch gegen Ansbacher, zu diesem Duell kommt es nun in zwei Wochen. Zwar liegen, Stand Sonntag, zwischen den Kandidaten 13 Prozent Stimmenunterschied. Doch ausgemacht ist damit nicht, ob Czisch das Rennen im zweiten Wahlgang auch wird entscheiden können. Eine der Fragen wird sein, wem die Grünen-Wählerschaft die Stimme geben wird. Schwelling hatte im Rahmen ihrer intensiven Kampagne unter anderem gezielt Jugendliche ab 16 Jahren handschriftlich und mit Namen per Post angeschrieben. Erstmals bei dieser OB-Wahl war das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt worden. Wie viele junge Menschen sich haben motivieren lassen, wird noch analysiert werden müssen.

Möglich auch, dass die eisigen Temperaturen und vereisten Straßen viele Wahlberechtigte vom Urnengang abgehalten haben. Die Wahlbeteiligung am Sonntag lag nochmals unterhalb des Interesses vor acht Jahren (42,5 Prozent), als Czisch auf Ivo Gönner (SPD) folgte, der aus Altersgründen nicht mehr angetreten war.

Ein Wahlkampf ohne Höhen

Vor allem Amtsinhaber Czisch (Plakatslogan: „Czisch kann’s“) muss dieses Zwischenergebnis zunächst ratlos machen. Im bisherigen Wahlkampf hatte er auf den soliden Haushalt der Stadt, die errungene Landesgartenschau 2030 oder Erfolge bei der Digitalisierung verwiesen. Seine zentralen Herausforderer Ansbacher und Schwelling wiederum hatten von schärferen Angriffen auf den OB abgesehen; schließlich verantworteten sie wichtige kommunalpolitische Entscheidungen der vergangenen Jahre im Gemeinderat mit. Ein zentrales Konfliktthema hatte sich nicht herausgebildet.

Das Ergebnis vom Sonntag ist auch ein Dämpfer für Lena Schwelling. Vom wohl erhofften Prominentenbonus für die Berufspolitikerin war am Ende in Ulm nicht viel zu erkennen.