Predigt er Wasser und trinkt Wein? Christoph Sonntag als „Bruder Christophorus“ bei seiner diesjährigen Fasnachtspredigt in der Alten Kelter in Fellbach Foto:  

Hat Kabarettist Christoph Sonntag über seine Stiftung Fördergelder des Landes veruntreut? Seine Noch-Ehefrau wirft ihm vor, zu Lasten der Steuerzahler mit Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) gekungelt zu haben.

Stuttgart - Der Kabarettist Christoph Sonntag (57) sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Seine getrennt von ihm lebende Ehefrau (31) wirft ihm vor, seine gemeinnützige GmbH, „Stiphtung“ genannt, als Selbstbedienungsladen zu nutzen. *

Lesen Sie hier (StNPlus): Vorwürfe gegen Kabarettist Christoph Sonntag – Eine Stiftung zur Selbstbedienung?

Laut Sonntags Anwältin stimmt dies „in keinster Weise“. Die Vorwürfe seien „rein privat motiviert“. Der Fall birgt auch politische Brisanz: Sonntag soll nicht nur Spendengelder, sondern auch Landesfördermittel veruntreut haben – und Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) soll persönlich dafür gesorgt haben, dass die Mittel flossen.

„Mögliche Ungereimtheiten“

Lucha sei Sonntag „freundschaftlich verbunden“, behaupten Sonntags Noch-Ehefrau und ihr Anwalt. Daher habe er sich über Bedenken hinweg gesetzt und auch dann noch an der Förderung festgehalten, als verwaltungsintern Zweifel an der korrekten Verwendung der Gelder aufgekommen seien. Laut Sozialministerium hat die Sonntag-Stiftung für das Projekt „A-B-C-D-E-Mokratie neu buchstabiert!“ 2018 und 2019 insgesamt 259 460 Euro erhalten. Die Vorwürfe gegen Lucha weist das Ministerium zurück, bestätigt aber, dass die Behörden „möglichen Ungereimtheiten“ bei der Förderung des Sonntag-Projekts nachgehen.

FDP fordert Aufklärung

Die FDP meldet weiteren Aufklärungsbedarf an: „Wir werden Herrn Lucha umgehend mit einem umfangreichen Fragenkatalog konfrontieren. Diese Sache muss aufgeklärt werden“, so FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Aufgeklärt werden die Anschuldigungen am Ende wohl auch durch die Justiz. Der Anwalt von Sonntags Ehefrau hat eine Strafanzeige angekündigt.

Sonntag hatt 2007 die „Stiphtung Christoph Sonntag“ gegründet. Nach seinen Worten setzt sich die gemeinnützige GmbH vor allem für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Auch deshalb bekam der Kabarettist 2015 den Verdienstorden des Landes.

* Anm. d. Red.: Die Staatanwaltschaft Stuttgart hat das Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Vorteilsgewährung gegen den Kabarettisten Christoph Sonntag im September 2020 eingestellt.