Rot dominiert in der neuen Uhu-Bar – es ist so wie früher. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Ein neues Logo mit eindringlichen Uhu-Augen hängt draußen am Haus, drinnen ist’s rot und heimelig wie früher: Neue Pächter haben am Freitagabend In der Altstadt eine Legende wachgeküsst.

Früher hing ein Plakat in der Ecke, auf dem stand: „Wo anders ist auch scheiße“. Die Uhu-Bar an der Leonhardstraße 4 hatte was von einem Museum. An den Wänden waren Zeugnisse eines spannendes Lebens zu sehen: Boxfan und Wirt Oskar Müller erzählte damit Geschichten, erinnerte an Menschen, die ihn prägten.

Am Freitag ist der Veteran des untergegangen Rotlichtmilieus 86 Jahre alt geworden. Die neuen Pächter seines ehemaligen Domizils haben ihm zum Geburtstag quasi ein Geschenk gemacht: Es geht weiter in seinem geliebten Uhu.

Tische und Stühle sind neu. Der Name des Lokals ist aber geblieben, das rote und heimelige Ambiente im Inneren auch. Viele Bilder von Oskar hat das neue Pächterteam, das aus vier Nebenerwerbswirten besteht, abgehängt, ein bisschen also aufgeräumt an den Wänden. Das große Kunstwerk in der Mitte des Raumes ist noch immer da, der Uhu am Fenster auch, und weiterhin dreht sich eine Discokugel an der Decke. Damit zeigen die Neuen: Sie wollen nicht alles anders machen, sondern den besonderen Charme der ehemaligen Animierbar mit neuen Ideen für die Zukunft retten. Oskar, der heute in einem Pflegeheim lebt, ist nicht mehr da, aber man würde sich nicht wundern, würde er gleich ums Eck kommen und mal wieder sein „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ singen.

Zum Pre-Opening haben sich am Freitagabend, draußen wie drinnen, viele eingefunden, die sich freuen, dass ein Unikat der Altstadt nach zweieinhalbjähriger Pause zu neuem Leben erweckt wird. Nachdem das Laufhaus über dem Lokal für immer geschlossen und das Haus verkauft wurde, hatte der neue Besitzer den bisherigen Wirten Oskar Müller und Klaudia Kacijan die Kündigung geschickt. Nach 15 Jahren mussten sie schweren Herzens aufhören.

„Leider hat uns der Hausbesitzer keinerlei Chance gegeben, einen neuen Pachtvertrag mit ihm abzuschließen“, schreibt Klaudia Kacijan im Namen des alten Teams auf Facebook. Bis April seien die Möbel im Laden gewesen. Dann habe sich der Eigentümer gegen die alten Wirte entschieden und mit den neuen Pächtern den Vertrag unterschrieben – auch für die oberen Stockwerke, in denen sich früher die Zimmer der Prostituierten befanden. Die bisherigen Betreiber loben ihre Nachfolger: „Rücksichtsvoller und vorsichtiger hätte man mit uns nicht umgehen können – ob es beim Ausräumen, der Übergabe oder sonstigen Gesprächen war!“ Ihr Urteil: „Wir finden, dass die Neuen echt nette Typen sind, deshalb wäre es schön, wenn man ihnen eine Chance gibt.“

Jetzt fliegt der Uhu wieder. Bekommen Fans der Altstadt, die nicht an Laufhäusern interessiert sind, ein neues Wohnzimmer? Der erste Abend hat gezeigt: Die Chancen stehen gut. Geöffnet ist die Uhu-Bar, in der es Bier vom Fass und Cocktails gibt, donnerstags bis samstags von 18 Uhr bis open end.