Dem idyllisch am Albtrauf gelegenen Höhenfreibad von Neuffen droht die Zwangspause. Es fehlt am Fachpersonal. Foto:  

Im vergangenen Jahr hat das Neuffener Höhenfreibad wegen akuten Personalmangels schon einen Tag pro Woche geschlossen gehabt. Jetzt droht sogar die ganze Saison ins Wasser zu fallen.

Neuffen - Den Neuffenern droht eine Runde Trockenschwimmen. Wenn sich bis zum Beginn der diesjährigen Sommersaison kein zweiter Schwimmmeister findet, dann könnte das beliebte Freibad am Fuß der Burgruine Hohenneuffen geschlossen bleiben. „Ohne eine zweite Fachkraft mache ich das Schwimmbad nicht auf“, sagt der Neuffener Bürgermeister Matthias Bäcker unter Hinweis auf die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Hatte der Schultes in seinem Infobrief an die Bürger der Stadt im Januar noch betont, seine Hoffnung halte sich „stark in Grenzen“, so dringen nun vorsichtig optimistische Töne aus dem Rathaus des 6300 Einwohner zählenden Städtchens. „Wir haben auf den Hilferuf so viele positive Rückmeldungen bekommen, dass ich inzwischen der Ansicht bin, dass wir das hinkriegen“, relativiert der Schultes seine Einschätzung inzwischen.

Kooperation mit Beuren im Gespräch

Um den Erholungssuchenden in Neuffen und Umgebung – immerhin lockt das idyllisch gelegene, aber unbeheizte Höhenfreibad im Jahr rund 45 000 Besucher an – den Sprung in das (meist) kalte Wasser doch noch zu ermöglichen, fasst Bäcker nun unter anderem eine Kooperation mit dem Nachbarn in Beuren ins Auge. Möglicherweise, so sein Vorschlag, könnten sich die beiden Kommunen eine Schwimmmeister-Stelle teilen. „Wenn in der dortigen Panorama-Therme im Sommer weniger los ist, könnten ein Schwimmmeister ja bei uns aushelfen“, sagt der Rathauschef.

Dabei ist das kleinere Problem der Dienst am Beckenrand. Hier kann Bäcker auch dank seines Brandbriefes auf das qualifizierte Ehrenamt zurückgreifen. Mehr Sorgen macht der technische Betrieb. „Eine Fachkraft allein reicht jedoch nicht aus, um das Höhenfreibad an sieben Tagen die Woche offen zu halten. Das ist nicht nur rechtlich vorgeschrieben, sondern alleine vom Arbeitsaufwand her gesehen auch logisch“, sagt Bäcker. Schon in der vergangenen Saison hatte das Freibad aus Personalmangel an einem Tag pro Woche geschlossen werden müssen.

Lenninger Vorbild: Betreibergesellschaft

Eine zweite Möglichkeit, die Sommersaison in der 1938 erbauten Anlage zu retten, wäre die Verpflichtung einer externen Betreibergesellschaft. Das aber würde das Defizit, das laut Bäcker dank der fehlenden Heizung derzeit pro Jahr bei vergleichsweise geringen 200 000 Euro liegt, weiter in die Höhe treiben.

Mit einer Betreiberlösung hält sich die ein paar Kilometer weiter ebenfalls am Albtrauf gelegene Gemeinde Lenningen seit drei Jahren über Wasser. „Der Markt an geeigneten Schwimmmeistern ist leer gefegt. Auf unsere wiederholten Ausschreibungen haben sich jetzt zwei Interessenten gemeldet, deren Gehaltsforderungen jedoch jenseits von Gut und Böse waren“, sagt der Lenninger Bürgermeister, Michael Schlecht. Natürlich hätte die Gemeinde gerne den Zugriff auf das eigene Personal, sagt der Schultes. Aber das gebe der Markt nicht her. Inzwischen tendiere die Gemeinde dazu, den Betrieb gleich auf mehrere Jahre auszulagern, um sich das dauernde Hin- und Her vor jeder Saison zu ersparen.

Den Betrieb des Mitte der 1920er Jahre auf Initiative der inzwischen abgewickelten Oberlenninger Papierfabrik Scheufelen errichten Bades lässt sich die rund 8300 Einwohner zählende Gemeinde jedes Jahr je nach Reparaturbedarf rund 250 000 bis 300 000 Euro kosten. Die Besucherzahl? „Viel zu wenig“, sagt Schlecht, der sich kaum noch an die Zeiten erinnern kann, da er mit einem Blumenstrauß an der Kasse gewartet hatte, um den 25 000. Besucher zu begrüßen.