Margot Käßmann ist Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche. (Archivbild) Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone

Die ehemalige Landesbischöfin Margot Käßmann hat ein Buch für Großeltern geschrieben. Darin beschreibt die siebenfache Großmutter die Bedeutung von Oma und Opa für die Enkel – aber auch, was nicht zu ihren Aufgaben gehört.

Großeltern sollten sich nach Auffassung der evangelischen Theologin Margot Käßmann (65) aus der Erziehung ihrer Enkelkinder raushalten. „Ich finde, die Eltern sind die Eltern, die müssen erziehen, und dabei haben sich die Großeltern auch nicht einzumischen. Das hätte ich auch nicht gewollt“, sagte die frühere evangelische Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (online/Mittwoch). Käßmann hat sieben Enkelkinder und gerade das „Buch für Großeltern“ veröffentlicht.

Weitergabe von Ritualen und Kultur

Käßmann riet Eltern und Großeltern, die gegenseitigen Erwartungen bei der Kinderbetreuung frühzeitig abzuklären. „Die einen Großeltern wollen ganz viel Zeit mit dem Kind verbringen, das ist den Eltern vielleicht zu viel. Und andere Eltern wollen, dass die Großeltern sie im Alltag stark entlasten. Und das ist denen vielleicht wiederum zu viel.“ Um da die Balance zu finden, sei ein offenes, ehrliches Gespräch am besten.

Wichtig sind Großeltern aus Sicht der Theologin auch, wenn es um Rituale und Weitergabe von Kultur geht. „Bei uns sind leider Narrative verloren gegangen, zum Beispiel jene, wie sich das Jahr gliedert, von Erntedank, Advent bis Weihnachten, und wie man diese Feste mit Kindern gestalten kann.“ Dabei gehe es ihr auch um christliche Traditionen. „Viele Kindern wissen ja nicht mehr, was an Ostern gefeiert wird oder was für ein Feiertag Pfingsten ist.“

Der große Vorteil der Großeltern sei, tatsächlich Zeit zu haben. „Oma und Opa sind ganz für die Kinder da, während Mutter oder Vater beim Spielen immer noch daran denken, was erledigt werden muss. Ich war ja auch jahrelang berufstätige Mutter und weiß, welcher Druck da herrscht.“

Verständnis für ältere Generationen bekommen

Großeltern sind laut Käßmann aber auch dafür da, das Alter und die Generationenfolge erfahrbar zu machen. „Kinder sollten erfahren, dass Menschen alt werden und dass das Leben endlich ist“, sagte die frühere Bischöfin. „Ich sage ihnen klar: Ich bin jetzt alt, und ich hatte auch eine Omi, und eines Tages bist du vielleicht selber ein Opa. So können sie die Generationen einordnen.“

Zugleich machten Enkelkinder den Großeltern auch die eigene Endlichkeit bewusst. „Einerseits macht es natürlich glücklich, Enkel zu haben, weil du denkst, die Spur des Lebens geht weiter. Aber ich will auch ehrlich sein: Meine älteste Enkeltochter ist jetzt elf, ich bin 65. Die Kinder wachsen heran, und du selbst befindest dich in der letzten Etappe deines Lebens.“