Der Foto: factum/Simon Granville

Die Residenz Ludwigsburg öffnet sich für Hobbyfotografen. Die Nachfrage ist enorm, obwohl es strenge Regeln gibt.

Ludwigsburg – - Erst war es eine Ausnahme, nun wird es zur Regel: Im Residenzschloss darf fotografiert wird. Dafür gibt es nun eine spezielle Führung. Was die Hobbyfotografen zu sehen bekommen und warum Fotografieren bis jetzt nicht erlaubt war, erklärt der Schlossverwalter Stephan Hurst.

Herr Hurst, im Residenzschloss wird das Verbotene erlaubt. Wie kam es zu der neuen Führung?

Das war ein Input von außen. Eine Hobbyfotografin hatte mir eine Mail geschrieben, in der sie bedauerte, dass sie bei einer Führung durch das Residenzschloss nicht fotografieren durfte.

Und warum ist das Fotografieren bei Führungen nicht erlaubt?

Weil es störend für den Ablauf ist. Ab und zu kommt es vor, dass sich Teilnehmer bei einer Führung zurückfallen lassen, weil sie Fotos machen wollen. Aber in einem Betrieb, in dem alles ganz eng getaktet ist, kommt schnell alles durcheinander. Und es ist auch schwierig für die anderen Teilnehmer. Sie möchten ja so viel wie möglich sehen und hören. Wenn der Schlossführer aber regelmäßig nach abtrünnigen Besuchern schauen muss, ist das Besuchserlebnis nicht so toll.

Das Fotoverbot hat also nichts mit dem Blitzlicht zu tun?

Nein. Es gibt eine Untersuchung, wonach sich Blitzlicht von Fotoapparaten nicht schädlich auf Kunstgegenstände auswirkt.

Die ersten Fotografen-Führungen war so groß, dass Sie Zusatztermine ins Programm genommen haben. Überrascht Sie das?

Das Schloss ist eine ungeheure Schatztruhe an tollen Motiven, insofern wundert es mich nicht wirklich, dass die Resonanz so super war.

Obwohl die Führung so früh am Morgen stattfindet?

Wir haben die Zeit bewusst von 8 bis 9.30 Uhr gewählt, weil da wenig andere Menschen im Schloss sind. Für Fotografen ist das nicht so prickelnd, wenn ständig jemand durchs Bild läuft, oder man warten muss, bis jemand nicht mehr im Bild ist.

Was kriegen die Fotografen denn zu sehen?

Einen halben Flügel des Schlosses. Los geht es im Marmorsaal, das Ende ist im Speisesaal. Dazwischen liegen das Theater, die Ahnengalerie und der Marmorsaal. Das sind auch bei offiziellen Terminen die meist fotografierten Spots im Schloss, die Must-haves sozusagen.

Und die Fotografen hecheln dort mit zig Kameras und sonstigem Equipment im Schlepptau durch?

Das kann man so nicht sagen. Eine Führung dauert 90 Minuten, und in gewisser Weise bestimmen die Teilnehmer das Tempo. Was das Equipment angeht: Eine mobile Blitzanlage oder ein Stativ sind zum Beispiel nicht erlaubt. Wenn da 20 Leute ihre Ausrüstung aufbauen, nimmt das Dimensionen an, wo es mit dem Ablauf auch wieder schwierig werden könnte. Aber da die Digitalkameras immer leistungsfähiger werden, ist das bis jetzt ohnehin kein Thema.

Profis müssen aber draußen bleiben, oder?

Exakt. Wer Bilder von unserem Kulturdenkmal gewerblich nutzt, für den werden andere Preise fällig. Für zehn Euro, so viel kostet eine Führung, könnten wir Profis unsere Kulisse nicht anbieten.

Wie stellen Sie sicher, dass sich mit den Hobbyfotografen kein Profi ins Schloss schmuggelt?

Zum einen vertraue ich ein Stück weit auf die Menschen, die zu uns kommen, dass sie sich an das halten, was wir ihnen sagen. Zum anderen ist es ja so, dass Bilder, die für gewerbliche Zwecke gemacht werden, an die Öffentlichkeit gelangen – also auch an uns. Ich kriege immer wieder Hinweise auf Werbefotos, auf denen das Schloss zu sehen ist. Im Zweifel lassen wir uns die Nutzungsrechte vorlegen. Aber in zehn Jahren hatte ich erst einen Fall, wo wir einschreiten mussten, weil zu Unrecht mit dem Schloss geworben wurde.

Wenn nächstens ein Besucher bedauert, dass er nicht in Carl Eugens Appartement schlafen durfte, nehmen Sie dann auch Übernachtungen ins Programm?

Ich bin zwar grundsätzlich jemand, der Dinge gerne ausprobiert und auf Umsetzbarkeit prüft. In diesem Fall würde die Prüfung jedoch nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen und sehr wahrscheinlich nicht positiv ausfallen. Neben dem Vermarktungsauftrag steht der Auftrag, die uns anvertrauten Monumente und deren Einrichtung möglichst unbeschadet an die nächsten Generationen zu übergeben.

Verwalten und Gestalten

Person
Stephan Hurst, 41, ist seit September 2013 der Verwalter des Ludwigsburger Residenzschlosses, das jährlich rund 300 000 Gäste besichtigen. Hurst ist unter anderem auch für das das Schloss Favorite Ludwigsburg verantwortlich sowie für die Solitude.

Aktion
Die nächsten Fotoführungen finden am 9. und am 16. Juni statt. Die Teilnahme kostet zehn Euro. Eine telefonische Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter der Nummer 0 71 41/18 64 00. Wer keinen Platz bekommt, muss sich nicht grämen. Nach der positiven Resonanz ist klar: Die Führung wird von nun an regelmäßig stattfinden.