Die Biogasanlage in Beilstein wird weiterbetrieben. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Beilsteiner Anlage versorgt das Ilsfelder Nahwärmenetz. Eine Übernahme ist aber in Sicht.

Beilstein - Die Bioenergie Beilstein BW GmbH hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die Firma betreibt die Biogasanlage in dem Ort. Als Ursache für die Zahlungsunfähigkeit nennt die Heilbronner Wirtschaftsprüferin Manuela Branz fehlende Geldmittel durch erhöhte Stillstandszeiten. Das Amtsgericht Heilbronn hatte Branz zur vorläufigen Insolvenzverwalterin eingesetzt.

Die tiefere Ursachen für den Kapitalmangel der Bioenergie seien laut Manuela Branz betriebswirtschaftliche Fehler in der eigentlichen Konzeption gewesen. So sei die Anlage nur mit einem Blockheizkraftwerk betrieben worden. Bei einem Ausfall des Kraftwerkes konnten somit weder Strom noch Wärme produziert werden.Die Insolvenzverwalterin nahm sich vor zwei Wochen des Falls an. Sie beobachtete ein reges Interesse an der Übernahme der Biogasanlage. „Es gab einige potenzielle Käufer.“ Inzwischen sei der Entscheidungsprozess fortgeschritten, das Insolvenzverfahren werde in den nächsten Tagen eröffnet.

„Der mögliche Eigentümer hat Erfahrung im Betrieb mit Biogasanlagen“, sagt Branz. Dies sei auch für das Zusammenspiel mit den Abnehmern der Fernwärme wichtig. Der wichtigste Kunde der Biogasanlage ist dabei die Gemeinde Ilsfeld. „Wir haben im Jahr 2017 davon erfahren, dass aus der Beilsteiner Biogasanlage jährlich Wärme in einer Größenordnung von rund vier Millionen Kilowattstunden entweicht“, berichtet Thomas Knödler, der Bürgermeister der 9800-Einwohner-Gemeinde. Diese Kapazität sicherte sich Ilsfeld durch einen Liefervertrag. Seitdem fließt rund 20 Prozent der Wärme im Ilsfelder Nahwärmenetz von Beilstein aus zum Nachbarn. Finanziell gefördert wurde das Projekt auch mit EU-Mitteln in Höhe von drei Millionen Euro. „Die Alternative wäre der Bau einer eigenen Holzhackschnitzelanlage gewesen“, sagt Knödler, dessen Kommune seit 2013 insgesamt elf Millionen Euro in ihr Fernwärmenetz investierte. Wichtigste Eckpfeiler ist neben dem Import aus Beilstein die Wärme aus dem Abwasser der Kläranlage sowie aus deren Klärschlammverbrennung und aus Blockheizkraftwerken in Schulen.

Die Insolvenz von Bioenergie Beilstein habe zunächst eine Lücke in die Versorgungssicherheit gerissen, räumt der Ilsfelder Bürgermeister ein. „Wir haben dann kurzfristig überlegt, ob wir als Kommune selbst als Betreiber fungieren sollten.“ Letztlich sei aber der Andrang der privaten Interessenten stark gewesen. „Der voraussichtliche Partner jetzt hat Erfahrung im Betreiben von Biogasanlagen und stammt aus einem landwirtschaftlichen Umfeld.“ Damit sei die Zukunft der Ilsfelder Fernwärmeversorgung gesichert. Knödler beziffert den Bedarf bei den rund 400 Endabnehmern in seiner Kommune auf 12 Millionen Kilowattstunden. Dazu zählten auch die öffentlichen Gebäude.

Der angehende neue Eigentümer der Biogasanlage kommt aus der Nähe von Beilstein, will aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, solange das Verfahren noch nicht zum Abschluss gekommen ist. „Wir haben uns von der Leistungsfähigkeit der Anlage überzeugt“, sagt er im Gespräch.

Die Stadt Beilstein hatte sich vor Jahren entschieden, mit einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk den Energiebedarf im Bereich des Schulzentrums zu decken. Die Leitungen zur Biogasanlage wären zu lang gewesen, erklärt der Bürgermeister Patrick Holl auf Nachfrage.