Bei der Arbeit: die Weinprinzessin Birthe Meseke ist für das Weingut der Stadt Stuttgart tätig. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ihre Krone setzt Birthe Meseke gerne auf. Als neue Weinprinzessin repräsentiert sie ein Jahr lang das Anbaugebiet Württemberg. Und der Titel ist ihrer Ansicht nach absolut nicht altmodisch.

Im Garten ihrer Mutter wachsen drei Rebstöcke – mehr Weinbautradition gibt es nicht in der Familie von Birthe Meseke. Sie kam durch einen Ferienjob während der Schulzeit auf den Geschmack und absolvierte eine Winzerlehre, auf die das Önologie-Studium folgte. Jetzt ist die 24-Jährige Württemberger Weinprinzessin und will eine Botschafterin für die Tropfen aus Stuttgart sein.

Frau Meseke, sind Adelstitel und das Krönchen denn nicht irgendwie altmodisch?

Also ich finde die Krone sehr schön mit den silbernen Trauben. Und meine Vorgängerinnen haben den Job bereits modernisiert: Wir Weinhoheiten sind mittlerweile viel auf Social Media unterwegs und erscheinen nicht nur auf den Terminen. Dadurch können Menschen auf der ganzen Welt verfolgen, was im württembergischen Weinbau gerade passiert.

Was halten ihre Freunde davon?

Mein Freundeskreis findet meinen Job total cool. Für sie ist es ungewöhnlich, dass man Wein macht. Sie besuchen gerne Veranstaltungen wie Weinfeste. Bei solchen Anlässen hat man einfach Spaß, kann sich treffen. Dadurch hat unsere Branche ein sehr positives Image.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Winzerin zu werden?

In der zehnten Klasse habe ich als Ferienjob bei der Lese geholfen. Damals war ich zum ersten Mal in einem Weinberg und habe davor auch nie Wein getrunken. So kam ich auf den Geschmack. Bis auf drei Rebstöcke im Garten meiner Mutter gibt es in meiner Familie keinen Weinbau. In jeder freien Minuten habe ich danach immer wieder in dem Weingut ausgeholfen. Es hat einfach total Spaß gemacht. Beim Weingut der Stadt Stuttgart habe ich deshalb gleich nach dem Abitur die Ausbildung zur Winzerin gemacht und anschließend an der Fachhochschule in Geisenheim studiert. Nach dem Abschluss arbeitete ich zunächst als Kellermeisterin, mittlerweile bin ich fürs Marketing und für Veranstaltungen beim städtischen Weingut zuständig.

Will nicht jeder Winzer auch seinen eigenen Wein machen?

Einen eigenen Weinberg wollte ich unbedingt haben. Er liegt direkt unter der Grabkapelle bei Rotenberg – und ist mein größtes Hobby nach der Arbeit. In der Natur zu sein, ist ein schöner Ausgleich dazu.

Was haben Sie sich als Weinprinzessin vorgenommen?

Ich will Weinbotschafterin für Stuttgart sein. Heilbronn ist ein riesiges Gebiet, das Remstal kennt jeder. Aber auch in Stuttgart gibt es so viele Weingüter, die alle Superweine machen. So gut, wie die Leute heute ausgebildet sind, kann man eigentlich keinen schlechten Wein mehr machen.

Und wann bewerben sich auch Männer um den Titel?

Am Mittelrhein gibt es bereits einen Weinprinzen. Warum auch nicht? Es geht dabei ja nicht um Schönheit, sondern ums Weinwissen, ums Auftreten und Präsentieren. Das ist die Hauptsache, und darauf freue ich mich. Ich tausche mich gerne mit anderen Menschen aus, finde es spannend, wie andere Winzer arbeiten, und habe Spaß daran, Werbung für den Wein zu machen.

Zur Person

Prinzessin
Birthe Meseke hat nach dem Abitur die Ausbildung zur Winzerin im Weingut der Stadt Stuttgart absolviert und im Anschluss Weinbau und Önologie an der Hochschule in Geisenheim studiert. Im August 2021 kehrte sie als zweite Kellermeisterin in das städtische Weingut zurück, seit Juli 2022 ist sie dort als Event- und Marketingmanagerin tätig. Sie wohnt in Uhlbach.

Wahl
Bei der Wahl zur Weinhoheit prüfte eine Jury das Wissen der Kandidatinnen über Weinerzeugung, Anbau und Vermarktungsstrukturen. Zur Württembergischen Weinkönigin wurde die 27-jährige Carolin Häußer aus Aspach gewählt, die zweite Weinprinzessin heißt Lisa-Marie Blatt, ist 25 Jahre alt und stammt aus Brackenheim. Die scheidende Weinkönigin Tamara Elbl aus Pfedelbach hatte das Ehrenamt drei Jahre und damit ungewöhnlich lange inne, da aufgrund der Corona‐Pandemie viele Veranstaltungen ausgefallen waren.