Thomas Müller ist jetzt auch beruflich in Weinstadt angekommen. Foto: Gottfried Stoppel

Mit Thomas Müller hat Weinstadt jetzt einen Wirtschaftsförderer – dafür wurde eigens eine neue Stabsstelle eingerichtet. Das Aufgabengebiet des 57-Jährigen ist vielfältig.

Kümmern, kommunizieren, kooperieren – so sieht Thomas Müller seine Aufgabe als neuer Wirtschaftsförderer. Mit seiner Anstellung Anfang April hat das Thema Wirtschaftsförderung in Weinstadt mehr Gewicht bekommen. Zuvor war Karlheinz Heinisch in Doppelfunktion neben seinem Posten als Leiter des städtischen Liegenschaftsamts damit betraut. Jetzt ist Müller zu 100 Prozent in der hierzu neu eingerichteten Stabsstelle – direkt dem Oberbürgermeister unterstellt – dafür zuständig.

Räumlich sei das eigens für ihn neu eingerichtete Büro im Verwaltungsgebäude im Bundschuhweg 3 mit dem Klimamanagement und dem Stadtmarketing als Zimmernachbarn ebenfalls passend angesiedelt, findet Thomas Müller. Schließlich sei Wirtschaftsförderung von heute eng mit Stadtmarketing verbunden – im Gegensatz zu früher, als es hierbei vor allem ums Verwalten von Flächen und Gewerbesteuereinnahmen gegangen sei. Dabei sieht er seinen neuen Arbeitgeber mit seinem Slogan „Weinstadt – Kultur trifft Natur“ zwar marketingtechnisch bereits sehr gut aufgestellt. Aber er als Wirtschaftsförderer würde noch den Zusatz „trifft Infrastruktur“ ergänzen, um die Bedeutung der Wein- und Tourismuskommune auch als Unternehmensstandort mehr hervorzuheben.

Qualität statt Masse und Beliebigkeit

Nach der aktuellen Anzahl der Gewerbegebiete gefragt, spricht er lieber von „einem großen Band an Betrieben, das sich entlang der B 27 zieht, plus die Gebiete in Großheppach und Strümpfelbach“, als eine konkrete Zahl zu nennen. Darauf angesprochen, ob er Bedarf für Erweiterung sieht durch die Ausweisung, etwa in den hierzu seit Jahren im Gespräch stehenden Metzgeräcker, antwortet Müller: „Es geht darum, im Bestand qualitätvoll und besser zu werden.“ Dieses Prinzip habe er in Gesprächen im Haus wahrgenommen und das sei „super“. „Ich bin eins damit.“ Qualität statt Masse und Beliebigkeit seien die Begriffe der Stunde – auch in Zusammenhang mit der laufenden Entwicklung des Birkelareals und des neuen Bebauungsplans für das bestehende Gewerbegebiet Benedikt-Auchtwiesen, dessen jüngste Neufassung hierzu indes vom Verwaltungsgerichtshof gekippt wurde. Ein ansässiger Betrieb hatte eine Normenkontrolle beantragt.

Unabhängig davon sei „ein Arbeitsort mittendrin“ für Beschäftigte viel interessanter als in einem Gewerbegebiet, meint Müller vor dem Hintergrund des immer stärkeren Wettbewerbs um Fachkräfte. „Daher ist es wichtig, nicht nur in die Gewerbegebiete zu gucken, sondern auch in die Mitten.“ Zumal man mit Arbeitsplätzen dort zugleich der örtlichen Gastronomie und dem Handel etwas Gutes tue. „Denn das Erste, was man in die Mitte bringen muss, ist nicht Umsatz, sondern Frequenz.“ Ein gelungenes Beispiel dafür sei die Umsiedlung der Stadtbücherei vom Beutelsbacher Ortsrand ins Zentrum, lobt Müller die vor seiner Zeit geleistete Arbeit in dieser Hinsicht.

Überhaupt spricht Müller lieber über das, was Weinstadt hat, und nicht darüber, was die Stadt nicht hat. Was hat sie denn? „Sie hat zum Beispiel erstklassige Lebensmittelgeschäfte, drei super Modegeschäfte und dazu noch die eine oder andere Boutique plus den Kalkofen mit Baumarkt, Schuhgeschäft, Drogerie...“ Dennoch sieht der neue Wirtschaftsförderer wichtige Aufgaben vor sich, allen voran die Neugestaltung der Einkaufsstraße in Endersbach, wobei er seinen Job vor allem im Vermitteln zwischen unterschiedlichen Interessen sieht, ganz im Sinne seines Credos „kümmern, kommunizieren, kooperieren“. „Zu meinem Aufgabenportfolio gehört aber auch die Ärzteversorgung“, nennt er ein weiteres Tätigkeitsfeld.

Jetzt auch beruflich in Weinstadt angekommen

Für all das bringt Müller Erfahrungen aus vielen anderen Kommunen mit. So war Müller, der zunächst Marketing in Ludwigshafen studiert und später noch ein Studium in Stadtentwicklung in Leipzig draufgesattelt hat, bereits für Backnang, Mühlacker (Enzkreis), Ebersbach an der Fils (Kreis Göppingen), Esslingen, Filderstadt (Kreis Esslingen) und zuletzt Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) tätig, überwiegend als selbstständiger Citymanager. Jetzt, mit 56 Jahren, ist er, nachdem er mit seiner Frau und seinen inzwischen erwachsenen Kindern seit mehr als 20 Jahren in Großheppach wohnt, auch beruflich in Weinstadt angekommen.