Maren Kroymann als Karin, die sich im Schülerladen für die Jugend engagieren will Foto: dpa/Frank Dicks

Der Clash der Generationen ist ein häufiges Motiv in Komödien, aber auch eines, das Filmemacher leicht zum Klamauk verführt. Auch im Fall von „Enkel für Fortgeschrittene“ mit Maren Kroymann und Heiner Lauterbach?

Ein Jahr lang war Rentnerin Karin von ihrem Harald getrennt. Nun sitzt sie im Flugzeug von Neuseeland nach Deutschland und freut sich wie Bolle auf ihren Gatten, der so gemütlich ist wie ein durchgesessenes, altes Sofa, wie Karin (Maren Kroymann) ungefragt ihrem Nebenmann erzählt.

Doch Harald (Günther Maria Halmer) hat sich in Karins Abwesenheit von Witwe Sigrid (Imogen Kogge) bekochen lassen, was Karin sauer aufstößt. Kurzerhand zieht sie zu ihrem verwitweten, schwulen Kumpel Gerhard (Heiner Lauterbach) und weint sich zwischendurch bei Schwägerin Philippa (Barbara Sukowa) und deren hochschwangerer Tochter Annika (Marie Burchard) aus.

Ablenkung von ihrem Elend winkt Karin, als Philippa die Schülerbetreuung ihrer Tochter übernimmt. Als Philippa und Karin dann auch noch Gerhard mit dem Zeitungsausträger Aydin (Ercan Durmaz) verkuppeln wollen, wird es richtig turbulent.

Der Humor bleibt auf der Strecke

Wer die Komödie „Enkel für Anfänger“ (2020) gesehen hat, kennt diese Senioren schon. Damals erzählte Regisseur Wolfgang Groos vom zweiten Frühling der gelangweilten Rentnerinnen als Aushilfsomas. In der Fortsetzung „Enkel für Fortgeschrittene“ geht es nicht minder bunt zu, allerdings sind die zahlreichen Komplikationen und Verwicklungen, die sich der Drehbuchautor Robert Löhr diesmal hat einfallen lassen, so dicht auf dicht geschichtet, dass der gute Humor dabei schlussendlich auf der Strecke bleibt.

Die Geheimnisse weiblicher Intimhygiene

Nichtkenner des ersten Teils müssen keine Sorge haben, nicht mitzukommen, die Geschichten bauen bloß lose aufeinander auf. Nur Annikas Abneigung gegen ihre Mutter wirkt ein bisschen aufgesetzt, weil die eigentlich freundlich und fürsorglich deren schwierige Schwangerschaft begleitet. Der Konflikt zwischen Karin und Harald um Haralds penetrant übergriffige Hausfreundin Sigrid ist bei aller Überzeichnung dagegen gut nachvollziehbar. Schwierig wird es, wenn Löhr und Groos die Alten auf die Kinder loslassen. Die Idee, Komik aus dem Clash der Generationen zu ziehen, wenn die Senioren sich zwar mit Smartphones und Apps auseinandersetzen, aber bei aktuellen Codes und Regeln hinterherhinken, ist etwas zu schlicht. Die Dialoge klingen deshalb oft künstlich, besonders offenkundig wird das in der Konfrontation von Gerhard mit Yasmin (Efe Kayra Yıldırım), der Nichte von Aydin. Als die zum ersten Mal ihre Tage bekommt, soll Gerhard im Supermarkt Binden holen. Was zu einer peinlichen Begegnung mit zwei Teenagermädchen führt, die den schwulen Mediziner in die Geheimnisse weiblicher Intimhygiene einführen.

Klamauk mit Asche und Laubbläser

Ärgerlich geschmacklos gerät jedoch das Klamauk-Finale um eine Beerdigung, bei der sich Alte und Kinder zusammentun, um die Asche der Verstorbenen aus der Trauerhalle zu stehlen, um diese später mit einem Laubbläser in den Himmel zu pusten. Robert Löhr und Wolfgang Groos scheinen damit dem vermutet groben Humor jüngerer Zuschauer entsprechen zu wollen. Keine gute Idee!

Enkel für Fortgeschrittene: Deutschland 2023. Regie: Wolfgang Groos. Mit Maren Kroymann, Heiner Lauterbach, Barbara Sukowa. 110 Minuten. Ab 6 Jahren.