Pio Marmaï (links) und Jonathan Cohen in „Black Friday for Future“. Foto: dpa/Carole Bethuel

Das Team Toledano und Nakache steht für französisches Komödien-Kino mit Haltung. Ob das auch auf ihr aktuelles Werk „Black Friday for Future“ noch zutrifft?

Kaufen bis zum Kollaps! – Für Albert und Bruno gilt dieser Schlachtruf nicht nur in der Vorweihnachtszeit. Mit dem Konsum haben es die beiden derartig übertrieben, dass ihnen nun Obdachlosigkeit und Armut drohen. Eigentlich wollte Pleitegeier Albert (Pio Marmaï) einen billig beim Black Friday geschossenen Fernseher teurer an Bruno (Jonathan Cohen) verkaufen. Doch bei dem steht auch schon der Gerichtsvollzieher im Wohnzimmer, weshalb Bruno in schlimmster Verzweiflung Tabletten schluckt. Nachdem Albert Bruno das Leben gerettet hat, kreuzen sich ihre Wege wieder beim Schuldner-Beratungskurs von Henri (Mathieu Amalric), der mit nur mäßigem Erfolg gegen seine eigene Spielsucht ankämpft. Weil sich die neuen Freunde nicht einmal mehr ein Feierabendbier in der Kneipe leisten können, greifen sie beim Infoabend radikaler Klimaschützer aus dem Container gerettete Gratis-Chips und Bio-Limo ab und begegnen dort der extrem engagierten Aktivistin Cactus (Noémie Merlant).

Von den Machern von „Ziemlich beste Freunde“

Mit ihrer Sozialkomödie „Ziemlich beste Freunde“ über einen behinderten Großbürger und einen Banlieue-Bewohner mit Migrationshintergrund gelang dem Regieteam Olivier Nakache und Eric Toledano 2012 ein Überraschungserfolg. Zehn Jahre später steht das Duo synonym für aktuelles französisches Kino mit Humor und Haltung, und auch deren neues Werk „Black Friday for Future“ folgt diesem Rezept.

Angesichts gegenwärtiger Konfliktlinien zwischen sogenannten Klimaklebern und von deren missionarischem Eifer abgestoßenen Durchschnittsverbrauchern hängen Toledano und Nakache am Puls der Zeit. Mit ihrer Komödie versuchen sie nun, soziale Verhärtungen in Zeiten der Klimakrise mit humoristischen Streicheleinheiten wegzumassieren. Gut beobachtet sind die leicht überspitzten Charakterzeichnungen der verschiedenen Typen. Bruno und Albert sind nicht aus purer Lust an der Verschwendung zu Extremkonsumenten geworden, sondern aus dem Gefühl heraus, nur durch Besitz Teil der Sozialgemeinschaft sein zu können. Cactus und ihre Aktivisten-Freunde stammen dagegen aus wohlhabenden Verhältnissen, die sich Verzicht als neuen Lifestyle leisten können.

Witze auf Kosten einer Aktivistin

Toledano und Nakache bevorzugen weder die eine noch die andere Seite, dadurch wirkt ihre Erzählung aber auch zahnlos. Sogar ärgerlich sind manche Witze auf Kosten einer Aktivistin, die hartnäckig den in Scheidung lebenden Bruno umgarnt, aber nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Anstatt soziale Probleme bis zum bitteren Kern zu durchdringen, stricken Toledano und Nakache dann doch lieber eine locker-leichte Romanze um Albert und Cactus. Mit der musicalartigen Schlusspointe reinszenieren sie nicht nur ein süßliches Paris-Klischee, sondern auch die utopische Idealvorstellung einer Welt, in der man sich um die Folgen von Massenkonsum und sozialer Spaltung keine Gedanken machen muss. Über eine gewisse Strecke mag das unterhaltsam sein, nur mit der Realität hat das nichts mehr zu tun.

Black Friday for Future. Frankreich 2023. Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache. Mit Pio Marmaï, Noémie Merlant, Jonathan Cohen. 120 Minuten. Ab 12 Jahren