Enthebt Nancy Pelosi den US-Präsidenten nun seines Amtes? Bei Donald Trumps Rede zur Lage der Nation im Februar gab sie ihm noch die Hand. Foto: dpa

Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, hielt lange nichts von einem Amtsenthebungsverfahren. Nun aber will sie Trump entmachten.

Stuttgart - Noch bevor er den Text freigab, auf den Freund und Feind so gespannt warteten, moderierte Donald Trump das Thema schon an, wie üblich mithilfe des Kurznachrichtendiensts Twitter. Ob sich die Demokraten entschuldigen würden, wenn man erst nachlesen könne, was er mit dem ukrainischen Präsidenten besprochen habe, fragte er am Mittwoch in einem Tweet. „Das sollten sie tun. Ein perfektes Telefonat. Da hab‘ ich sie ganz schön überrascht.“ Angriffslustig wie immer, wenn ein politischer Sturm aufzieht, gab Trump zu verstehen: Die Opposition sei in seine Falle getappt, weil angeblich alles mit rechten Dingen zuging bei einem Gespräch, das er Ende Juli mit Wolodymyr Selenskyj führte.Die Opposition sieht das anders. Nicht nur das, sie hat auch, wenn man so will, den Rubikon überschritten. Am Dienstagabend kündigte Nancy Pelosi, die Nummer eins der Demokraten im Repräsentantenhaus, erste Schritte für eine Amtsenthebung des US-Präsidenten an. Die Abgeordnetenkammer wird demnach in sechs Ausschüssen offiziell mit Ermittlungen beginnen. Sie soll herausfinden, ob sich Trump der Hilfe einer fremden Macht bediente, um sich gegenüber einem potenziellen Kontrahenten für den Wahlkampf 2020 Vorteile zu verschaffen. Konkret geht es um die Frage, ob er Selenskyj drängte, wegen Korruptionsverdachts gegen den in der Ukraine gut vernetzten jüngsten Sohn Joe Bidens zu ermitteln, möglicherweise auch gegen den Politiker selbst. Und ob er, um Selenskyj unter Druck zu setzen, bereits zugesagte Militärhilfe blockierte.