Die Sillenbucher haben am 25. Mai von allen Stuttgartern am fleißigsten abgestimmt. Aus den Bezirken unter dem Fernsehturm haben es fünf Kandidaten in den Gemeinderat geschafft, zwei sitzen neuerdings in der Regionalversammlung, unsere Bildergalerie zeigt, welche. Foto: Michael Steinert

Nach der Kommunalwahl wird allerorten gerechnet. Die Ergebnisse fallen für die Bezirke unterm Fernsehturm durchwachsen aus. Degerloch ist im neuen Gemeinderat gut vertreten, Birkach und Plieningen mäßig, aus Sillenbuch kommt niemand.

Filder - Maria Hackl ist gut gelaunt. Damit gehört die Degerlocherin bei den Soziademokraten in Stuttgart wohl zu einer Minderheit. Auf Stadtebene hat die SPD Stimmen eingebüßt, kam die Partei 2009 noch auf 17 Prozent, sind es bei der jüngsten Kommunalwahl 14,3 Prozent; das bedeutet einen Sitz weniger im Gemeinderat. „Das Ergebnis ist verheerend“, sagt Maria Hackl. „Aber ich darf mich ja trotzdem freuen.“ Erstens, weil ihr einer der nun neun Plätze gehört, zweitens weil sie persönlich ein klasse Ergebnis eingefahren hat. „Das tut mir natürlich gut.“ Maria Hackl stand auf Listenplatz 16, sie ist wegen vieler Stimmen auf Platz 6 gerutscht. Sie sagt, sie sei wegen des Resultats noch völlig aufgedreht.

Sillenbuch: Kein einziger Stadtrat wohnt dort

Die Laune von Peter-Alexander Schreck war indessen schon einmal besser. Er ist in Sillenbuch Bezirksvorsteher. Und dem vorläufigen Endergebnis nach wird im Gemeinderat niemand sitzen, der in Sillenbuch wohnt – egal welcher Couleur. „Das ist natürlich suboptimal, um es mal ganz vorsichtig zu formulieren“, sagt Peter-Alexander Schreck.

Bereits im aktuellen Gemeinderat war kein Sillenbucher vertreten. Ulrich Endreß (CDU), Tabea Schilling (Grüne), Ergun Can (SPD) und Ilse Bodenhöfer-Frey (Freie Wähler) haben sich zwar um Sillenbucher Belange gekümmert und saßen in der Regel in den Sitzungen des Bezirksbeirats dabei. Doch aus dem Bezirk kam keiner von ihnen, wobei Endreß zumindest viele Jahre in Sillenbuch gewohnt hatte. „Das bricht nun alles weg“, sagt Peter-Alexander Schreck. Von den genannten Stadträten gehört keiner dem neuen Gemeinderat an.

Auch Philipp Kordowich, der Sprecher der CDU im Bezirksbeirat Sillenbuch, sagt, „es ist jetzt sicherlich etwas schwieriger“. Seine Partei ist mit einem Stimmenanteil von 33,4 Prozent der Wahlgewinner auf Bezirksebene, im Jahr 2009 hatten die Christdemokraten nur 30,8 Prozent geholt. Damit die Sillenbucher nun gehört werden im Stuttgarter Rathaus, sieht Kordowich auch die Bezirksbeiräte in der Pflicht. „Man muss schon etwas lauter klappern, wenn gar kein Stadtrat aus Sillenbuch ist.“

Immerhin sind Sillenbuchs Wähler am fleißigsten gewesen

Aus Sillenbuch gibt es dennoch auch eine gute Nachricht: Der Stadtbezirk hat stadtweit mit 57,7 Prozent die höchste Wahlbeteiligung. Hinsichtlich des Abstimmeifers können sich aber alle Bezirke unter dem Fernsehturm sehen lassen. Degerloch ist bei der Wahlbeteiligung auf dem zweiten Platz mit 57,5 Prozent, in Birkach wählten 54,0 Prozent der Wähler, in Plieningen waren es 51,9 Prozent. Stadtweit lag die Beteiligung am 25. Mai bei 46,6 Prozent.

Wenig ändern wird sich nach der Kommunalwahl in den Bezirken Birkach und Plieningen. Wobei es auch hier nur jeweils ein Kandidat in den neuen Gemeinderat geschafft hat: der Plieninger Carl-Christian Vetter von der CDU und Heinrich Fiechtner von der Alternative für Deutschland. Der Birkacher Wolfgang Häfele (CDU) und der Plieninger Wolfgang Hoepfner (Linke) haben zudem einen Sitz in der Regionalversammlung ergattert.

Plieningen und Birkach: Weiter wie bisher

„Mehr war, realistisch gesehen, nicht im Bereich des Möglichen“, sagt die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel mit Blick auf die Kommunalwahl. „Trotzdem geht es bei uns sicherlich kontinuierlich weiter.“ Sie meint damit die bewährte Zusammenarbeit mit einem CDU-Stadtrat aus dem Bezirk – bisher war das Carl-Christian Vetters Mutter Helga – sowie mit zwei auswärtigen Stadträten, die Plieningen und Birkach betreuten: Maria Hackl (SPD) und Gabriele Munk (Grüne). Nur weil die beiden nicht in den Bezirken wohnen, „ist ihre Arbeit nicht schlechter“, sagt Lindel.

Gabriele Munk gehört übrigens zur Top Ten der Stuttgarter Stimmenkönige. Den ersten Platz belegt der bisherige CDU-Fraktionschef Alexander Kotz, Munk steht mit insgesamt 77 309 Stimmen auf dem neunten Rang. „Das freut mich sehr“, sagt sie. Sie ist für Weilimdorf angetreten, hat sich in den vergangenen fünf Jahren allerdings eben auch in Birkacher und Plieninger Themen eingearbeitet und sich um diese gekümmert. Das soll so bleiben. „Mir sind beide Stadtbezirke ans Herz gewachsen“, sagt sie. Davon will sie die Bezirks- und die Gemeinderatsfraktion überzeugen. Die Gremien haben einiges zu entscheiden, nicht nur, wer künftig wo als Betreuungsstadtrat fungieren wird. Sie müssen auch entscheiden, wer in den nächsten fünf Jahren in den Bezirksbeiräten sitzen wird. Dafür muss feststehen, wie die Sitzverteilung dort ist. Die verschiebt sich abhängig von den Resultaten bei der Kommunalwahl. Die Änderungen werden am heutigen Freitag bekannt gegeben.

Maria Hackl hat sich bereits mit den Genossen aus Plieningen und Birkach abgesprochen. „Die wollen mich wieder“, sagt sie. Die Sozialdemokratin wird also erneut die zwei Bezirke betreuen. Vielleicht kommen noch weitere hinzu wie Sillenbuch und Degerloch. Zumal sich Degerloch anbieten würde, Hackl wohnt dort. Und weil der Degerlocher SPDler Ergun Can nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist, ist dieser Job freigeworden. Hackl will aber zunächst abwarten. „Die Ergebnisse sind ja noch nicht einmal 24 Stunden alt“, sagt sie.

Degerloch: Hier sind keine Klagen zu hören

Aus Degerloch kommen übrigens keine Klagen über das Ergebnis der Kommunalwahl. „Wir haben doch einige Stadträte, die sich für Degerlocher Belange einsetzen werden“, sagt Brigitte Kunath-Scheffold, die Degerlocher Bezirksvorsteherin. Sie meint neben der Sozialdemokratin Maria Hackl Fabian Mayer (CDU) und Beate Schiener (Grüne). Kunath-Scheffold subsumiert unter jene, die für Degerlocher Interessen kämpfen, zudem Joachim Rudolf, Fred-Jürgen Stradinger, Nicole Porsch und Klaus Nopper (alle CDU); die wohnen zwar nicht in Degerloch, fühlen sich aber verbunden oder mischen im Ortsverein der Partei mit.