Beim Slalom im Kreidler-Gebiet kam es nicht nur auf Geschwindigkeit an, sondern auch darauf, alle Hütchen stehen zu lassen. Foto: Christian Mateja

Motorsport ist nicht nur etwas für Männer, wie der Slalom am Sonntag im Kreidler-Gebiet gezeigt hat.

Kornwestheim - Die Luft in der Max-Planck-Straße im Kreidler-Gebiet riecht nach Benzin. Kaum um die Ecke gebogen, hört man das Motorengeheul, daszunehmend lauter wird, je näher man dem Start kommt. Hinter der gelben Linie reihen sich immer mehr Autos auf der regennassen Straße in die Warteschlange ein. Die Fahrer können es kaum erwarten, dass es losgeht, dass Sven Mangelsen, der stellvertretende Vorstand des Motorsportclubs (MSC) Ludwigsburg, endlich die Fahne schwenkt und damit das OK gibt, das Gaspedal durchzutreten und beim Slalom um die Hütchen zu kurven. Die Schnellsten gewinnen, aber zu denen gehört nur, wer auch fehlerfrei fährt, also die Hütchen auf der 850 Meter langen Strecke stehen lässt. „Ein umgefallener Kegel, und der Fahrer fällt um fünf Plätze zurück“, sagt der MSC-Vorsitzende Peter Hilcher, der sich am Sonntag selbst hinters Steuer gesetzt hat.

Mehr als 70 Fahrer aus Nordwürttemberg und Baden haben sich zum ersten Kreidler-Slalom angemeldet. Und damit am Ende zum Teil mehrere Hundert Kilometer zurückgelegt, um in Kornwestheim rund drei Minuten Slalom zu fahren. Ein Beweis dafür, wie viel Herzblut die Männer und immerhin sechs Frauen in ihr Hobby stecken. „Die Fahrer betreiben einen großen Aufwand. Neben der weiten Anfahrt nimmt man zwei bis drei Sätze Reifen mit, da man nie weiß, welche Wetter- und Straßenverhältnisse vor Ort herrschen“, sagtHilcher. Fahrer, die ihre Autos speziell fürMotorsportveranstaltungen aufgerüstet haben, brauchen einen Anhänger, um diese im Straßenverkehr verbotenen Fahrzeuge zu transportieren.

Am Straßenrand verfolgen den Slalom weniger Zuschauer, als Hilcher und die Mitveranstalter, der MSC Mühlacker und der RKV Lomersheim, sich erhofft hatten. Es ist der Regen, der viele abgeschreckt hat, denn für die meisten ist der Slalom „eine hochinteressante Angelegenheit“, findet ein Mann. Der Kornwestheimer hatte mit Motorsport „bislang nichts am Hut“, nutzt jedoch den Slalom, „um mir einmal etwas Ungewöhnliches anzugucken“. Schweigend beobachten er und seine Frau, wie die Autos beim Start im zweiten Gang und in wenigen Sekunden von Null auf 100 Stundenkilometer beschleunigen und davonjagen. Überhaupt geht es ruhig zu am Straßenrand, nur die aufheulenden Motoren und mitunter quietschenden Reifenzerschneiden die Stille.

Motorsportler fahren im Straßenverkehr sicherer

Die Geschwindigkeit und der Erfolg sind das, was Sarah Pfaff aus Kirchberg an der Murr am Motorsport fasziniert. Die20-Jährige verdankt ihr Hobby – Slalom und Rallye – ihrem Vater Markus Pfaff. Er hat sie mit zehn Jahren ins Kart gesetzt. „Mit 18 Jahren bin ich dann mein eigenes Auto gefahren“, sagt Sarah Pfaff und meint damit den Honda, den auch der Vater nutzt. Und in einigen Jahren vielleicht noch der Bruder, denn in der Familie Pfaff sind alle Mitglieder dem Motorsport verfallen. „Meine Frau ist als Zuschauerin nur beiRegen nicht dabei“, sagt Markus Pfaff. An freien Wochenenden – und die sind selten – liebe sie es außerdem, mit ihrem Mann Oldtimerausfahrten zu unternehmen.

Angst um seine Tochter hat Markus Pfaff nicht, im Gegenteil: „Wer Motorsport betreibt, fährt im Straßenverkehr sicherer, weil er zum Beispiel eine schnellere Reaktion hat“, sagt er. Vor jedem Rennen werden die Autos technisch überprüft. Alle Fahrer müssen einen Helm tragen.

Peter Hilcher kann sich gut vorstellen, im kommenden Jahr wieder einen Slalom anzubieten – sofern die Stadt mitspielt und sich genug Helfer finden. Auch die Veranstalter müssen eine Menge Zeit und Herzblut investieren. Rund 40 Helfer brauchte es für die Vorbereitung und den Tag selbst.