Ein Brennstoffzellen-Lastenrad bei der Präsentation auf dem Stuttgarter Rathausplatz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Stuttgart werden derzeit zwei Lastenräder der besonderen Art getestet: Sie werden mit Wasserstoff angetrieben. Was sich die Verantwortlichen davon versprechen.

Immer wieder wird Wasserstoff als Champagner der Energie- und Mobilitätswende bezeichnet. Doch was heißt das konkret? Um herauszufinden, ob Wasserstoff die Mobilität in der Stadt tatsächlich in naher Zukunft revolutionieren könnte, testet die Stadt Stuttgart gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit zwei Brennstoffzellen-Lastenräder. Von März bis August werden die Räder im Höhenpark Killesberg und im Hauptklärwerk Mühlhausen erprobt. Die Gesamtkosten des Feldversuchs belaufen sich auf 95 000 Euro, wovon 57 000 Euro von der EU übernommen wurden.

Brennstoffzellen-Lastenräder vor allem für Gewerbetreibende interessant

„Brennstoffzellen-Lastenräder haben gegenüber elektrischen Lastenrädern den großen Vorteil, dass sie deutlich länger eingesetzt werden können“, erläuterte Kasper Andreas Friedrich, Abteilungsleiter Elektrochemische Energietechnik am Institut für technische Thermodynamik des DLR, bei einer Vorstellung des Projekts. . Außerdem seien die Standzeiten kürzer, da sie schnell wieder aufgetankt werden könnten. Daher seien mit Wasserstoff angetriebene Lastenräder vor allem für Gewerbetreibende interessant, die sich keine langen Wartezeiten für die Aufladung eines elektrischen Lastenrads leisten könnten.

Ein Brennstoffzellen-Lastenrad könne im Vergleich zu einem Lastenkraftwagen 5,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen, rechnete Mathias Schulze vor, der als Projektleiter beim DLR an der Entwicklung der Brennstoffzellen beteiligt war. Neben der guten Umweltbilanz hätten mit Wasserstoff betriebene Lastenräder laut dem Stadtsprecher Oliver Hillinger noch einen weiteren Vorteil: Sie könnten ohne Führerschein gefahren werden. In Zeiten des Personalmangels dürfte dieser Aspekt viele Unternehmen überzeugen, da nicht jeder Bewerber einen Führerschein hat.

Fehlende Infrastruktur dämpft Hoffnungen

Bis Brennstoffzellen-Lastenräder flächendeckend in deutschen Städten eingesetzt werden könnten, sei es jedoch ein weiter Weg, gab Sebastian Friedl zu bedenken. Er ist für die City-Logistik beim Paketzusteller UPS zuständig. Zum einen fehlten vielerorts geeignete Radwege. Zum anderen sei die Frage noch ungeklärt, wie der Wasserstoff zur Fahrzeugflotte gelangen solle. „Wir können nicht erst 30 Kilometer zur nächsten Tankstelle fahren, bevor die Schicht beginnt“, erläuterte er das Problem.