Kfz-Ersatzteile sind teurer geworden. Foto: imago stock&people

Huk Coburg kündigt neue Preissteigerungen für Kfz-Policen in diesem Jahr und wohl auch 2025 an. Gründe sind der Klimawandel und Kfz-Ersatzteile. Eine neue Realität entsteht.

Klaus-Jürgen Heitmann versucht es erst gar nicht mit Schönreden. „Das ist historisch“, sagt der Chef des marktführenden Kfz-Versicherers Huk Coburg. Um gut ein Zehntel hat der seine Kfz-Prämien zum Jahreswechsel bei seinen fast 14 Millionen Bestandskunden erhöht und das, obwohl es schon im Jahr zuvor einen Aufschlag um rund fünf Prozent gab. Das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange.

„Wir gehen in diesem und eventuell auch im nächsten Jahr noch einmal von solchen Preisaufschlägen aus“, kündigte der für das Kfz-Geschäft zuständige Huk-Vorstand Jörg Rheinländer für sein Haus und damit unweigerlich auch für die Branche an. Um ein Viertel oder mehr könnten damit die Preise für Kfz-Policen binnen nur drei Jahren am Ende gestiegen sein.

Verantwortlich dafür macht Huk gierige Autohersteller und den Klimawandel. Autobauer nutzten ihr Monopol bei Kfz-Ersatzteilen im Zuge der Inflation, um ihre Preise im Vergleich zu allgemeinen Aufschlägen fast doppelt so stark zu erhöhen, kritisierte Heitmann. Weil diese Praxis anhalte, würden für Kfz-Versicherer Schadensummen auch weiter ansteigen. Gleiches erwartet er mit Blick auf den Klimawandel. Früher hätten Hagelkörner maximal die Größe von Golfbällen erreicht. Heute bewirkten mehr Energie und Feuchtigkeit in der Atmosphäre, dass sie so groß wie Tennisbälle werden. „Wir sehen bei Hagel eine Zerstörung von Fahrzeugen, die wir bisher nicht kannten“, sagt Heitmann. Das leert die Kassen von Kfz-Versicherern. Bei einem Hagelereignis 2023 habe die Schadensumme im Schnitt 5000 Euro betragen, erklärte Rheinländer. Bisherige Spitzenwerte hätten 3500 Euro betragen.

Die Assekuranz müsse sich speziell bei Kfz-Policen auf höhere Schadenhäufigkeiten und zugleich intensivere Elementarschäden einstellen, betonten die Manager. Sie stehen damit in der Assekuranz nicht allein. Auch andere Versicherer und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weisen darauf hin.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Huk-Manager von dieser Entwicklung 2023 offenkundig überrascht wurden. „Die Planung war nicht richtig, wir sind in Rückstände gekommen“, räumte Heitmann ein. Was er damit meint, waren 2023 in der Spitze Zehntausende unbearbeitete Schadenfälle in der Kfz-Versicherung. Huk-Kunden mussten am Telefon zeitweise eine halbe Stunde und mehr warten. „Wir haben den Service wieder im Griff“, sagte Rheinländer. Wer aktuell Bewertungsportale wie Trustpilot studiert, kommt zu einem anderen Schluss. „Sehr traurig, wie tief die Huk gefallen ist“, moniert dort ein Nutzer. Er moniert früher nicht gekannte Knausrigkeit im Schadenfall.

Fakt ist auch, dass Huk im Kerngeschäft mit Kfz-Policen 2023 operativ mit 213 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht ist. Das Jahr davor stand noch ein kleiner Gewinn zu Buche. Nur weil andere Konzernsparten besser liefen und Schadenrückstellungen aufgelöst wurden, stand unter dem Strich ein Jahresüberschuss von 300 Millionen Euro. Der Umsatz legte um sechs Prozent auf gut neun Milliarden Euro zu.