Marijn Rademaker in seinem früheren Restaurant Yafa. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Marijn Rademaker war Publikumsliebling des Balletts und wurde Wirt des israelischen Restaurants Yafa in Stuttgart. Im Alltag hat er Anfeindungen gegen Syrer mitbekommen. Eine Stimme aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

Das Team in seinem israelischen Restaurant Yafa in der Stuttgarter Altstadt war international gemixt. Der Koch stammte aus Syrien, die Küchenhelfer sowie Kellner aus der Türkei und dem Irak. Marijn Rademaker, ein gebürtiger Holländer, erinnert sich gern daran zurück, wie gut es in dieser multikulturellen Vielfalt mit überwiegend deutschen Gästen geklappt hat. Im bunten Stuttgart sei die Herkunft doch egal, dachte er.

Als der frühere Liebling des Ballettpublikums als Wirt aufhörte, weil er zurück zum Tanz wollte, fingen dann aber die Probleme an. Kichererbsen aus dem Lager wollte er an ein arabisches Geschäft verkaufen, dessen Chef sagte, von einem israelischen Restaurant kaufe er nichts.

Rademaker kennt ein offenes Stuttgart

Als schwules Paar, sagt Rademaker, lebt man weitgehend ohne Anfeindung in Stuttgart. Sein Partner ist Italiener. In ihren Heimatländern Holland und Italien sind die rechtsextremen Parteien stark geworden. Dies sollte Deutschland erspart bleiben, finden beide.

„Schrecklich“ finden sie, was sie von Freunden in Stuttgart gehört haben. Nachbarn hätten sich gewehrt, dass Syrer in ihr Haus einziehen. „Zum Glück sind das aber Ausnahmen“, sagt Rademaker, der seit 20 Jahren in Stuttgart lebt: „Ich habe diese Stadt überwiegend als offen und tolerant erlebt.“

Beim Essen und bei der Kunst sieht er eine wichtige Gemeinsamkeit: „Keine Worte sind dazu nötig. Ganz egal, wo man auch hingeht – man braucht beides.“

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.