Die Holdergässler befürchten eine Zunahme des Verkehrs in der Altstadt. Foto: Werner Kuhnle

Es wird geprüft, ob City während Arbeiten am Pfundhaus für Durchgangsverkehr Tabuzone sein kann.

Marbach - Es war eine Menge Druck im Kessel vor der Informationsveranstaltung zur Baustelle am Pfundhaus am Dienstag in der Stadthalle. Was vor allem damit zusammenhängt, dass für das Vorhaben eine Sperrung der Niklastorstraße unausweichlich ist. Die Holdergässler befürchten, dass sich dann der Durchgangsverkehr an ihren Häusern vorbeischlängelt. Per Unterschriftenaktion hatten sie verdeutlicht, dass sie das nicht klaglos schlucken wollen und sich eine Anlieger-Frei-Regelung wünschen. Eine Forderung, die die rund 70 Bürger auch am Dienstagabend in mitunter aufgeheizter Atmosphäre immer wieder vorbrachten. Und der Bürgermeister Jan Trost versicherte ebenso gebetsmühlenartig, dass man sich darum bemühen werde – ohne etwas versprechen zu können.

„Wir werden dieses Thema aufgreifen und uns mit der Verkehrspolizei abstimmen. Wenn die sagt, es spricht nichts dagegen, werden wir entsprechende Schilder aufstellen. Wenn es aber aus rechtlichen Gründen nicht geht, dann nicht“, erklärte der Rathauschef. Man habe sich an die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung zu halten, ergänzte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Dabei müsse der Grundsatz eingehalten werden, dass der Eingriff so gering wie möglich ausfällt.

Schilder sollen für Entlastung der Anwohner sorgen

Sollten die Paragrafen letztlich nicht gegen eine Anlieger-Frei-Zone während der Bauarbeiten am Pfundhaus sprechen, würden die Schilder an den zentralen Eingängen zur Altstadt postiert, also an der Ludwigsburger Straße, am Cottaplatz und an der Bärengasse. An diesen Stellen möchte die Kommune aber noch mit weiteren Hinweisen für eine Entlastung der Anwohner sorgen. So sollen Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Durchgang durch die Altstadt gesperrt ist und nur eingeschränkte Wendemöglichkeiten bestehen. Darüber hinaus will man Laster über 7,5 Tonnen verbieten, in die City zu rollen. „Das wäre unser Ansatz, von dem wir uns erhoffen, dass sich der klassische Durchfahrer, der sich bisher vielleicht einen Zeitvorteil versprochen hat, davon abhalten lässt“, sagte Andreas Seiberling.

Der Anteil dieser Fahrer ist allerdings laut der Erhebung des Ingenieurbüros BS aus Ludwigsburg überschaubar und macht in der Niklastorstraße nur 18,4 Prozent und in der Ludwigsburger Straße 19,2 Prozent aus. Insgesamt fielen pro Tag rund 345 Fahrten in die Rubrik Durchgangsverkehr, erläuterte der Planer Thomas Glock.

Holdergassenverein zweifelt an Untersuchung

Die Daten basieren auf einer Erhebung vom 12. Juli 2018, als die Fahrzeuge von 15 bis 21 Uhr gezählt wurden. Über die Kennzeichen wurde ermittelt, wer in der City wohnt und wer nicht. Die Systematik des Büros wurde allerdings von mehreren Anwohnern kritisch hintergefragt. Allen voran von Peter Zell. Der Vorsitzende des Holdergassenvereins hatte seine Zweifel, ob die Untersuchung ein realistisches Bild wiedergibt. „Ich behaupte, wenn man von 7 bis 19 Uhr messen lässt, kommen andere Zahlen raus. Ich bin sicher, das ist dann das Doppelte, wenn es reicht. Das sagt doch die Logik“, meinte Zell. Schließlich sei speziell morgens viel Ausweichverkehr in der Altstadt unterwegs. Ein anderer Anwohner deutete durch die Blume sogar an, dass die Stadt das Ergebnis womöglich gar nicht anders haben wollte. „Wenn ich etwas in Auftrag gebe, kann ich steuern, welches Ergebnis ich will“, sagte der Mann, der bei der Stadt Stuttgart arbeitet und meinte, dass dort von morgens bis abends gezählt werde.

Vor-Ort-Termin mit der Polizei und Bürgervertretern

Thomas Glock betonte jedoch, dass sein Büro eine solche Untersuchung nicht zum ersten Mal durchführe und man mit standardisierten Verfahren arbeite. Trost erklärte zudem, dass man ja extra Fachleute hinzugezogen habe, um verlässliches Zahlenmaterial zu bekommen. Wenn das gewünscht werde, könne man jedoch bei der nächsten, dann vergleichenden Bestandsaufnahme während der Sperrung der Niklastorstraße auch von 7 bis 19 Uhr messen lassen. Der Bürgermeister will ferner einen Vor-Ort-Termin mit der Polizei im Februar auf die Beine stellen, nach Möglichkeit mit zwei oder drei Bürgervertretern. Thema soll dann die Anlieger-Frei-Regelung sein.

Man könne sich die Situation gemeinsam anschauen und beratend zur Seite stehen, sagt Tatjana Wimmer, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, auf Nachfrage unserer Zeitung. „Aber entscheiden muss die Verkehrsbehörde.“ Und das ist in dem Fall die Stadt, weil es sich um Ortsstraßen handelt, sagt Markus Klohr, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Wie auch immer: Peter Zell hofft, dass der Ermessensspielraum bei der Entscheidung voll ausgeschöpft wird – und zwar im Sinne der Anwohner.