Deutschland Tour rollt durchs Neckartal

Spannend dürfte ein Besuch nicht nur für Radsportfreunde sein, ist doch auch die Tour de France ein Zuschauermagnet für jedermann. Dieser Vergleich ist auch nicht allzu hoch gegriffen. Denn die Amaury Sport Organisation hat nicht nur die Deutschland Tour wieder ins Leben gerufen, sie ist auch Veranstalter der weltbekannten Frankreich-Rundfahrt. Der sportliche Stellenwert wird nicht zuletzt durch die Deutschland-Tour-Teilnahme des frisch gekürten Tour-de-France-Siegers Geraint Thomas aus Wales betont.Auf der Schlussetappe am Sonntag gehen die Radrennfahrer um 12 Uhr in Lorsch an den Start. Ihr Ziel heißt Stuttgart, wo auch der Gesamtsieger gekürt wird. Je nach Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen sie aus Hessigheim kommend gegen 15 Uhr Mundelsheim. Die Ankunftszeit ist genau berechnet: Bei einem Durchschnittstempo von 44 Stundenkilometern wird die Neckargemeinde um 15.06 Uhr erreicht, bei 40 Stundenkilometern um 15.24 Uhr. Die Strecke verläuft weiter durch Höpfigheim zur Landesstraße 1100, auf der das Teilnehmerfeld dann bis nach Marbach fährt. Ab 15.24 Uhr darf an der Oehler-Kreuzung mit den schnellsten Fahrern gerechnet werden. Diese müssen schließlich den Anstieg der Ludwigsburger Straße und der Grabenstraße erklimmen, ehe es über den König-Wilhelm-Platz in Richtung Poppenweiler geht. Wie es der Zufall will, findet am Wochenende in Mundelsheim die Sichelhenket statt. „Die Besucher müssen also nur kurz aufstehen, um etwas vom Rennen mitzubekommen“, sagt Bürgermeister Holger Haist augenzwinkernd. Er spürt bereits eine Vorfreude aufs Wochenende: „Das ist etwas Besonderes, immerhin ist es das größte Sportereignis, das unsere Gemeinde wohl jemals gesehen hat. Wann ist hier schonmal ein Tour-de-France-Sieger durchgerollt!?“ Die Teilnahme von Sportschütze André Link an den Olympischen Spielen sei natürlich ebenfalls besonders gewesen, diesmal spiele sich das Event aber in Mundelsheim selbst ab. Und dank des Weinfests ist den Zuschauern rund ums Rathaus gleich ein Rahmenprogramm geboten.

Am Ortsausgang Höpfigheim dürfte dann der Anstieg hinauf Richtung Wellarium geeignet sein, um einen guten Blick auf die Fahrer zu haben. Fahren diese hier doch aufgrund der Steigung nicht ganz so schnell. Die gleiche Situation stellt sich später in Marbach dar, wo es für die Radsportler nur bergauf geht. Das Flair einer Bergetappe dürfte speziell auf der Strecke unterhalb des Polizeireviers aufkommen.Zuständig für die 30 Kilometer lange Rennstrecke im Landkreis Ludwigsburg ist Katharina Laurer aus Pleidelsheim. Es ist einer der größten Zuständigkeitsbereiche entlang der Gesamtstrecke. 220 Streckenposten werden allein hier im Einsatz sein. Bereit erklärt haben sich neben Vereinen auch Einzelpersonen. An markanten Stellen wie der L 1100 am Wellarium wird auch die Polizei im Einsatz sein.Die Starterliste setzt sich zusammen aus 22 Mannschaften mit je sechs Fahrern. Im Feld finden sich die besten deutschen Profis und die weltweit besten Klassementfahrer wieder. So wird Geraint Thomas sein erstes Rennen nach dem Gewinn der Tour de France bestreiten. „Ich habe die Bayern-Rundfahrt zweimal gewonnen und fahre wirklich gerne die Rennen in Deutschland. Es ist ein wunderschönes Land und es macht mir Spaß, dort zu sein“, sagt der Waliser. Erneut wird er auf den Zweitplatzierten der Tour treffen: den Niederländer Tom Dumoulin. Auch Romain Bardet, der in Frankreich in den vergangenen zwei Jahren auf dem Podium stand, geht an den Start. Dazu kommen deutsche Spitzenfahrer wie der Deutsche Meister Pascal Ackermann und Top-Sprinter Marcel Kittel.Für das Radrennen wird der genannte Streckenabschnitt für den Straßenverkehr voll gesperrt. Zuständig hierfür ist das Landratsamt Ludwigsburg, die Kommunen sind nicht involviert. Laut Katharina Laurer werden die Sperrungen jeweils rund eine halbe Stunde lang andauern.Sowohl ARD, ZDF als auch Eurosport berichten über die Deutschland Tour und übertragen zeitweise auch live. Am Sonntag ist laut ARD-Pressestelle eine Live-Übertragung ab 15.45 Uhr geplant – also wohl gerade dann, wenn die Fahrer Marbach hinter sich gelassen haben. Dass Mundelsheim und Höpfigheim im Fernsehen zu sehen sein werden – gezeigt werden auch Luftaufnahmen – ist somit nach jetziger Planung auch unwahrscheinlich. Mundelsheims Bürgermeister hatte sich bei den Cheforganisatoren für Luftaufnahmen der Neckarschleife und der Weinberge stark gemacht. „Diese Punkte sind zumindest auf die Liste aufgenommen worden. Ob Mundelsheim zu sehen sein wird, wissen wir aber auch nicht“, so der Rathauschef.