Am Römerhügel soll demnächst noch sehr viel tiefer gegraben werden. Foto: factum/Archiv

Die Stadt Ludwigsburg hält an ihrem Vorhaben fest: Der Römerhügel soll eine Kleingartenkolonie werden. Zuvor aber müssen die Archäologen ran – und das kostet 200 000 Euro. Der Gemeinderat muss entscheiden.

Ludwigsburg - Das ist schon eine Stange Geld“, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk, „aber wir können die Sache nicht aussitzen.“ Ludwigsburg muss 200 000 Euro aufbringen, wenn die Kleingärtner von der Frommannkaserne auf den Römerhügel umziehen sollen. So teuer kommt nach Schätzung der Archäologen eine Sicherungsgrabung. Die ist nötig, weil die Wissenschaftler im März in der Nähe des Keltengrabes weitere Funde aus frühkeltischer und römischer Zeit gemacht haben. Am Donnerstag wird der Bauausschuss im Gemeinderat darüber diskutieren.

Die Stadtverwaltung hätte auf diese Zusatzkosten gern verzichtet. „Aber wir sind nun mal Eigentümer der Flächen, und die Bewahrung von Kulturanlagen ist eine öffentliche Aufgabe“, beteuert Ilk. Die für die Grabung anfallenden Kosten werden allein dem Eigentümer aufgebürdet. Das seit 2007 geplante Bauvorhaben könne jedenfalls nicht länger verschoben werden. Es sieht vor, dass in der Nähe des Römerhügels – im Gebiet Muldenäcker – drei mehrgeschossige Gebäude mit 45 Wohneinheiten entstehen und dicht daneben, am Turm des Römerhügels, eine Schrebergartenkolonie. Dorthin sollen die Kleingärtner umgesiedelt werden, die bisher ihre Gütle in der Kolonie Frommannkaserne im Gebiet Waldäcker haben.

Steinzeitgrab neben dem Fürstengrab

Die Laubenpieper müssen weichen, weil das Gewerbegebiet Waldäcker in der Nähe der Autobahnauffahrt Ludwigsburg-Süd weiter wachsen soll. Seit der Plan bekannt ist, wehren sich die Kleingärtner dagegen. Die Stadt verweist indes auf Fristen: „Die Pachtverträge für die Frommannkaserne laufen im Oktober 2016 aus“, sagt Ilk. Noch ist auch unklar, ob die Fläche ausreicht, um alle umzusiedeln. Möglicherweise bleibe der eine oder andere außen vor, manche Parzelle falle sicher kleiner aus.

Begeistert sind augenblicklich wohl nur die Archäologen. Obwohl Christian Bollacher, der zuständige Gebietsreferent im Landesdenkmalamt, meint, er könne auch gut damit leben, wenn die im März gemachten Entdeckungen unter der Erde blieben. Nur damit werde dem Denkmalschutz wirklich Genüge getan. Neben Gegenständen, die eindeutig der Keltenzeit und damit dem Fürstengrab in der Nachbarschaft zuzuordnen sind, wurden auch römische Bauwerke und Keramikelemente gefunden. Es handelt sich um ein Grabensystem von 90 auf 90 Meter. „Das ist eine absolute Neuentdeckung“, versicherte Bollacher Mitte März. Da wusste er noch nicht, dass wenig später eine weitere Überraschungen ans Tageslicht kam: Ein Grab aus der Steinzeit, vermutlich 4000 vor Christus, ein an der Stelle völlig unerwarteter Fund, wie der Archäologe sagte. Vermutlich sei hier ein Mann in hockender Stellung bestattet worden. Bei ihm lagen zwei Steinkeile und ein zugespitzter Tierknochen. Weil in dieser Grabstelle keine Keramik gefunden wurde, sei eine exakte Datierung schwierig.

Kein Zeitverlust durch Grabung

Um die Entdeckungen zu heben, benötigten die Denkmalexperten ein halbes Jahr, sagt Bollacher. Es müssten allerdings nicht die gesamten sechs Hektar Land umgepflügt werden, es genüge eine Grabung auf einer Fläche von 1,5 Hektar. Vermutlich werde das Team aus fünf Angestellten und einem Techniker bestehen. Sein Amt sei gerüstet und könne Anfang Juni loslegen – sofern der Ludwigsburger Gemeinderat der Grabung zustimme. Er vertraue darauf, dass sich das Gremium nicht von den hohen Kosten abschrecken lasse, sagt Bürgermeister Ilk. Zeit jedenfalls verliere die Stadt wegen der archäologischen Grabungen nicht: „Wir können das parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans umsetzen.“ Dieses Prozedere soll bis Jahresende abgeschlossen sein, 2017 könnten dann die Arbeiten über der Erde beginnen.