Mit Wärmedämmung kennen sich die Energieexperten aus. Foto: Fachverband Bau

Drei Jahre nach seiner Gründung muss das Kompetenzzentrum für Energie beweisen, ob es auch die Industrie, die Kommunen und die Öffentlichkeit begeistern kann. Das ist schwerer als gedacht.

Ludwigsburg - Große Sprünge hat es bisher nicht machen können. Beim Energetikom, von dem die wenigsten wirklich wissen, was hinter dem viel versprechenden Namen steckt, ist seit seiner Gründung im Jahr 2009 alles auf Kante genäht. Mangels Zuschüssen wurde es als Verein aufgebaut, in dem die Mitglieder einen Jahresbeitrag von 1000 Euro zahlen und dessen Vorstand der Oberbürgermeister Werner Spec ist. „Das Ganze war ein Garagen-Modell“, sagt Spec: „Die Mittel waren minimal, fast schon notdürftig.“

Der Geschäftsstellenleiter wurde quasi ausgeliehen – von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart (WRS). Heute endet die dreijährige Aufbauarbeit, für die der Soziologe Taj Kanga von seinem Arbeitgeber nach Ludwigsburg abgestellt war. Spec ist immer noch erleichtert, dass er die Mittel für die Nachfolge rechtzeitig zusammenbekam: durch einen außerordentlichen Mitgliedsbeitrag der WRS von 25 000 Euro, 80 000 Euro städtischer Förderung und Geld vom Umweltministerium.

Die Zahl der Beitritte stagniert

Doch der Antritt der neuen Geschäftsstellenleiterin Monika Herrmann, einer promovierten Geografin, ist nicht der einzige Grund, warum das Leuchtturmprojekt an einem Wendepunkt steht. Die Zahl der Unternehmen, Einrichtungen und Kommunen, die dem Verein beitreten, stagniert auf niedrigem Niveau. In diesem Jahr stieg sie um nur drei auf 41 Mitglieder. Und auch die Zahl der Aufträge, für die Geld floss, ist übersichtlich: ein einziger – ein Tool zur Ermittlung des energetischen Zustands von Gebäuden, das an die Stadt Ludwigsburg verkauft wurde. Schwäbisch Hall fragte nach einem Gesamtenergiekonzept, doch den Zuschlag bekam ein anderer. „Wir sind ja auch kein Auftragsgenerator“, sagt Kanga. Was, fragt man sich, aber dann?

In erster Linie versteht sich das Energetikom als ein großes Netzwerk, dessen Mitglieder profitieren vom Austausch in interdisziplinären Arbeitskreisen, neuen Kontakten, Projektgruppen, in denen innovative Ideen entwickelt werden, und dem Marketing auf Messen, Kongressen und Veranstaltungen. Das alles läuft schon. Dennoch fällt Kangas Bilanz nüchtern aus; in Vielem waren ihm durch die atypischen Strukturen der Anfänge die Hände gebunden. Fördergelder für Energieprojekte habe er als von der WRS ausgeliehener Mitarbeiter aus rein formalen Gründen nicht akquirieren dürfen. Dieses Problem wird seine Nachfolgerin nicht mehr haben. Sie ist beim Verein direkt angestellt.

Brand hat für Verunsicherung gesorgt

Zudem habe die ewige Standortfrage, die 2010 nach dem Brand der 2Z-Halle im Werkzentrum neu aufflammte, möglicherweise an einer Mitgliedschaft interessierte Unternehmen verunsichert, sagt Kanga. So sitzt das Energetikom im Getrag-Gebäude, das längst energetisch saniert gehört: „Hier passt die Hülle nicht zum Inhalt.“

Von einem zentralen Standort ist der OB mittlerweile ganz abgekommen. Er gehe davon aus, dass das Energetikom in Zukunft auf „zwei bis drei Standorte verteilt sein“ werde, zu denen „zunächst auch noch das Getrag-Gebäude gehört“, sagt Spec. Auch die immer noch fehlenden Spielregeln für den Umgang mit von den Mitgliedern gemeinsam entwickelten Geschäftsmodellen will der Vorstand im November endlich vorlegen: Wer darf was beanspruchen, wenn ein Produkt am Markt erfolgreich ist? Da geht es um komplexe juristische Fragen von Nutzungsrechten und Lizenzen.

Spec wird kräftig werben müssen

Einen Schub werde dem Netzwerk auch die an der Sternenkreuzung geplante Dauerausstellung bringen, die für alle Bürger gedacht ist, glaubt Kanga. Denn noch sei das Energetikom der breiten Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt: „Wir müssen die externe Kommunikation verbessern.“ Damit sein Leuchtturm aber bald auch die Ottonormalverbraucher erhellt, wird Spec wieder kräftig werben müssen. Das Energetikom ist eben noch kein Selbstläufer.