Der Schauspieler Liam Neeson hat sich mit einem Interview in die Nesseln gesetzt. Foto:dpa Foto:  

Nachdem eine Freundin vergewaltigt wurde, hat der Schauspieler Liam Neeson gerade in einem Interview bekannt, habe er Dinge getan, für die er sich heute schäme. Trotz der Scham wird ihm nun Rassismus vorgeworfen.

London - Es ist schon heikel genug, wenn ein Schauspieler bekennt, im echten Leben so brutale Rachepläne gehegt zu haben wie seine Filmfiguren. Der 66-jährige Kinostar Liam Neeson („Schindlers Liste“, „Star Wars“) aber hat jetzt eine persönliche Ein-Mann-sieht-rot-Anekdote mit dem Eingeständnis rassistischer Rage auf die Spitze getrieben. In einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Independent“ hat der gebürtige Ire erzählt, wie er einst nach der Vergewaltigung einer Freundin reagiert habe.

„Ich bin mit einem Totschläger in der Hand durch die Gegend gelaufen und habe gehofft, jemand werde mich anmachen. Ich schäme mich heute beim Erzählen, das hat vielleicht eine Woche gedauert, und ich habe gehofft, irgendein schwarzer Bastard werde aus einer Kneipe kommen und mich wegen irgendetwas anrempeln werde. Damit ich ihn dann töten könnte.“ Die Tonaufzeichnung dieser Interviewpassage hat der „Independent“ auch auf seiner Website veröffentlicht.

Heftige Vorwürfe

Bei den Worten „schwarzer Bastard“, erläutert die Interviewerin Clémence Michallon, habe Neeson mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft gemalt. Es kann also kaum Zweifel geben, dass er mit diesen Worten seine Hassbefindlichkeit von damals erläutern wollte. Man kann Neeson, der in der „Taken“-Reihe mehrfach den knallharten Rächer spielte, im Vorfeld seines neuen Thrillers „Cold Pursuit“ (deutscher Start: 28. Februar 2019) auf die komplizierte Wechselbeziehung von Kino und Leben hinweisen wollte. Einerseits sind die Rachegeschichten des Kinos keine Hirngespinste, sondern haben mit realem Geschehen und echten Befindlichkeiten zu tun. Andererseits können die Problemlösungen schlichter Drehbuchkonflikte keinesfalls auf eine komplexe Realität übertragen werden.

Trotz dieses klaren Kontextes der Äußerungen von Neeson bricht nun ein Sturm der Empörung über ihn herein. Dass er schrecklich unsensibel daherrede, nur um Werbung für seinen Film zu machen, ist noch der geringste Vorwurf. Heftiger ist die Anschuldigung, Neeson oute sich als Rassist. Die Buzzfeed-Autorin Hannah Al-Othman etwa ging Neeson auf Twitter an, dass ihm das wichtigste in seiner damaligen Empörung die Hautfarbe des Vergewaltigers gewesen sei. „Nicht: wie alt war er? Wie groß war er? Sie haben bloß wissen wollen, welche Hautfarbe er hatte? Mir ist egal, wie leid Ihnen das tut, ich finde es widerwärtig.” Liam Neesons Publicity-Manager, vermerkt der Independent, sei derzeit für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Aber Aussitzen wird als Krisenbewältigung in den nächsten Tagen wohl kaum genügen. Seit der Metoo-Bewegung sind Filmkarrieren brüchiger geworden.