Protest, Stau und viele Schaulustige Anfang Januar vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Wird es solche Bilder künftig noch geben? Foto: Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar

Die Klima-Aktivisten der Letzten Generation haben angekündigt, sich in Deutschland von März an nicht mehr auf Straßen festkleben zu wollen. Das Ende aller Blockaden dürfte das aber nicht sein. Jetzt steht der erste Termin fest.

Es sind ungewohnte Dinge, die sich da bundesweit bei der Letzten Generation abspielen. Dass die Klima-Aktivisten, die bisher vor allem durch Straßenblockaden auf sich aufmerksam gemacht haben, eine Aktion vorher ankündigen, ist ziemlich neu. Eine Art Startschuss für die Zukunft des Protests soll es wohl sein. Hintergrund ist die unlängst erfolgte Ankündigung der Gruppe, nach zwei Jahren von März an auf neue Formen setzen zu wollen: „Das Kapitel des Klebens und der Straßenblockade endet“, hieß es da wörtlich.

Jetzt will man nicht nur ins Europaparlament, sondern auch auf der Straße weiter Flagge zeigen – auf andere Weise als bisher. Man wolle Verursacher des Klimawandels direkt konfrontieren, heißt es, aber vor allem auf „ungehorsame Versammlungen“ mit möglichst vielen Menschen setzen.

Der erste Termin dafür steht nun fest. Am 16. März um 12 Uhr will man sich in zehn deutschen Städten versammeln. Darunter befinden sich mit Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe gleich drei in Baden-Württemberg. „Menschen aus der gesamten Gesellschaft kommen zusammen, um sich vom aktuellen Krisenkurs der Regierung abzuwenden und klarzustellen: Wir können das besser, gerechter und menschlicher“, teilt die Letzte Generation mit.

Was unter diesen „ungehorsamen Versammlungen“ zu verstehen ist und was am 16. März konkret passiert, lässt die Gruppe bisher offen. Beim Stuttgarter Ordnungsamt liegt noch keine Anmeldung vor. „Wir hatten vor dem Strategiewechsel schon eine große Vielfalt an Protestformen. Auch, wenn vorwiegend die Klebeproteste durch ihre Unignorierbarkeit große Beachtung und Diskussion fanden“, sagt Mischa Bareuther vom Stuttgarter Ableger der Gruppe. Durch die neue Strategie würden noch mehr Protestformen möglich, „aber weniger kleine Protestaktionen auf Straßen stattfinden, die den Verkehr stören. Ein starker Fokus liegt nun auf anschlussfähigen größeren Protesten.“

Aktivisten legen Fernpassstrecke lahm

Man darf aber offenbar nicht davon ausgehen, dass Aktionen künftig immer vorher bei den Behörden angemeldet und öffentlich angekündigt werden. „In der Regel werden die ungehorsamen Versammlungen nicht angemeldet. In Einzelfällen kann das aber auch anders sein. Neben angekündigten größeren Versammlungen werden auch weiterhin unangekündigte Proteste stattfinden“, sagt Bareuther. Auch Autofahrer sollten sich deshalb wohl nicht zu sicher fühlen, trotz des Klebeverzichts. Und bis zum 16. März könnte es durchaus noch zu anderen Aktionen kommen.

Dass Autofahrer auch weiterhin heftig ausgebremst werden könnten, hat sich erst an diesem Wochenende eindrucksvoll gezeigt. Zum Beginn der Schulferien unter anderem in Baden-Württemberg hat der österreichische Zweig der Letzten Generation am Samstagvormittag die dichtbefahrene Fernpassstrecke in Tirol blockiert. Gegen 10 Uhr legten dort sechs Aktivisten, vier von ihnen auf der Straße festgeklebt, am Fernsteinsee den Verkehr lahm. Bis die Strecke rund eine Dreiviertelstunde später wieder frei war, bildeten sich lange Staus, im Norden zurück bis nach Deutschland. Die Behörden in Österreich sprachen von einem Zeitverlust von bis zu zweieinhalb Stunden – ein ärgerlicher Ferienauftakt für viele Reisende auch aus der Stuttgarter Region.