Auch Äpfel können einen Sonnenbrand bekommen Foto: dpa

Mit interaktiver Karte - Die anhaltende Trockenheit wird in Teilen von Baden-Württemberg zu gravierenden Ernteausfällen führen. Das Bild ist aber keineswegs einheitlich: Im Süden des Landes hat es in diesem Frühjahr sogar wesentlich mehr geregnet als im dreijährigen Mittel.

Stuttgart - Wer gerne heimisches Obst ist, muss sich dieses Jahr vor allem bei Äpfeln auf Flecken auf der Schale einstellen: „Viele Früchte haben Sonnenbrand, die Schale ist verbrannt“, sagt Kathrin Walter, Geschäftsführerin des Landesverbands Erwerbsobstbau (LVEO) Baden-Württemberg. Die Früchte könnten dann nicht mehr als Güteklasse A gehandelt werden und seien zum Teil auch kleiner als gewöhnlich: „Unterm Strich bedeutet das weniger Ertrag.“ Ausgenommen seien aber Plantagen, die durch Hagelnetze geschützt seien.

Apfelbäume stellen, wenn es lange 30 Grad oder wärmer ist, ihr Wachstum ein. „Das holen sie später nicht mehr auf, auch wenn es im August wieder stärker regnet“, sagt Martin Hagen von der Vertriebsgesellschaft Obst am Bodensee. Die Ernte der meisten Apfelsorten beginnt am Bodensee Anfang September, frühe Sorten werden bereits im August geerntet.

Bei den Beeren sieht es ähnlich aus: Sie müssen bewässert werden, damit der Ertrag noch einigermaßen stimmt. „Ein schöner kräftiger Landregen“ wäre die Rettung, meint Kathrin Walter. Aber bloß kein Hagel. So sehr die Beerensträucher unter der Wasserknappheit leiden – eines bleibt ihnen dieses Jahr durch die Trockenheit erspart: die aus Asien stammende Kirschessigfliege. Der Schädling hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer echten Bedrohung von süßem Obst – und deshalb auch von Weintrauben – entwickelt. Doch die Hitze macht auch den Fliegen zu schaffen.

„Bislang ist der Befall nicht so gravierend wie 2014“, sagt Peter Wohlfahrth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands. Allerdings sitze „die Fliege in den Startlöchern“. Generell leidet der Wein von allen landwirtschaftlichen Produkten noch am wenigsten unter der Trockenheit. „Weinreben wurzeln sehr tief“, sagt Werner Bader, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg. „Im Moment haben wir noch kein Problem, bei Junganlagen kann es allerdings kritisch werden.“

Am stärksten betroffen von der Trockenheit ist der Ackerbau. „Im Norden Baden-Württembergs fiel schon im Frühjahr wenig Regen“, sagt Marco Eberle vom Landesbauernverband. Dem Main-Tauber-Kreis etwa fehlten von April bis Juni 50 Prozent der Niederschläge. Das war aber nicht landesweit so: „Im Süden gab es zu viel Regen“, sagt Eberle und blickt etwa nach Ravensburg oder Biberach. Deshalb halte sich der Schaden „in der Summe in Grenzen“.

Auch dem Mais sieht man den Wassermangel an

In großen Teilen des Landes ist es beim Getreide allerdings bereits zur Notreife gekommen. „Das ist vor allem auf schlechteren Böden der Fall, die das Wasser nicht binden“, sagt Marco Eberle. Die Pflanze bildet dann weniger und kleinere Körner aus als gewöhnlich, die auch weniger Nährstoffe enthalten. „Noch gibt es wenig Kümmerkörner“, sagt Eberle. Doch er erwartet Ertragseinbußen – bei der Wintergerste 15 Prozent gegenüber 2014, das allerdings ein sehr gutes Jahr war. Beim Weizen werden die Landwirte wohl fünf bis zehn Prozent weniger dreschen als im Mittel.

Auch dem Mais sieht man den Wassermangel an: „Er spitzt nach oben und rollt die Blätter.“ Er gehe jetzt schon ins Fahnenschieben: „Die Massebildung fehlt.“ Der Mais könnte sich noch erholen, wenn es einen kräftigen Landregen gebe, sagt Eberle. Dem Getreide würde das jedoch sogar schaden: „Es muss jetzt gedroschen werden – Regen wäre jetzt fatal.“ Den Landwirten sind die Hände gebunden. Dort allerdings, wo es häufig Trockenheitsperioden im Frühjahr und Sommer gibt, wie etwa im Main-Tauber-Kreis, pflanzen die Bauern zunehmend trockenheitsresistente Sorten. „Die Auswahl ist da aber noch nicht so groß“, sagt Marco Eberle. Das müsse deshalb verstärkt ein Thema der Pflanzenzüchtung sein.

Weltweit war der Juni 2015 nach Messungen der US-Klimabehörde NOAA der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Der Juni 2015 übertreffe den gleichen Monat des Vorjahres, der der bisherige Rekordhalter war. Auch die gesamte erste Jahreshälfte von Januar bis Juni 2015 sei mit 0,85 Grad Celsius über dem Durchschnitt die wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.

In Deutschland ist der Juli auf Rekordkurs und wird wahrscheinlich einer der heißesten seit Beginn der Messungen.