Ein 31-jähriger Mann hat vor dem Landgericht einen Mord gestanden Foto: dpa

Der Mann, der wegen Mordes an der 61-jährigen Mutter seiner Verlobten vor dem Landgericht Stuttgart steht, hat die Tat gestanden. Angeblich hat er die Frau in Stuttgart-Ost getötet, weil sie sich in seine Beziehung mit ihrer Tochter eingemischt habe.

Stuttgart - Ein Mann dringt am Abend des 9. März dieses Jahres in ein Wohnhaus an der Schellbergstraße im Stuttgarter Osten ein, bringt die 61-Jährige Mutter seiner Freundin mit einem Kochmesser umund verletzt die schwangere Freundin schwer. Dann ruft er blutverschmiert die Rettungskräfte. Die 61-jährige Psychologin stirbt noch am Tatort an ihren schweren Verletzungen, ihre 31-jährige Tochter und deren ungeborenes Kind können gerettet werden. Jetzt steht der gelernte Koch vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts.

Die Versionen könnten nicht unterschiedlicher sein. Lediglich den Beginn der Beziehung schildern die 31-jährige Zahnärztin und der gleichaltrige Koch ähnlich. Der geborene Fellbacher war Patient in der früheren Praxis der Frau. Man unterhielt sich gut, man konnte sich leiden. „Sie ist eine tolle Frau“, sagt der Angeklagte. Nachdem die Medizinerin die Praxis gewechselt hatte, ging sie mit dem Mann aus. Jetzt sei er ja nicht mehr ihr Patient gewesen, sagt sie. Dann sei es rasant gegangen. Ende Dezember 2015, kaum vier Wochen nachdem sie ein Paar geworden waren, zog die Frau zu ihm. Und schon bald sprach man über Familienplanung. „Ich war sehr verliebt“, sagt die Medizinerin.

Opfer wird per Video zugeschaltet

Mitte Februar erfährt die 31-Jährige, dass sie schwanger ist. Aber zuvor war ihr nach eigener Aussage aufgefallen, dass der Vater ihres Kindes leicht reizbar sei, Probleme mit seinen Aggressionen habe und er vor allem immer eifersüchtiger geworden sei. Das gemeinsame Kind als Heilsbringer für die Beziehung? „Ich hatte die Hoffnung, dass alles gut wird. Meine Hoffnung hat sich nicht erfüllt“, sagt die Frau. Sie wird per Video in den Gerichtssaal zugeschaltet, weil eine Aussage in Gegenwart des mutmaßlichen Mörders ihrer Mutter gravierende Auswirkungen auf ihre und ihres Kindes Gesundheit haben könnte.

„Statt besser wurde es immer schlimmer“, so die 31-Jährige, die in rund vier Wochen niederkommen wird. Er habe sie immer massiver überwacht, sie mit Kontrollanrufen bombardiert und einmal gesagt: „Wenn du mich verlässt, wirst du sehen, was mit dir passiert.“

Er fragt: „Wie willst du sterben?“

Die Mutter der Frau, eine erfahrene Psychologin, soll sich laut dem Angeklagten in die Beziehung eingemischt haben. Die 61-Jährige habe ihm nahegelegt, sich von ihrer Tochter zu trennen, sagt der 31-Jährige, der im Hotel des Mannes von Schlagersängerin Andrea Berg in Kleinaspach im Rems-Murr-Kreis sein Kochhandwerk gelernt hat. Seine Verlobte, die sagt, sie seien überhaupt nicht verlobt, erzählt, die Streitereien seien derart eskaliert, dass er ihr gut eine Woche vor der Tat in der Küche ein Messer an den Hals gedrückt und gefragt habe. „Wie willst du sterben?“

Am 9. März spitzt sich die Lage dramatisch zu. Kurz zuvor hatte die 31-Jährige ihre Sachen aus der gemeinsamen Wohnung in Fellbach geholt und war zu ihrer Mutter in den Stuttgarter Osten gegangen. Am Abend steht der Angeklagte unten auf der Straße. Er habe mit seiner Verlobten sprechen wollen, sie sei aber nicht heruntergekommen, sagt er. Also habe er zwei Türen eingetreten und die Mutter in der Wohnung gesehen. Die 61-Jährige flüchtet ins Schlafzimmer und drückt die Tür zu. Doch der Mann ist zu kräftig. Er presst die Tür auf, in der rechten Hand eines seiner Kochmesser. „Dann habe ich zugestochen, oft zugestochen“, so der 31-Jährige. Der Prozess wird fortgesetzt.