Can Lehmann will nach dem Abitur auch Informatik studieren.. Foto: privat

Can Lehmann besucht derzeit das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach. Im Frühjahr hat er sich beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ mit einer Programmiersprache in seinem Fachgebiet den Sieg gesichert.

Marbach - Der 17-jährige Can Lehmann ist Schüler am Friedrich-Schiller-Gymnasium und steht kurz vor dem Abitur. Ende März konnte er beim Wettbewerb „Jugend forscht“ den Landessieg im Fachgebiet Mathematik/Informatik erringen. Daneben steckt er momentan tief in den Abiturvorbereitungen. Trotzdem hat er sich nun die Zeit genommen und einen Einblick in sein Projekt gegeben.

Can, wie ist es dir am Tag deines Erfolges ergangen? Hattest du mit diesem fantastischen Ergebnis beim Wettbewerb „Jugend forscht“ gerechnet?

Ich hatte vor zwei Jahren schon einmal am Landeswettbewerb teilgenommen und einen zweiten Platz belegt. Insofern kannte ich die Abläufe des Wettbewerbs schon. Trotzdem nahmen am Landeswettbewerb „Jugend forscht“ auch dieses Jahr wieder viele gute Projekte teil. Mit der Erstplatzierung konnte ich also nicht rechnen. Als ich von dem Erfolg erfuhr, war ich selbstverständlich sehr glücklich, dass sich die Arbeit, die ich in mein Projekt investiert habe ausgezahlt hat.

Du machst derzeit Dein Abitur am FSG. Hat dir die Vorbereitung auf den Wettbewerb nicht sehr viel Zeit gestohlen?

Ich arbeite mittlerweile seit über einem dreiviertel Jahr fast durchgängig an meinem Projekt. Die Abivorbereitungszeit ist in diesem Zeitrahmen dagegen nur vergleichsweise kurz. Als ich mich mit meinem Projekt bei „Jugend forscht“ angemeldet habe, war mir bewusst, dass das Abitur direkt zwischen den Landes- und den Bundeswettbewerb fällt und ich musste meine Zeitplanung entsprechend anpassen. Dennoch würde ich natürlich gerne mehr an der Weiterentwicklung meines Projekts arbeiten.

Der Bundeswettbewerb, an dem du als Landesfinalist auch teilnimmst, findet im Mai statt. Wie schaffst du es da, dich parallel zum Abiturstress optimal darauf vorzubereiten?

Sich auf Abitur und Bundeswettbewerb gleichzeitig optimal vorzubereiten, ist fast nicht möglich. Ich hätte gerne in der Zeit zwischen den Wettbewerben viele Verbesserungen an meinem Projekt vorgenommen, die sich aber zeitlich bisher einfach nicht umsetzen ließen. Für mich hat das Abitur zurzeit zwar eine höhere Priorität als der „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb, ich bin aber dennoch dankbar für die Abwechslung, die die Vorbereitung auf den Wettbewerb von der Abivorbereitung bietet.

Du hast im Kontext von „Jugend forscht“ eine spezielle Programmiersprache entwickelt, mit der sich Teile eines Computerprogramms anhand vorgegebener Eingabeparameter automatisch ableiten lassen. Kannst Du allgemein verständlich erklären, welcher Vorteil darin liegt?

Wie man in der Schule vielleicht mal gehört hat, wird die Ableitung einer mathematischen Funktion dafür eingesetzt Hoch- und Tiefpunkte zu finden. In der Informatik und insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz ist der Verwendungszweck sehr ähnlich: Da ein selbstlernender Algorithmus aus einer Reihe an mathematischen Operationen besteht, kann man die Zahl der Fehler, die er macht, mit den Ableitungen der einzelnen Operationen minimieren. Meine Sprache bietet hier zwei große Vorteile. Forscher und Forscherinnen, die sie verwenden, müssen viel weniger Programmcode schreiben, um neuartige Operationen für solche Algorithmen zu entwickeln. Zusätzlich ist auch die Laufzeit der neuen Operationen sehr schnell.

Findest Du in der Schule und vielleicht auch Zuhause ein Umfeld, das dich bei derartigen Projekten unterstützt?

Ich nehme seit mehreren Jahren an der Informatik AG des Kepler-Seminars in Stuttgart teil. Dort werden Schüler unter anderem bei der Teilnahme an solchen Wettbewerben unterstützt. Die Betreuer geben beispielsweise Feedback zu schriftlichen Arbeiten und beantworten themenspezifische Fragen. Aber auch wer nicht an einem Wettbewerb teilnimmt, findet dort eine offene Atmosphäre, bei der Ideen ausgetauscht und diskutiert werden können.

Stehst du eigentlich schon in Kontakt mit Firmen, die an deinem Projekt Interesse zeigen?

Programmiersprachen zu kommerzialisieren ist im Allgemeinen sehr schwierig. Man steht vor einem Henne-Ei-Problem: Nutzer der Sprache entwickeln Programmbibliotheken, die die Fähigkeiten dieser erweitern, aber ohne eine große Zahl an Fähigkeiten der Sprache ist es kaum möglich neue Nutzer zu gewinnen. Ohne Nutzer ist eine Programmiersprache also wertlos. Da die meisten Programmiersprachen frei verfügbar sind, wird ein potenzieller Nutzer eine frei verfügbare Programmiersprache fast immer einer kommerziell angebotenen vorziehen. Deshalb plane ich zurzeit meine Sprache als ein Open Source Projekt anzubieten, das für jeden frei verfügbar ist.

Was kommt nach dem Abitur und wo soll es beruflich für dich hingehen? Bleibst du bei dieser Thematik und studierst einschlägige Fächer? Oder ist das nur ein Hobby?

Ich plane nach meinem Abitur Informatik zu studieren und anschließend in der Forschung tätig zu sein. In der Informatik gibt es noch viele offene Probleme und viel Potenzial, Neues zu entdecken.