Die Gedenkstätte neben dem US-Airfield wurde nach den Entwürfen der Künstlerin Dagmar Pachtner gebaut. Sie hat auch eine Idee für eine Erweiterung vorgelegt. Foto: Norbert J. Leven

Die Filderstädter Sozialdemokraten regen an, die KZ-Gedenkstätte am Flughafen zu erweitern. Erste Ideen einer Künstlerin liegen bereits vor.

Filderstadt/Leinfelden-Echterdingen - Zwei Ereignisse, welche die deutsche Geschichte maßgeblich beeinflusst haben, werden im kommenden Jahr noch stärker in Erinnerung gerufen als für gewöhnlich. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs jährt sich 2014 zum 75. Mal, der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Die SPD-Fraktion im Filderstädter Gemeinderat hat für den Internationalen Antikriegstag am 1. September 2014 eine Vision. Sie wünscht sich, dass an diesem Gedenktag eine Erweiterung der KZ-Gedenkstätte zwischen Echterdingen und Bernhausen eingeweiht wird.

Im Finanz-, Kultur- und Sozialausschuss wurde dieser Wunsch als Haushaltsantrag der Sozialdemokraten beraten. 25 000 Euro soll der Ausbau der Gedenkstätte kosten. Die Städte Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen sollen sich den Betrag nach dem Wunsch der Fraktion gleichmäßig teilen.

Würfel aus Beton

„Es liegt eine Idee vor“, sagt SPD-Stadtrat Willfried Nobel, der derzeit Stiftungsratsvorsitzender der Gedenkstiftung „Gemeinsame Erinnerung – gemeinsame Verantwortung für die Zukunft“ ist. Laut Nobel hat sich die Künstlerin Dagmar Pachtner – sie hat die Gedenkstätte „Wege der Erinnerung“ neben dem US-Airfield entworfen – bereits Gedanken über eine Erweiterung gemacht. Als zweiten Baustein des im Juni 2010 eröffneten Mahnmals schlägt Pachtner „eine Art Kubus“ vor, wie Nobel sagt. Solche Würfel aus Beton sollen an verschiedenen Ecken der Gedenkstätte aufgestellt werden.

Die Idee dahinter: Die Würfel zeigen in Richtung der Orte, die mit dem ehemaligen KZ-Außenlager verbunden sind – analog zu den Wegen der jetzigen Gedenkstätte. Letztere führen auf das Gräberfeld und auf den Hangar, in dem die jüdischen Häftlinge untergebracht waren, zu. Die Erweiterung würde sich auf weitere authentische Orte beziehen, anhand derer sich das grausame Schicksal der Männer nachvollziehen lässt. Dies sind die Steinbrüche in Leinfelden, Plieningen und Bernhausen, wo sie im Winter 1944/45 bei strengem Forst schuften mussten, sowie ein Massengrab, wo 66 von ihnen nach ihrem Tod verscharrt wurden.

Stiftungsrat will abwarten

Filderstadts Erster Bürgermeister Andreas Koch erwähnte die Vorschläge der Künstlerin im Ausschuss. Allerdings schlug er vor, erst Gespräche mit der Nachbarstadt aufzunehmen, bevor die Pläne weiter verfolgt werden. „Es ist wichtig, dass man hier einen Gleichschritt mit Leinfelden-Echterdingen macht“, sagte Koch. Auch der Stiftungsrat will laut Nobel erst die Haushaltsberatungen in L.-E. abwarten. Dort wird der Etat für 2014 Ende März beschlossen.

Willfried Nobel liegen noch andere Punkte am Herzen. Er fände es schön, wenn der Hangar und das Gräberfeld auf dem Gelände des US-Airfields vom nächsten Jahr an dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich wären. Bislang gewähren die US-Streitkräfte nur zu besonderen Anlässen Einlass. Die Sache sei aber nicht so einfach, berichtet Nobel: „Wir sind in gewisser Weise ratlos, an wen man sich da wendet. Es fehlt schlichtweg an einer Rechtsgrundlage, auf die man sich beziehen könnte.“

Partnerschaft mit Stutthof?

Im Gemeinderatsausschuss in Filderstadt kam noch der Antrag der SPD auf eine weitere Städtepartnerschaft zur Sprache. Die Filder-Städte sollen demnach die Möglichkeit überprüfen, eine Verbindung mit dem polnischen Stutthof (bei Danzig) einzugehen. Dort befand sich das KZ, von dem aus die SS die 600 Häftlinge ins KZ-Außenlager Echterdingen-Bernhausen schickte.

Bürgermeister Koch steht dieser Idee skeptisch gegenüber. Bei der Verwaltung sei man mit den bestehenden fünf Städtepartnerschaften schon gut bedient, meinte er. „Eine sechste können wir uns nicht vorstellen.“ Damit eine solche Partnerschaft mit Leben gefüllt werde, müsse man viel Arbeit hineinstecken, so Koch. Dafür benötige die Stadt extra Personal, gute Kontakte und eben auch Dolmetscher, ergänzte er.

Man könne auch punktuelle Projekte ins Leben rufen, zum Beispiel über Schulen, sagte daraufhin die SPD-Rätin Karin Selje. Armin Stickler (Grüne/FFL) berichtete von Kontakten der Fleinsbachrealschule zu einer Stadt in Polen. „Vielleicht kann man da ansetzen“, regte er an. Laut Koch sind auch Projekte denkbar, die mit der Gedenkstiftung umgesetzt werden.