Konzerte wie hier von The Croonies Ende 2019 soll es ab Herbst wieder im Schlosskeller geben. Foto: Archiv (avanti)

Die Kultur soll in Marbach wieder einen Aufschwung erleben, unter anderem mit einem Star aus Österreich, einem besonderen Bauwagen und der Rückkehr einer Kult-Location.

Marbach - Melanie Salzer hatte eigentlich gedacht, dass 2020 mit dem ersten Lockdown das Schlimmste überstanden wäre. Als dann aber bis weit ins vergangene Jahr hinein erneut das Stoppschild für Konzerte, Comedy-Abende und Co. hochging, wurde die Marbacher Kulturfachfrau eines Besseren belehrt. Die Besucherzahlen brachen weiter ein, waren 2021 meilenweit von den Prä-Corona-Zeiten entfernt. Und auch jetzt noch, da die meisten Veranstaltungen wieder über die Bühne gehen können, erlebe sie eine gewisse Vorsicht beim Publikum, bleibe die Nachfrage reserviert, berichtete Salzer am Donnerstag im Verwaltungsausschuss. Nun hofft sie, dass 2022 die Kehrtwende gelingt. Am Programm dürfte es jedenfalls nicht scheitern. Dort tauchen mitunter illustre Namen auf.

Besuch aus der Alpenrepublik

Allen voran der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros. Der Star aus der Alpenrepublik wird, wenn nichts mehr dazwischenkommt, am 31. Mai in der Schillerstadt gastieren. Ursprünglich hätte er schon am 6. Januar auftreten sollen. Doch für diesen Termin waren – entgegen dem sonstigen Trend – im Vorfeld zu viele Karten verkauft worden. Jedenfalls mehr, als dann tatsächlich Zuschauer zum Zeitpunkt des Konzerts zugelassen gewesen wären, wie Melanie Salzer berichtete. Also habe man die Veranstaltung verschieben müssen.

Verlegt wurde auch der Gig von Zydeco Annie & Swamp Cats, die statt im Februar nun im Oktober das Publikum mit ihren Songs begeistern wollen. In dem Monat steht noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: Die Gruppe FÜENF macht bei ihrer Abschiedstour einen Abstecher nach Marbach. Viele Besucher werden sicher auch die Show des bekannten Comedian Matze Knop am 9. Dezember nicht verpassen wollen.

Kunst zum Anfassen

Wer selbst Teil eines Kunstprogramms werden möchte, dürfte bei der neuen Kampagne der Kulturregion Stuttgart auf seine Kosten kommen. Im Rahmen des Projekts steuert ein Bauwagen verschiedene Kommunen an. Gefüllt ist er mit Materialien, mit denen der Platz um den Standort herum nach eigenem Gusto gestaltet werden kann. Ziel ist, dass die Besucher dabei auch ins Gespräch, vielleicht sogar ins Philosophieren kommen. In Marbach wird der Wagen vom 25. bis zum 29. Mai Station machen. Salzer kündigte an, dass er vor dem Deutschen Literaturarchiv oder dem Park auf der Schillerhöhe parken könnte. „Vielleicht kann man das nochmal umdisponieren“, warf allerdings Susanne Wichmann von den Grünen ein. „Es wäre eigentlich toll, wenn dieser Bauwagen in der Innenstadt steht“, erklärte sie. Schließlich gehe es unter anderem um die Belebung des öffentlichen Raums, wovon die wegen der aktuellen Sanierung gebeutelten Selbstständigen in der Fußgängerzone profitieren könnten. Die Verwaltung versicherte, den Standort zu prüfen.

Publikum in die City könnte auch das Vorhaben der Galeristin Monika Schreiber bringen. Hierbei soll Kunst auf der Baustelle entstehen. Eine Walze werde die Aufgabe einer Druckerpresse übernehmen, erläuterte Salzer. Am Ende solle eine Grafik entstehen.

Seltene Klänge

Experimentelle Musik steht hingegen bei einem Projekt im Mittelpunkt, das über das Kulturfestival der Region im Herbst geplant ist. Angedacht ist, dass das Künstlerinnenkollektiv Chicks on Speed eine elektromagnetisch steuerbare Soundskulptur produziert. „Die Beschreibung ist schwierig. Es hat mit Elektrizität und mit Tönen zu tun“, sagte Salzer. Dem künstlerischen Leiter Julian Warner schwebe als Ort des Geschehens die Bornack-Halle am Kraftwerk vor.

Ein Comeback ist in Sicht

Eine besondere Atmosphäre als Veranstaltungsstätte zeichnet auch den Schlosskeller aus. Doch diese Kult-Location kann coronabedingt aktuell nicht bespielt werden. Das soll sich aber wieder ändern. Melanie Salzer plant eine Reaktivierung im Herbst. Drei Events habe sie dort in diesem Jahr noch vorgesehen. „Das ist aber alles noch nicht fest“, schränkte sie zugleich ein.

Handlungsbedarf

Während beim Schlosskeller in Zeiten der Pandemie die beengten Verhältnisse ein Problem sind, hat die Rielingshäuser Gemeindehalle andere Schwachstellen: „Das Licht ist sehr schlecht“, berichtete Salzer. Es lasse sich nicht dimmen, sei grell und veranlasse das Publikum geradezu zu Schmerzensschreien, wenn es nach einer Veranstaltung wieder angehe. Außerdem würden einige Bühnenlichter die Rahmenbedingungen verbessern. „Ansonsten ist die Halle herrlich“, sagte die Fachfrau vom Kulturamt.

Informationen an heikler Stelle?

Die Konzerte und Shows, die in der Gemeindehalle oder anderswo anberaumt sind, könnten nach der Vorstellung einiger Räte auch auf einer digitalen Tafel beworben werden. Michael Herzog (Freie Wähler) regte an, einen solchen Monitor womöglich beim Torturm zu platzieren, wo nun beim Kriegerdenkmal die Namen von im Krieg Gefallenen aufgeführt sind. Vielleicht könne man die Tafel zum Friedhof verlegen. Ein Vorschlag, den Hendrik Lüdke von Puls unterstützte, dem das Kriegerdenkmal ohnehin sauer aufstößt. „Ich denke, in der Altstadt wird das wichtigste Wort die Denkmalbehörde haben, die sagen kann, was dort alles möglich ist“, erklärte Bürgermeister Jan Trost und machte damit klar, dass sich die Stadt in der Frage mit der Behörde abstimmen muss.

Auktion für Kulturschaffende

Versteigerung
 Marbach darf sich offiziell Schillerstadt nennen. Was auch bedeutet: die alten 21 Ortsschilder braucht es nicht mehr. Drei davon wandern ins Archiv, die restlichen Tafeln sollen versteigert werden. Der Erlös soll den von der Coronakrise stark gebeutelten Kulturschaffen zugutekommen.

Auktion
 Das Konzept dazu hat der Stadtmarketingverein entwickelt. Demnach soll die Versteigerung der zuvor von lokalen Betrieben zu Magnetpinnwänden oder Schlüsselregalen aufgemodelten Schilder in der Innenstadt als ein Event stattfinden, das auch für eine Belebung der City sorgt.