Straßenkinder und deutsche Jugendliche haben an fünf Tagen gemeinsam einen Spielplatz in Skopje gestaltet. Foto: Stefanie Käfferlein

Die Kukuk Kids haben fünf Tage lang in Skopje verschiedene Spielgeräte für Straßenkinder aufgebaut. Mit einem Fest wurde der Spielplatz in Betrieb genommen.

Stuttgart-Möhringen - Für Mirjam Lampe steht fest: Die Woche in Shutka war die intensivste ihres Lebens. Shutka ist ein Stadtteil von Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens, und zugleich der größte Roma-Slum weltweit. „Wir hatten so viele Erlebnisse, die alle Facetten des Lebens in so komprimierter Zeit widergespiegelt haben“, sagt die Gründerin der Kukuk Kids und ergänzt: „Es war wahnsinnig beeindruckend zu sehen, wie sich alle auf Augenhöhe begegnet sind und Hand in Hand gearbeitet haben.“ Alle hätten sich gegenseitig geachtet und respektiert. „Das fand ich ein tolles Gefühl“, sagt die ausgebildete Arbeitserzieherin.

Fünf Tage lang haben die Kukuk Kids gemeinsam mit Mädchen und Jungen des Sankt Josefsheims und der Evangelischen Schule Berlin Zentrum die Außenfläche des Daily-Care-Centers, einer Einrichtung für Straßenkinder, umgestaltet. Die Kukuk Kids sind der Nachwuchs des Vereins Kukuk Kultur, der aus dem Landschaftsarchitekturbüro an der Rosenwiesstraße hervorgegangen ist. Schon einmal waren die Möhringer in Shutka. 2012 haben sie einen Spielplatz für das Kinder- und Jugendzentrum Nadez gebaut. „Es war erschreckend zu sehen, wie die Kinder dort im Müll leben“, sagt Lampe.

Nicht immer verlief alles reibungslos

Dass sie am 23. Mai nun mit mehreren Gruppen verreist ist, war für Lampe eine Premiere. 50 Personen, darunter acht Erwachsene und Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren, sind mit dem Bus nach Mazedonien gereist. „Alle drei Gruppen haben sich so gut verstanden, dass ich künftig gern einmal im Jahr ein Projekt mit verschiedenen Einrichtungen und den Kukuk Kids realisieren möchte“, sagt Lampe. Von morgens bis abends werkelten die Deutschen unter fachlicher Anleitung von Kukuk-Mitarbeitern auf der Baustelle – umringt von vielen Schaulustigen.

„Immer mehr Roma kommen zu uns und bieten in perfektem Deutsch ihre Hilfe an, versorgen uns mit leckerem Mokka und alle wollen immer überall mit Hand anlegen, so dass unsere Baustelle in großen Schritten voranschreitet“, schrieb Lampe nach dem zweiten Tag per E-Mail an die Eltern der Jugendlichen. Doch nicht immer verlief alles reibungslos. „Wir wussten zunächst nicht, ob wir anfangen können zu bauen“, sagt Lampe. Der Grund: das Holz lag noch beim Zoll, als die Helfer aus Deutschland ankamen. „Wir haben trotz allem begonnen zu graben“, erzählt sie. Als die Löcher für die Fundamente gebuddelt waren, waren auch die Baumstämme in Shutka angekommen. Sie wurden von dem Drogeriemarkt-Unternehmen dm gesponsert. Am dritten Tag folgte ein weiterer Dämpfer. Der Bürgermeister verhinderte die Arbeiten, weil er plötzlich die Sicherheit der schiefen Baumstämme anzweifelte. „Wir mussten versichern, dass alles in Ordnung ist und haben ihm die unterschriebenen Verträge erneut vorgelegt.“

„Wir haben sogar eine Band organisiert“

Nach fünf Tagen werkeln, sägen und streichen wurde der Spielplatz mit einem Fest und Vertretern aus der Deutschen Botschaft und von dm in Betrieb genommen. „Wir haben sogar eine Band organisiert“, sagt Lampe. Ein Vater eines Kukuk-Kindes hatte einen großen Topf Chili für alle Gäste gekocht. „Es war eine ausgelassene Stimmung“, sagt Lampe. Als die Musiker aufhörten zu spielen und die Stimmung zu kippen drohte, verließen die Jugendlichen mit ihren Betreuern und Begleitern den Platz und kehrten in ihre Hostels zurück.

„Am nächsten Tag sind wir in Richtung Ohridsee aufgebrochen, um noch zwei gemütliche Tage zu verbringen“, sagt Lampe. Bei der anschließenden Heimreise waren sich die Jugendlichen einig, dass sie jederzeit wieder an einem solchen Projekt mitarbeiten würden. „Mich hat’s echt gefreut, wie die Mazedonier immer auf einen zugegangen sind“, schrieb beispielsweise ein Teilnehmer in ein Erinnerungsbuch.

Kindern Erlebnisse schenken

Verein:
Der Verein Kukuk Kultur wurde im März 2010 gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Bernhard Hanel und Robin Wagner, Chefs der Firma Kukuk. Ziel des Vereins ist es, „den Erwachsenen von morgen ein Stück Unbeschwertheit zurückzugeben“. Realisiert werden Projekte für Kinder und Jugendliche in „von Krisen gekennzeichneten und strukturschwachen Regionen“.

Fest
: Der Verein Kukuk Kultur präsentiert am Samstag, 6. Juli, unter der Überschrift „Viva la cultura“ seine Arbeit bei einem Fest im Ocho, dem Tangoloft an den Wagenhallen. Beginn ist um 20 Uhr. Eintritt darf jeder so viel zahlen, wie er möchte. Der Erlös geht an den Verein.

Spenden:
Der Verein ist stets auf Spenden angewiesen. Diese gehen auf folgendes Konto: Kukuk Kultur, Kontonummer 701 694 850 0, Bankleitzahl 430 609 67, GLS Bank Bochum.