Der Verdienst der Gebäudereiniger liegt über dem Mindestlohn. Foto:  

Im Gebäudereiniger-Handwerk ist die Sorge groß, dass Mitarbeiter kündigen und stattdessen lieber Bürgergeld kassieren. Eine Branchenumfrage zeigt, dass das keine Einzelfälle sind.

Die Sorge der Reinigungsunternehmen, dass Mitarbeiter ihren Job aufgeben und lieber Bürgergeld beziehen ist nicht unbegründet. Nach einer Umfrage des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) spüren viele Unternehmen bereits jetzt erste Auswirkungen des Bürgergelds, das 2024 um zwölf Prozent steigen soll, wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt hat.

Etwa zwei Drittel der Betriebe haben laut Umfrage die Erfahrung gemacht, dass Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld ihren Job aufgeben. Befragt wurden rund 2500 Mitgliedsunternehmen im Reinigungsgewerbe, das hierzulande rund 700 000 Beschäftigte hat.

Abstand zum Lohn wird geringer

Konkret antworteten 28,4 Prozent der Unternehmen, dass bei ihnen „bereits mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt oder eine Kündigung in Aussicht gestellt haben“, so der Verband. Weitere 40 Prozent bestätigen den Trend, sprechen aber noch von Einzelfällen.

Diese Entwicklung spiegle sich auch in Baden-Württemberg, sagt Wolfram Schlegel, Geschäftsführer der Landesinnung des Gebäudereiniger-Handwerks Baden-Württemberg. Durch die Erhöhung des Bürgergelds werde der Abstand zum Lohn geringer. Viele Mitarbeiter sagten sich, arbeiten lohne sich nicht mehr, weiß Schlegel von Betrieben. Er hält das für ein gesellschaftliches Problem, gleichzeitig fehlten der Branche Mitarbeiter.

Branchenverdienst liegt über dem Mindestlohn

Dabei liegt der Verdienst in der Branche über dem gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro. Derzeit sind es im Gebäudereiniger-Handwerk 13 Euro pro Stunde für einen ungelernten Beschäftigten bei einer 39-Stunden-Woche, ab 2024 dann 13,50 Euro. Ein Geselle kommt auf über 17 Euro. Zum Vergleich das Bürgergeld: Eine alleinstehende Person bekommt seit Januar 2023 als Regelbedarf 502 Euro, ab 2024 dann 563 Euro. Für ein Paar mit drei Kindern sind es künftig 2230 Euro, derzeit 1988 Euro.

„Dass das neue Bürgergeld bei sieben von zehn Unternehmen in Deutschlands beschäftigungsstärkstem Handwerk die Personalnot verschärft, sollte die Politik dringend alarmieren“, mahnt Bundesinnungsmeister Thomas Dietrich. Er appelliert an die Politik, die Balance zwischen Fordern und Fördern sowie sozialem Ausgleich und Anreiz zur Arbeit müsse dringend im Auge behalten werden – sonst drohe eine gefährliche Entwicklung für den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und die Leistungsfähigkeit des Standortes.