KSC-Trainer Christian Eichner steht nicht zur Debatte. Foto: dpa/Soeren Stache

Sportliche Tristesse und Differenzen in der Vereinsführung statt Aufstiegsträume: Der Karlsruher SC enttäuscht in dieser Saison. Was ist beim badischen Fußball-Zweitligisten eigentlich los?

Die Zukunft von Trainer Christian Eichner beim Karlsruher SC diskutiert der Sportchef nicht. „Er steht nicht zur Debatte“, stellte Sebastian Freis klar. Für die ersten Monate nach seinem Aufstieg zum Bereichsleiter Sport des badischen Fußball-Zweitligisten dürfte sich der 38-Jährige andere Themen gewünscht haben als zu wenige Siege, drohende Abstiegsnöte oder die Trainer-Frage. 

Abseits der sportlichen Tristesse rücken ein aufgewühltes Umfeld und heftige Differenzen in der Vereinsführung den Traditionsclub in ein schlechtes Licht. Entzündet hatte sich der Streit im Beirat an der Art und Weise der Freistellung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer, die am 1. April nach einer 3:2-Entscheidung im Beirat der Management GmbH per E-Mail erfolgt war. Die beiden Vizepräsidenten des Clubs, Martin Müller und Günter Pilarsky, die gleichzeitig die größten Kreditgeber des Vereins sind, hatten sich in der entsprechenden Sitzung überrumpelt gefühlt. Zuletzt mischte sich sogar der Karlsruher Fan-Dachverband „Supporters“ ein und drohte Müller offen mit einer Abwahl in der Mitgliederversammlung am 4. Dezember.  

Stindl-Euphorie längst verpufft

Die Euphorie vom Sommer um die Eröffnung des neuen Wildparkstadions und die Rückkehr von Eigengewächs Lars Stindl ist jedenfalls verpufft. Nachdem der KSC von außen gar als Aufstiegskandidat gehandelt worden war, sieht die Realität vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Nürnberg ganz anders aus. Tabellenplatz 15, 13 Punkte aus 13 Spielen - eine Aufstiegschance in ganz weiter Ferne.   

Eichner mache es „genau richtig“ und bleibe trotz des Negativtrends seiner Linie treu, sagte Freis und spricht von einer „guten und vertrauensvollen“ Zusammenarbeit nach „einer kurzen Anlaufzeit“. Ob so die Wende klappt? Wie groß die Abstiegsnot in dieser Saison werden könnte, werden erst die kommenden Monate zeigen. Noch will sich Freis aber um einen möglichen erneuten Absturz in die 3. Liga keine Sorgen machen.

Rückkehr in Liga eins das langfristige Ziel

„Mit dem Szenario beschäftige ich mich nicht, weil ich großes Vertrauen in die Mannschaft habe“, sagte der frühere Bundesliga-Profi der Deutschen Presse-Agentur: „Trotzdem ist es nach so vielen Spieltagen nicht so, dass die Tabelle ein verzerrtes Bild ergibt. Von da her müssen wir es realistisch einschätzen, dass es eine große herausfordernde Situation ist.“

Als er offiziell vorgestellt wurde, sprach Freis selbst davon, sich mit dem Club langfristig so ausrichten zu wollen, dass die Rückkehr in die erste Liga perspektivisch möglich werde. Fünf Monate nach der Trennung von Sportchef Kreuzer war der vormalige Organisator der Scouting-Abteilung in der neuen Struktur des KSC-Bereichsleiter Sport geworden. Er hat aber bei Weitem nicht die Kompetenzen, die Kreuzer als Geschäftsführer Sport besaß. In der neuen Struktur ist Michael Becker der alleinige Geschäftsführer.

Freis geht „positiv“ in die nächsten Wochen

„Wir brauchen nicht in Panik verfallen“, beschwichtigte Freis, der mit für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich ist. Er forderte aber auch: „Wir sollten bis Weihnachten noch ein paar Punkte holen.“ 

Der frühere KSC-Stürmer setzt dafür auf die Heimspiele. Nürnberg (26.11.), Hansa Rostock (3.12.) und die SV Elversberg (17.12.) reisen nach Karlsruhe. Auswärts steht ein Spiel bei Hannover 96 an (8.12.). Grundsätzlich gehe er „sehr positiv“ in die kommenden Wochen, sagte Freis. Acht Punkte aus sechs Heimspielen sind aber eine wenig überzeugende Bilanz. Es mangele an Konstanz, kritisierte Freis, und auch an Mut: „Ich habe schon wahrgenommen, dass nicht jeder so aktiv den Ball gefordert hat.“  

Nur ein Sieg aus den letzten neun Spielen

Die Rückkehr von Stindl von Borussia Mönchengladbach hatte die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Spielzeit geschürt und die Fans begeistert. Die Offensive funktioniert aber mit dem langjährigen Gladbacher und früheren Nationalspieler nicht wie erhofft. „Eine andere Liga hat wieder andere Herausforderungen, auch wenn man denken mag, dass so ein Spieler tendenziell noch einen stärkeren Impact haben sollte“, sagte Freis, „aber das ist nicht selbstverständlich, wie wir auch gesehen haben.“

Von den vergangenen neun Zweitliga-Spielen gewann der KSC nur eins. Man habe „einiges zu tun“, räumte Eichner vor der Länderspielpause ein.